Amphibien- und Reptilienschutz aktuell

Krötenzäune

Sogenannte Krötenzäune stellen provisorische Amphibienschutzanlagen dar, um nicht nur Kröten sondern alle wandernden Amphibien auf ihrer Wanderung zu schützen. Bei den Zäunen handelt sich meist um ca. 50 cm hohe, undurchsichtige Kunststofffolien, die parallel zur Straße aufgebaut werden. Auf der Anwanderungsseite sind in regelmäßigen Abständen Fangeimer ebenerdig eingegraben. Der Krötenzaun wird von den wandernden Amphibien als Wanderhindernis wahrgenommen. Beim Versuch das vermeintliche Hindernis zu umgehen, fallen die Amphibien in die Fangeimer.
Zur Betreuung eines Krötenzauns ist mindestens einmal täglich eine Kontrolle mit Leerung der Fangeimer notwendig. In Zeiten starker Wanderaktivität können sogar mehrmalige Leerungen notwendig sein. Die gefangenen Amphibien werden registriert (Anzahl, Art, Geschlecht) und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder ausgesetzt. Neben dem Schutz der Amphibien bilden die gesammelten Daten auch die Grundlage für die mögliche Planung einer dauerhaften Schutzanlage (Krötentunnel).
Wegen des hohen Betreuungsaufwands werden Krötenzäune meist nur im Frühjahr zur Hauptwanderung betrieben. Die Rückwanderung der Amphibien und auch die Abwanderung der Jungtiere wird dabei nicht geschützt.

Vorteile:

  • gute Schutzwirkung

  • meist kurzfristig realisierbar

  • gute Erfassung der wandernden Amphibien (Arten, Individuenzahlen, Wanderschwerpunkte)

  • gute Möglichkeiten für Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung interessierter Bürger, Schulkassen u.a.

Nachteile:

  • hoher personeller und organisatorischer Aufwand für Kontrolle und Wartung

  • bei den meisten Zäunen wird die Rückwanderung nicht geschützt

Organisation

Bevor eine Schutzzaunaktion in Angriff genommen wird, sollte geprüft werden, ob die Kontrolle des Zaunes über einen längeren Zeitraum (z.T. mehrere Monate) abgesichert werden kann. Unterstützung beim Aufbau und der Betreuung geben oft die Untere Naturschutzbehörde, die Straßenverwaltung und ansässige Naturschutzorganisationen. Über Zeitungsartikel in der Lokalpresse können auch interessierte Bürger als Helfer geworben werden. Spezialkenntnisse sind in den meisten Fällen nicht notwendig und bei gemeinsamen Kontrollgängen mit einem erfahrenen Zaunbetreuer können die notwendigen Artenkenntnisse schnell vermittelt werden.  

Vor der Errichtung eines Amphibienschutzzaunes sind Genehmigungen bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde, dem Straßenbaulastträger und ggf. dem Grundstückseigentümer einzuholen. Die behördlichen Genehmigungen werden meist unbürokratisch erteilt.

Der Straßenabschnitt mit dem Schutzzaun sollte durch Warnschilder und  dem Zusatz Krötenwanderung gesichert werden (Zeichen 101 mit Zusatzzeichen 1006-37). Darüber hinaus sollte für den Zeitraum der Schutzzaunaktion eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Km/h beantragt werden. Die Geschwindigkeitsbegrenzung dient dabei hauptsächlich der Sicherheit der Betreuungspersonen.

Krötenzaunmaterial

Krötenzäune werden als komplette Systeme mit Zaunmaterial, Haltestäben und Fangeimern von spezialisierten Fachhändlern angeboten (Hersteller). Zaunmaterial kann oft auch von Naturschutzbehörden, Straßenbauämtern und Naturschutzverbänden bereitgestellt werden. Naturschutzstiftungen fördern den Kauf von Krötenzaunmaterial. Es ist aber auch möglich, Krötenzäune kostengünstig selbst zusammenzustellen (siehe unten).

Als Zaunmaterial eignen sich am besten undurchsichtige Kunststoffgewebe oder armierte Kunststoffbahnen. Netze und Gitter sind weniger geeignet. Sie können leicht überklettert werden und besitzen nur eine geringe Leitwirkung. Das Zaunmaterial sollte weiterhin:  UV-beständig, dauerhaft, leicht, lagerfähig, wiederverwendbar und pflegeleicht sein.

 

Je nach Geländeverlauf und verwendetem Zaunmaterial werden 30 - 50 Haltestäbe/100 m Zaunlänge benötigt. Fangeimer sollten möglichst tief und steilwandig sein. Der Eimerboden ist mit Löchern mit einem Durchmesser von maximal 5 mm zu versehen. Sie dienen zur Ableitung von Regenwasser. Bei hoch anstehendem Grundwasser sind Eimer ohne Löcher zu verwenden, die mit Erdnägeln im Boden gegen den Auftrieb befestigt werden.

Preiswerte Variante zum Eigenbau

Als Zaunmaterial kann glasfaserverstärkte Kunststoff-Dachbahn aus dem Baumarkt verwendet werden, die nur auf die notwendige Breite von 50 cm geschnitten werden muss.

Haltestäbe können aus Dachlatten selbst hergestellt werden. Dazu werden 80 cm lange Stücke geschnitten, angespitzt und auf 50 cm Länge mit der Kreissäge geschlitzt.



Eimer fallen in Bäckereien und Großküchen in großer Zahl an und werden meist kostenlos abgegeben. Ideal sind Abfalleimer von Imbissbuden, da sie mit der abgeflachten Seite bündig mit dem Zaunmaterial eingebaut werden können.

Aufbau

Ein jedes Jahr aufs Neue schwieriges Problem ist der Zeitpunkt des Aufbaus des Schutzzaunes. In den letzten Jahren hat sich infolge der hohen Wintertemperaturen der Wanderungsbeginn immer weiter vorverlagert. Bei frostfreiem Boden sind nächtliche Temperaturen über 5°C in Verbindung mit Regen meist Auslöser für die Wanderung. Als erste Amphibien wandern die Molche sowie Moor- und Springfrosch. Die Erdkröte folgt meist mit etwas Verzögerung. Bei entsprechender Witterung sollten die Straßenabschnitte in den Abendstunden begangen und auf wandernde bzw. bereits überfahrene Amphibien untersucht werden. Kontrollen am nächsten Morgen sind oft erfolglos, da bei hohem Verkehrsaufkommen und feuchter Witterung auf der Straße meist keine Amphibienreste mehr vorhanden sind. Setzt die Wanderung ein, sollte umgehend mit dem Zaunaufbau begonnen werden.

Beim Aufbau ist es wichtig das Zaunmaterial so einzubauen, dass weder am Boden noch an den Zusammenstößen der einzelnen Zaunbahnen Fugen entstehen. Kleine Amphibien zwängen sich selbst durch kleinste Zwischenräume. Es ist vor allem bei offenem Gelände zu berücksichtigen, dass der Zaun längere Zeit auch starken Windkräften ausgesetzt ist. Ein gewissenhafter, solider Aufbau verringert deshalb den Aufwand für die spätere Wartung des Zauns.

Es hat sich bewährt das Zaunmaterial 10 bis 15 cm tief in den Boden einzulassen. Dazu wird mit dem Spaten ein 20 cm tiefer Schlitz vorgestochen (Bild links). Das Zaunmaterial wird dann ca. 5 cm umgeschlagen und mit dem Spaten in den vorbereiteten Schlitz gedrückt (Bild rechts). Die Haltestäbe sind so dicht zu setzen, dass der Zaun straff gespannt werden kann. Bei Verwendung der o.g. Dachlatten wird das Zaunmaterial durch den Schlitz geführt und mit zwei Holzschrauben befestigt (Akkuschrauber verwenden!). Durch leichte Schrägstellung des Zaunes gegen die Anwanderungsrichtung kann das Überklettern des Zaunes vor allem durch Molche eingeschränkt werden.

Die Eimer werden im Abstand von ca. 10 m auf der Anwanderungsseite ebenerdig und bündig an den Zaun eingraben. Als Schutz der Amphibien vor Austrocknung sollte in die Eimer eine Handvoll Laub eingebracht werden. Auch das Einlegen von Schwämmen hat sich bewährt. Die Schwämme können in Perioden mit trockener Witterung angefeuchtet werden und dienen als Austrocknungsschutz vor allem für Molche und Jungtiere. Weiterhin sind die Eimer jeweils mit einem dünnen Holzstab (dünner Ast) zu versehen, der über den Eimerrand hinausragt. In die Fangeimer gefallene Mäuse nutzen den Holzstab zum Herausklettern. Um eine Auswertung der Fangzaunergebnisse zu ermöglichen sollten die Eimer mit einem wasserfesten Stift durchnummeriert werden.

Betreuung

Bei der Betreuung des Krötenzauns ist eine tägliche Kontrolle möglichst am Morgen abzusichern. In Perioden starker Wanderaktivität sollte zusätzlich in den Abendstunden kontrolliert werden. An stark befahrenen Straßen sollten die Betreuer abends reflektierende Schutzwesten tragen. Die aus den Fangeimern und am Fangzaun abgesammelten Amphibien sind möglichst auf gleicher Höhe auf der anderen Straßenseite in Wanderrichtung ein Stück abseits der Straße wieder auszusetzen.

Alle gefangenen Amphibien sollten nach Anzahl, Fangeimer und wenn möglich nach Art und Geschlecht registriert werden. Die bei den Krötenzaunaktionen gesammelten Daten ermöglichen eine Erfolgskontrolle der Schutzmaßnahme über mehrere Jahre und können die Grundlage für die Planung einer dauerhaften Schutzanlage bilden.


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