Amphibien- und Reptilienschutz aktuell


Lexikon An - Ax

Analdrüsen, die
bei vielen Schlangen in der Schwanzwurzel liegende, paarige, säckchenförmige holokrine Drüsen, bei Männchen kleiner als bei Weibchen, Analdrüsen produzieren oft ein unangenehm riechendes Sekret unterschiedlicher Farbe, das bei Bedrohung aus dem Analspalt ausgeschieden wird, besonders markant ist der knoblauchartige, langanhaltende Geruch des Analdrüsensekrets der Ringelnatter

Anale, das (gr.), 
Kloaken-, Anal- oder Afterschild bei Reptilien
bedeckt als einfaches oder geteiltes Schild den Analspalt

Analfeld, das, syn. Afterfeld
Umgebung des Analspalt, das Analfeld ist bei Reptilien durch eine besondere Beschuppung, Größe und Form gekennzeichnet 

Analspalt, der (lat.), syn. Kloake
gemeinsame Austrittsöffnung von Enddarm und Geschlechtsprodukten bzw. der Begattungsorgane der Männchen,
Ansatzpunkt zur Messung der Kopf-Rumpf-Länge

Anguidae, die (lat.), Schleichen
Familie der Anguinomorpha, weltweit etwa 75 Arten
Gestalt: kleine bis mittelgroße Formen, Körper langgestreckt, Kopf kaum abgesetzt, Augenlider beweglich, Pileus stets ausgebildet, Zunge mehr oder weniger zweizipflig, Schuppen glatt, stammesgeschichtlich ältere Formen mit normal ausgebildeten Extremitäten, oft Tendenz zu deren Rückbildung bis zur Beinlosigkeit (rudimente von Becken- und Schultergürtel vorhanden), Schwanz erreicht mindestens KRL, fähig zur Autotomie, ovipar, einige Arten ovovivipar
In Europa: Anguis fragilis und Ophisaurus apodus

Anguinomorpha, die (lat.)
Infraordnung der Sauria, nahezu weltweit verbreitet
Parietale unpaarig, Zähne sämtlich solid, Zahnwechsel alternierend, neue Zähne entstehen hinter den alten, Zunge meist lang, unterschiedlich tief gespalten (zweizipflig), häufig Tendenz zur Extremitätenreduktion bis zur Beinlosigkeit
5 Familien: Anguidae, Xenosauridae, Helodermatidae, Lanthanotidae, Varanidae

Anguis fragilis Blindschleiche 

anthropogen (gr.)
auf den Menschen zurückgehend, vom Menschen beeinflusst, verursacht oder geschaffen

Antiprädatorverhalten, das
Summe aller zum Schutz gegen Prädatoren gerichtete Verhaltensweisen
das Antiprädatorenverhalten wird unterteilt in:
morphologische Reaktionen: Schwanzautotomie bei Reptilien, auffällige Färbung bei "giftigen" Tieren (Feuersalamander), morphologische Plastizität (Schwanzhöhe) bei Molchlarven
verhaltensorientierte Reaktionen: Akinese, Unkenreflex, Aufblähen und Stelzengang der Erdkröte als Abwehrreaktion gegen Schlangen, Befreiungsrufe, phänotypische Plastizität (verminderte Aktivität) bei Molchlarven, Ausspritzen von Harn, Wasser oder Sekrete

Anura Ordnung der Amphibien, Syn. Froschlurche, 21 rezente Familien, weltweit ca. 3440 Arten, Familien: Scheibenzüngler, Krötenfrösche, Kröten, Laubfrösche, Echte Frösche

Anus (gr.), After
Enddarmausgang, kennzeichnet die Rumpf-Schwanz-Grenze, bei Ausbildung einer Kloake als Kloaken- sonst als Darmafter bezeichnet

apod (gr.), fußlos
Bezeichnung für Arten ohne Extremitäten 

apodemisch (gr.) 
über das ursprüngliche Verbreitungsgebiet hinaus verbreitet, z.B. durch Verschleppung  

aquatil (lat.)
im Wasser lebend, Ggs. terrestrisch

aquatisch (lat.)
aquatil

arboricol (gr.)
auf Bäumen lebend

Areal, das (lat.) 
Verbreitungsgebiet (Siedlungs- und Fortpflanzungsraum) einer Art oder anderen systematischen Kategorie

arenicol (lat.) 
sandbewohnend

Art, die
systematische Grundeinheit, von der alle höheren und niederen systematischen Einheiten (Gattung, Unterart) abgeleitet sind, in wissenschaftlichen Namen benennt der zweite Name die Art.
Arten sind Gruppen sich miteinander kreuzender natürlicher Populationen, die hinsichtlich ihrer Fortpflanzung von anderen derartigen Gruppen isoliert sind.

Artareal, das 
Gesamtheit der lokalen Verbreitungsgebiete einer Art (vgl. Disjunktion)

Artengruppe, die
Arten einer Gattung (Superspezies), die aufgrund einiger vereinigender Merkmale in einer Gruppe zusammengefasst werden, die jedoch nicht die Eröffnung einer eigenen Gattung oder Untergattung rechtfertigen

Artenschutz, der
Schutz von in ihrem Fortbestand gefährdeter Pflanzen- und Tierarten, Zielstellung ist der langfristige Erhalt reproduktionsfähiger Populationen im natürlichen Verbreitungsgebiet, Artenschutz ist nur durch Schutz und Erhalt der Lebensräume (Biotopschutz) bzw. die Sicherung der Funktionsfähigkeit der Biozönosen abhängig,
Grundlage für den Artenschutz bilden gesetzliche Bestimmungen (Artenschutzgesetze auf Landesebene, Washingtoner Artenschutzabkommen, Berner Konvention, FFH-Richtlinie) sowie die Roten Listen

Artspezifität, die
ein Merkmal, das für eine Art typisch ist und bei jedem Vertreter einer Art mehr oder weniger gleich auftritt

Äskulapnatter  Elaphe longissima

Aspisviper Viper aspis

Ästivation, die
Sommerruhe

Atemloch, das, Spiraculum
unpaarige oder paarige Öffnung des Kiemenraumes der Kaulquappen, durch das Atemloch erfolgt der Ausstoß des Atemwassers, nach der Lage des Atemlochs (von untern betrachtet) werden die Kaulquappen der Anuren in verschiedene Kaulquappentypen unterschieden:
- paarige Atemlöcher und flache Lippen (Pipidae, Rhinophrynidae)
- mittiges Atemloch und spatelförmige Unterlippe (Microhylidae)
- mittiges Atemloch und Mund mit Reihen von Hornzähnen (Ascaphidae, Discoglossidae)
- linksseitiges Atemloch und Mund mit Reihen von Hornzähnen (Ranidae, Bufonidae)

Aufblähen, das
markante Profil- bzw. Konturvergrößerung des gesamten Körpers oder von Körperteilen bei Amphibien und Reptilien durch Aufblasen der Lunge als Abwehrreaktion gegenüber potentiellen Prädatoren, Antiprädatorverhalten

Aufreiten, das
Bestandteil der Paarung bei Schildkröten, das Männchen klettert auf den Rückenpanzer des Weibchens und hält dieses mit den Füßen fest, auf ein Aufreiten folgt nicht immer eine echte Kopulation und es ist auch außerhalb der Paarungszeit zu beobachten

Augentrübung, die
Bei Schlangen ist die Augentrübung Zeichen einer bevorstehenden Häutung, der auch die Hornhaut der Augen unterliegt. Durch das Eindringen von lymphartiger Flüssigkeit zwischen alter und neuer Hornhaut etwa 2 - 3 Wochen vor der Häutung nehmen die Augen eine trüb bläuliche Färbung an, werden einige Tage vor Häutungsbeginn jedoch wieder klarer.

Ausbreitungszentrum, das
Gebiet, in dem sich zahlreiche Speziesareale eines Taxons überdecken, Ausbreitungszentren sind sehr formenreich

Außenkiemen, die, syn. Ectobranchiae
bei Amphibienlarven und neotenen Schwanzlurchen außerhalb des Körpers liegende Kiemen (bis zu 3 Paar), unterschiedlich gestaltet: kamm-, feder- der blattförmig, bei Schwanzlurchlarven überwiegend als Kiemenbüschel, bei lebendgebärenden Arten (z.B. Alpensalamander) können die Außenkiemen zu Austauschorganen zwischen Larve und Elterntier umfunktioniert werden,
bei Anuren sind die Außenkiemen nur kurze Zeit funktionsfähig und werden dann durch innere Kiemen (Entobranchiae) ersetzt

Ausspritzen von Harn und Wasser, das
Antiprädatorverhalten bei Amphibien und Reptilien, gegenüber Prädatoren bzw. bei starker Erregung scheiden Landschildkröten, Krokodile, Echsen und Schlangen häufig den mehr oder weniger weißlich breiigen Harn sowie oft gleichzeitig Exkremente aus, Frösche und Kröten entleeren beim Fang oftmals ihren Blaseninhalt 

autochthon, (gr.)
einheimisch, an Ort und Stelle entstanden (Ggs. allochthon)

Autotomie, die (gr.)
plötzliches Abstoßen von Körperteilen an vorgebildeten Bruchstellen als Schutzverhalten bei Gefahr, viele Amphibien und Reptilien sind zur Schwanzautotomie befähigt, der Schwanz wird durch Muskelkontraktionen im Bereich der Bruchstelle (bei Lacertiden z.B. im 7. oder 9. Schwanzwirbel) abgeworfen, die sich heftig bewegende Schwanzspitze lenkt Prädatoren ab und ermöglicht die Flucht,
der autotomierte Schwanz wird mehr oder weniger regeneriert, Eidechsen ohne Schwanz sind in ihrer Fortbewegung eingeschränkt

Autökologie, die (gr.)
Teildisziplin der Ökologie, sie untersucht die Beziehungen zwischen dem Einzelorganismus und seiner Umwelt 

axial (lat.)
in Richtung der Körperachse liegend

Axillaramplexus, der (lat. gr.), syn. Amplexus axillaris
Form des Amplexus bei Froschlurchen als typischer Paarungsstellung, bei der das Männchen mit seinen Forderbeinen das Weibchen in den Achseln der Vorderbeine festhält,
wird im Ggs. zum Inguinalamplexus als Merkmal systematisch als Höhere Frösche betrachteter Gruppen angesehen


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