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Verbreitung, Ökologie und Schutz des Teichmolch (Triturus vulgaris) - Lurch des Jahres 2010
Internationale Fachtagung
am Samstag 20. und Sonntag 21. November 2010
im Freizeitheim Ricklingen in Hannover, Niedersachsen
Veranstalter:
DGHT-AG Feldherpetologie in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und dem NABU-Bundesfachausschuss Feldherpetologie/Ichthyofaunistik
Tagungssprache : Deutsch
Tagungsverlauf
Freitag 19.11. 2010
ab 19.00 Uhr Gemütliches Kennen lernen, Begrüßungsabend in „Rick´s Bistro“, Ricklinger Stadtweg 1, Hannover (im Gebäude des Freitzeitheims)
Samstag 20.11.2010
10.00 10.15 Uhr Eröffnung der Tagung, Begrüßung
10.15 10.45 Uhr KURT GROSSENBACHER (Bern/Schweiz) & BENEDIKT R. SCHMIDT (Neuchatel/Schweiz): Der Teichmolch (Lissotriton vulgaris) in der Schweiz ein Sonderfall in Mitteleuropa
10.45 11.15 Uhr ANDREAS MALETZKY (Salzburg/Österreich): Verbreitung, Ökologie und Gefährdung des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) in Österreich
11.15 11.45 Uhr Diskussion und Kaffeepause
11.45 12.15 Uhr HUBERT LAUFER (Offenburg): Verbreitung und Schutz des Teichmolchs (Lissotriton vulgaris) in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
12.15 12.45 Uhr KLAUS WEDDELING (Bonn), BURKART THIESMEIER (Bielefeld) & LUTZ DAHLBECK (Vlatten): Der Teichmolch in NRW Verbreitung, Habitatbindung und Vergesellschaftung anhand der Projektdatenbank „Herpetofauna NRW“ -> PDF
12.45 14.15 Uhr Mittagspause
14.15 14.45 Uhr RICHARD PODLOUCKY (Hannover): Verbreitung und Bestandssituation des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) und Aktionen zum Lurch des Jahres in Niedersachsen (mit einem Kurzbeitrag von FLORIAN BRANDES, Sachsenhagen)
14.45 15.15 Uhr WOLF-RÜDIGER GROSSE (Halle): Die Amphibien der Stadt Halle und der Teichmolch: Verbreitung, Morphologie und Ökologie
15.15 15.45 Uhr Diskussion und Kaffeepause
15.45 16.15 Uhr KLAUS-DETLEF KÜHNEL (Bestensee) & ROLF SCHNEIDER, ROLF (Berlin): Kleingartenanlagen und Gartenteiche als Lebensräume für Teichmolche in Berlin
16.15 16.45 Uhr MANFRED HAACKS (Hamburg), GÜNTER SCHÄFERS (Hamburg) & ARNE DREWS (Flintbek): Die Verbreitungssituation des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) in Hamburg und Schleswig-Holstein
17.00 18.45 Uhr Öffentliches Treffen der AG Feldherpetologie: u.a. Reptil des Jahres 2011, Jahrestagung 2010, Internationales Jahr der Biodiversität, Leitungswahl
ab 19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen
Sonntag 21.11.2010
09.30 10.05 Uhr ERIC EGERER (Hinterbühl/Österreich): Aus dem Leben des Teichmolches (Videofilm)
10.05 10.30 Uhr ANTOINE GANDER (Cheseaux-Noréaz/Schweiz) & BENEDIKT SCHMIDT (Neuchatel/Schweiz): Der Rückgang des Teichmolchs am Südufer des Neuenburgersees (Schweiz)
10.30 11.00 Uhr KLAUS WEDDELING (Bonn), MONIKA HACHTEL (Bonn), MEIKE THOMAS (Plön), ULRICH SANDER (Bonn), PETER SCHMIDT (Bonn) & DAVID TARKNISHVILLI (Tiflis/Georgien): Teichmolche in einer Agrarlandschaft: Bestandsentwicklung, Reproduktionserfolg und Konnektivität an fünf Gewässern im Drachenfelser Ländchen bei Bonn -> PDF
11.00 11.30 Uhr Diskussion und Kaffeepause
11.30 12.00 Uhr LARS BRIGGS (Odense/Dänemark) & RIINU RANNAP (Talin/Estland): Vergleichende Habitatansprüche von Teichmolch (Lissotriton vulgaris) und Kammmolch (Triturus cristatus) in Dänemark
12.00 12.30 Uhr UTE NÜSKEN (Rabensburg/Österreich): Coole Vielfalt! Teichmolch & Co. als Flaggschiffe der AURING-Schule?!
12.30 13.00 Uhr MARKUS RICHTER (Hüde): 300 Teiche für Niedersachsen das LIFE-Projekt AMPHIKULT
13.00 14.00 Uhr Abschlussdiskussion
14.00 Uhr Ende der Tagung
Poster:
JUTTA PODLOUCKY (Hildesheim): Der Teichmolch ein Unterrichtsprojekt des Gymnasiums Marienschule Hildesheim zum „Lurch des Jahres 2010“
HEIDRUN BECKMANN (Linum): Raum-Zeit-Verhalten einer Teichmolchpopulation in einer intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft Brandenburgs
www.amphibienschutz.de stellt sich vor.
Zusammenfassungen der Vorträge und Poster
(in alphabetischer Reihenfolge der Referenten und Referentinnen)
Präsentation des Teichmolches im Rahmen der Umweltpädagogik in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen
FLORIAN BRANDES
Auch wenn der Teichmolch nicht die am stärksten bedrohte aller einheimischen Amphibien- und Reptilienarten ist, gab seine Wahl zum „Lurch des Jahres 2010“ doch eine gute Gelegenheit ihn zu umweltpädagogischen Zwecken einzusetzen. Gerade seine weite Verbreitung bis in die Gartenteiche vieler sonst wenig an Amphibien interessierter Mitbürger bot sich an, einmal auf die „Mitbewohner unter der Wasseroberfläche“ hinzuweisen. So wurde in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen, mit entsprechender Ausnahmegenehmigung, ein Aquarium zur vorübergehenden Haltung von Teich- und Bergmolchen aufgestellt und beschildert. In diesem konnten Besucher der Wildtierstation während der täglichen Führungen die Molche bei ihrem Fortpflanzungsverhalten beobachten. Bei Aktionstagen zu den Themen „Auf der Suche nach dem Teichmolch, Lurch des Jahres 2010“ und „Frosch & Co“ konnten Kinder in den Gräben und Tümpeln des Stationsgeländes Molche und andere Gewässerbewohner fangen, bestimmen und alles über ihre Lebensweise erfahren. Abschließend kann man sagen, dass das Thema gut angenommen wurde und auf Interesse stieß. Auch wenn der Bezug zum Lurch des Jahres fehlt, soll das Thema im Rahmen der Umweltpädagogik in der Wildtierstation weiter angeboten werden.
FLORIAN BRANDES, Wildtier- und Artenschutzstation, Hohe Warte 1, D-31553 Sachsenhagen; e-mail: florian.brandes@wildtierstation.de
Vergleichende Habitatansprüche von Teichmolch (Lissotriton vulgaris) und Kammmolch (Triturus cristatus) in Dänemark
LARS BRIGGS & RIINU RANNAP
Um die Habitatansprüche von Kammmolch und Teichmolch zu erforschen, wurden 200 Gewässer im mittleren Jütland (Dänemark) ausgewählt und untersucht. Ziel der Untersuchung war es, die Schlüsselfaktoren für das Vorkommen der beiden Arten zu identifizieren, um im Rahmen eines Life-Projektes zum Schutz des Kammmolchs am Nordrand seiner Verbreitung 400 Laichgewässer - hauptsächlich in Estland und Finnland - neu anzulegen bzw. wieder in Stand zu setzen.
Zu diesem Zweck wurden 100 neu angelegte oder im Zeitraum 1996-2002 gepflegte Gewässer ausgewählt und mit 100 zufällig ausgesuchten, nicht vom Naturschutz gemanagten Gewässer in den gleichen Gebieten in Dänemark verglichen. Im aquatischen Habitat wurden physikalische, geologische und biologische Parameter sowie die Abundanz von 20 Invertebratentaxa erfasst. Außerdem wurde das Landhabitat in einem Umkreis bis 800m kartiert.
Die Molche wurden im Larvenstadium jeweils mit zehn Kescherschlägen pro Gewässer im Juni erfasst. Auf diese Weise wurde einerseits sichergestellt, dass Gewässer mit gutem Reproduktionserfolg identifiziert werden konnten, außerdem wurde die Häufigkeit der Larven quantifiziert. Andererseits wurden nicht alle Laichplätze gefunden, und Vorkommen mit ausschließlich adulten Tieren wurden nicht registriert. Die Habitatansprüche der beiden Molcharten wurden mittels multivariater logistischer Regressionsmodelle ausgewertet.
In der Studie ergab sich im Hinblick auf den Teichmolch kein Einfluss des Landhabitats, aber die Qualität der Laichgewässer erwies sich als bedeutsam. Gewässer mit sandigem Sediment wurden bevorzugt, Gewässer mit schlammigem Sediment dagegen gemieden. Außerdem war die Diversität der Wirbellosen wichtig: Ein hoher Artenreichtum ist einerseits Indikator einer guten Wasserqualität und stellt andererseits eine gute Nahrungsgrundlage dar. Ein sandiges Sediment zeigt in Jütland ebenfalls oft eine gute Wasserqualität an, während Schlamm auf Eutrophierung infolge von Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft hindeutet.
Kamm- und Teichmolch unterscheiden sich in Dänemark im Wesentlichen in ihren Ansprüchen an die Landlebensräume im Umfeld der Gewässer: Während der Kammmolch auf naturnahe Habitate, insbesondere ein Mosaik aus trockenem Grassland und Wäldern angewiesen ist, hatte die Umgebung der Gewässer keinen Einfluss auf das Vorkommen des Teichmolchs.
RANNAP, R., A. LÕHMUS & L. BRIGGS (2009): Niche position, but not niche breadth, differs in two coexisting amphibians having contrasting trends in Europe. Diversity and Distributions 15: 692-700.
LARS BRIGGS, Amphi Consult, Forskerparken Fyn, Forskerparken 10, DK-5230 Odense M; e-mail: lb@amphi.dk
RIINU RANNAP, Institute of Ecology and Earth Sciences, University of Tartu, Vanemuise 46, EST-51014 Tartu; e-mail: riinu.rannap@ut.ee
Aus dem Leben des Teichmolches Videofilm über das „Amphibium des Jahres 2010“
ERIC EGERER
Der Film über den Teichmolch ist zum Teil in Aquarien gefilmt, die typischen Lebensräume wurden an Ort und Stelle unter Wasser gedreht. Überraschend sind die vielfältigen Aktivitäten in der Paarungszeit, bei der Eiablage, bei der Jagd und beim Fressen. Die Entwicklung des Eies, das Ausschlüpfen und das Heranwachsen der Molchlarven wurden beobachtet, und auch die Umwandlung der Molche für ihr Leben an Land konnte dokumentiert werden. Es werden Teichmolche in ihren Biotopen in Niederösterreich (Lissotriton vulgaris vulgaris) und auf der Peloponnes (Lissotriton vulgaris graecus) gezeigt.
ERIC EGERER, Johannesstrasse 170, A-2371 Hinterbrühl; e-mail: arch.egerer@gmx.at
Der Rückgang des Teichmolchs am Südufer des Neuenburgersees (Schweiz)
ANTOINE GANDER & BENEDIKT SCHMIDT
Die Grande Cariçaie am Südufer des Neuenburgersees ist das größte Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz (http://www.grande-caricaie.ch/spip/spip.php?rubrique177). Sie beherbergt etwa ein Drittel der Flora und ein Viertel der Fauna des Landes. Das Gebiet beherbergt auch zahlreiche Amphibienarten. Quantitative Erfassungen der Amphibienpopulationen mit Hilfe von Fangzäunen zeigten, dass die Populationen sehr groß sind. Insbesondere die Größe der Population des Teichmolchs der seltenste Molch der Schweiz war bemerkenswert: An den Fangzäunen wurden jeweils weit über tausend Teichmolche registriert. Etwa vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2005 ist die Population stetig kleiner geworden und hat sich auf etwa einem Fünftel des ehemaligen Bestands stabilisiert. Ein ähnlicher Rückgang zeigte sich beim Wasserfrosch, nicht aber bei Erdkröte und Grasfrosch. Die Gründe für den Rückgang sind unklar, ist der Lebensraum doch geschützt und unverändert. Im Vortrag werde ich die Ergebnisse von Tests verschiedener Hypothesen präsentieren. Bisher wurde jedoch keine befriedigende Erklärung gefunden.
ANTOINE GANDER, Groupe d’étude et de gestion (GEG), Maison de la Grande Cariçaie, Chemin de la Cariçaie 3, CH-1400 Chéseaux-Noréaz; e-mail: a.gander@grande-caricaie.ch
BENEDIKT SCHMIDT, KARCH, Passage Maximilien-de-Meuron 6, CH-2000 Neuchâtel; e-mail: benedikt.schmidt@unine.ch
Die Amphibien der Stadt Halle und der Teichmolch: Verbreitung, Morphologie und Ökologie
WOLF-RÜDIGER GROSSE
Die Gefährdung der Amphibien wird besonders in den Ballungsräumen der Großstädte und deren Umfeld deutlich. Die Stadt Halle liegt in dem aufstrebenden Agrar-Industrie-Raum Mittelostdeutschland. Sie ist durch eine am Stadtzentrum vorbei führende Flussaue gekennzeichnet. Unter den Bedingungen des Ballungsraumes zeigen sich die Grenzen der Existenzmöglichkeiten der Amphibien besonders deutlich. Anderseits kann man unter diesen Bedingungen die ökologische Plastizität einer Art studieren. Aufgrund des umfangreichen historischen und aktuellen Datenumfangs können im Rahmen dieser Darstellung grundlegende Tendenzen der Entwicklung der mitteldeutschen Amphibienfauna speziell des Teichmolches abgeschätzt werden. Seit den 1970er Jahren wird seitens des Naturschutzes mit verschiedenen Maßnahmen versucht, die wandernden Amphibien vor dem Straßentod zu bewahren. Mittels begleitender Studien an Amphibienschutzanlagen (ASA) lassen sich Rückschlüsse auf die Wanderaktivität, Populationsdynamik und Populationsgröße sowie zur Laichplatzwahl und Vergesellschaftung ziehen.
Untersucht wurde in einer seit Anfang der 1990er Jahre laufenden Studie die Vorkommen des Teichmolches in der Stadt Halle, im Stadtzentrum Domplatz und Botanischer Garten, in den Kreuzer Teichen und in den Brandbergen. Zum Einsatz kamen verschiedene Fangmethoden.
Diese Arbeit stellt Teichmolchpopulationen gegenüber, die in sehr verschiedenen Habitaten leben. Betrachtet werden jeweils die Wanderphänologie, Morphometrie und Altersstruktur.
Im Ergebnis der Untersuchungen konnten in der Stadt Halle 11 Amphibienarten nachgewiesen werden. Die Artendiversität nimmt von der Peripherie zum Stadtzentrum hin ab. Teichmolche (und Erdkröten) sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt und im Frühjahr in allen Gewässertypen der Stadt zu finden. Die ausgeprägte Populationsdynamik des Teichmolches zeigt sich in den Nachweisen bei Erfassungen an der Hallenser Amphibienschutzanlage (www.amphibienschutz.de/Schutzzaundatenbank). Obwohl sich in den meisten der untersuchten Habitate nichts verändert hat, schwankten die Teichmolchbestände beträchtlich. In der unteren Saaleaue bei Zaschwitz wurden die meisten Amphibien 1994, 1998, 2001 und 2004 erfasst. Dabei wanderten die meisten Teichmolche 1998 (878) und 2004 (1253) an. Die wenigsten Molche wurden 1993 (5), 1999 (4) und 2008 (21) gefangen. Bei vielen Felduntersuchungen fand ein Abkeschern des Gewässers statt, was aus eigener Erfahrung im Ergebnis fast immer ein Überwiegen der Männchen zur Folge hatte. In strukturreichen Gewässern waren die Weibchen schwerer zu fangen (verstecktere Lebensweise und Verzögerungen in der Anwanderung der Weibchen an der ASA bis zu 14 Tage). Im Vergleich der Körpergröße waren die Teichmolche in permanent Wasser führenden Gewässern statistisch signifikant größer als die Individuen in Temporärgewässern. Zwischen Alter und Kopf-Rumpf-Länge bei Männchen bestand eine positive Korrelation, bei Weibchen nicht. Bei den Untersuchungen zur Altersstruktur und dem Geschlechterverhältnis im Jahre 2009 dominierten bei beiden Geschlechtern die zwei- und dreijährigen Tiere. Das älteste Tier war 9 Jahre. Das Geschlechterverhältnis war zugunsten der Männchen verschoben und betrug 2:1, war im Folgejahr dagegen fast ausgeglichen.
Große Populationen sind in der Lage, über lange Zeit ihre genetische Diversität zu erhalten. Sie ist das Resultat einer ständigen Selektion zwischen den Individuen. Deshalb wird eine mehrmalige Reproduktion angestrebt. Während die Männchen zum frühzeitigen Reproduktionsbeginn tendieren, läuft die weibliche Reproduktionsstrategie auf eine längere Dauer der Reproduktion mit größeren Individuen hinaus. Damit werden die regionalen Unterschiede beim Eintritt in die Geschlechtsreife erklärbar. Das Geschlechterverhältnis ändert sich nicht mit der Populationsgröße, sondern unterliegt selektiven Faktoren.
WOLF-RÜDIGER GROSSE, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Biologie/Zoologie, Spezielle Zoologie und Zoologische Sammlungen, Domplatz 4, D-06099 Halle/Saale; e-mail: wolf.grosse@zoologie.uni-halle.de
Der Teichmolch in der Schweiz - ein Sonderfall
KURT GROSSENBACHER & BENEDIKT R. SCHMIDT
Der Teichmolch ist - entgegen seinem Artnamen „vulgaris“ - in den meisten Regionen der Schweiz selten oder fehlend; nur in der Nordostschweiz (Kantone Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau) ist er mittelhäufig. Hauptgrund hierfür dürfte die Höhenlage der Schweiz sein, wo Höhen unterhalb 300m NN praktisch nicht existieren. Im Alpenraum fehlt er gänzlich, besiedelt höchstens tief liegende Alpentäler.
Im Jura existiert als Ausnahme ein Vorkommen auf 1000m NN, und zwar bei La-Chaux-de-Fonds im Kanton Neuenburg; dieses wäre beinahe erloschen und konnte durch mehrfache Umsiedlungen gerettet werden. Typische Lebensräume im Mittelland sind Flachmoore, lichte Waldweiher, fischfreie Tümpel im Auenwaldbereich. Neugeschaffene Gewässer, auch etwa Gartenweiher, werden nur sehr selten besiedelt.
Auf der Alpensüdseite besiedelt die Unterart Lissotriton vulgaris meridionalis die tieferen Lagen des Kantons Tessin bis 600m NN. Es ist das seltenste Taxon der Schweiz mit < 10 bekannten Populationen. Auch hier werden Flachmoore und Tümpel in lichten Laubmischwäldern besiedelt. Nur in der Rundhöckerlandschaft Losone-Arcegno bei Locarno existiert ein Populationsverbund, der eine langfristig positive Perspektive erlaubt.
Ein Vergleich der Daten im Verbreitungsatlas von 1988 und der KARCH-Datenbank 2009 ergibt das erstaunliche Resultat, dass die Rasterhäufigkeit (5x5-km-Raster) des Teichmolches um 4% von 8% auf 12% zugenommen hat! Dies geht jedoch in den allermeisten Fällen auf mangelnde Erfassung im Rahmen der frühen, kantonalen Amphibieninventare der 70er und 80er Jahre zurück. Der Teichmolch besitzt mit 56% die geringste Antreffwahrscheinlichkeit aller einheimischen Amphibienarten, d.h. er wird bei einer ein- oder zweimaligen Kontrolle in sehr vielen Fällen übersehen. Viele Populationen in der Schweiz sind klein. Nachbesserungen der kantonalen Inventare in den letzten 20 Jahren ergaben so zahlreiche Neunachweise, wobei in den meisten Fällen die Populationen auch schon zur Zeit der 1. Inventare existiert haben dürften.
Im Rahmen der Rote-Liste-Feldarbeiten wurde eine Reihe von bekannten Vorkommen überprüft, was zu einem völlig andern Resultat führte: Ziemlich genau die Hälfte der “alten” Vorkommen konnten nicht mehr bestätigt werden! Dies dürfte leider viel eher der Realität entsprechen: viele Kleinpopulationen sind in den letzten Jahrzehnten erloschen, wobei die Gründe nur selten bekannt sind.
Als neue Gefahr kommt die Chytridpilz-Infektion dazu: 15 Teichmolch-Standorte wurden auf den Chytridpilz überprüft. Die Stichproben beim Teichmolch waren klein (durchschnittlich 2.6 Tiere), aber dennoch wurde der Chytridpilz in zwei Populationen nachgewiesen; 62.5% und 50% der Tiere war infiziert (von 8 und 4 Tieren). Nach der Geburtshelferkröte und der Kreuzkröte ist der Teichmolch die am dritthäufigsten befallene Amphibienart. Der an sich schon seltenen Amphibienart Teichmolch muss also eine düstere Zukunft prognostiziert werden. Mangelnde Kenntnis der Art und ihrer Biologie erschwert irgendwelche erfolgreichen Förderungsmassnahmen.
KURT GROSSENBACHER, Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern, Bernastrasse 15, CH-3005 Bern; e-mail: kurt.grossenbacher@nmbe.ch
BENEDIKT R. SCHMIDT, Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch), Passage Maximilien-de-Meuron 6, CH-2000 Neuchâtel; e-mail: benedikt.schmidt@unine.ch
Die Verbreitungssituation des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) in Hamburg und Schleswig-Holstein
MANFRED HAACKS, GÜNTER SCHÄFERS & ARNE DREWS
Der Teichmolch zählt zu den häufigsten und am weitest verbreiteten Amphibienarten in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ein Grund dafür dürfte in den relativ geringen Ansprüchen der Art an den Lebensraum liegen. Selbst innerhalb anthropogen stark überprägter Bereiche wie Wohnsiedlungen, Gewerbeflächen und Hafengebieten ist der Teichmolch zu finden. Während in Hamburg sämtliche Naturräume mehr oder weniger gleichmäßig vom Teichmolch besiedelt werden, bildet in Schleswig-Holstein das Östliche Hügelland einen Verbreitungsschwerpunkt, was vermutlich mit der hohen Gewässerzahl in diesem Bereich zusammenhängt. Die Marschbereiche werden dagegen auffallend gemieden. Erfassungslücken können aber auch für Unterschiede zwischen Östlichen Hügelland und Geest inklusive Vorgeest verantwortlich sein.
Innerhalb Hamburgs werden nach den vorliegenden Daten die Vorstadtbereiche und vor allem die landwirtschaftlichen geprägten Bereiche im Südosten (Marsch- und Vierlande) und Südwesten (Obstanbaugebiete, Moorgürtel) besiedelt. Eine flächendeckende systematische Untersuchung, selbst für repräsentative Gewässer in den einzelnen Naturräumen, ist bisher noch nicht durchgeführt worden. Fehlende Verbreitungsangaben sind deshalb auf Erfassungslücken zurückzuführen. Zufallsmeldungen, selbst aus Gewässern des urbanisierten Bereiches Hamburgs, bestätigen dieses. Gefährdungen stellen Entwässerungen und Verlandungen von Gräben und Laichgewässern dar. Dem wird gegenwärtig durch Amphibienschutzmaßnahmen wie der Anlage zahlreicher Gewässer und einer Grabenpflege entgegengewirkt. Die in der Vergangenheit beobachteten Vorkommen sind in der Regel individuenarm und auf eine verhältnismäßig geringe Zahl von Gewässern beschränkt gewesen, weswegen der Teichmolch in Hamburg auch als gefährdet (RL 3) eingestuft worden ist (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004). Die Individuenarmut der beobachteten Vorkommen lässt sich auf die Intensität der Untersuchungen und auf die Methodenwahl zurückführen. Diese wurde in der Vergangenheit in Hamburg mehr unter dem Aspekt des Artnachweises als unter dem Aspekt von Populationsuntersuchungen gesehen. Hohe Individuenzahlen im Schlamm ausgepumpter Teiche bestätigen dieses (mdl. Mitt. Schäfers). In Schleswig-Holstein wird der Teichmolch als ungefährdet eingestuft, hier scheint er von Amphibienschutzmaßnahmen wie zahlreicher Gewässeranlagen profitiert zu haben (DREWS 2005).
Literatur:
BRANDT, I. & K. FEUERRIEGEL (2004): Artenhilfsprogramm und Rote Liste Amphibien und Reptilien in Hamburg Verbreitung, Bestand und Schutz der Herpetofauna im Ballungsraum Hamburg. Hrsg.: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Naturschutzamt, 144 S.
DREWS, A. (2005): Teichmolch Triturus vulgaris (LINNAEUS, 1758). In: KLINGE, A. & C. WINKLER (2005): Atlas der Amphibien und Reptilien Schleswig-Holsteins. Hrsg.: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek, S. 52-55.
Kontakt: MANFRED HAACKS, LEGUAN Planungsbüro für Landschaftsökologie, Entwicklung, Gestaltung, Umweltschutz, Artenschutz und Naturschutz GmbH, Postfach 306150, D-20327 Hamburg; e-mail: m.haacks@leguan.de
Kleingartenanlagen und Gartenteiche als Lebensräume für Teichmolche in Berlin
KLAUS-DETLEF KÜHNEL & ROLF SCHNEIDER
Der Teichmolch gehört zu den vier häufigsten Amphibienarten Berlins. Er kommt sowohl im urbanen Bereich, als auch in den Gartensiedlungen und den Wäldern vor. Im besiedelten Bereich gehören neben Parkteichen vor allem Gartenteiche zu den wichtigsten Laichplätzen der Art. Gartenteiche sind in den Kleingartenanlagen, die sich nicht nur am Stadtrand, sondern auch im urbanen innerstädtischen Bereich befinden, weit verbreitet. Insgesamt gibt es 934 Kleingartenanlagen in Berlin. Anlässlich der Wahl zum Lurch des Jahres 2010 haben die Feldherpetologen der DGHT und des NABU in der Verbandszeitschrift der Berliner Kleingärtner eine Umfrage zum Vorkommen des Teichmolches in den Berliner Kleingartenanlagen durchgeführt. Dabei gingen 83 Meldungen über Vorkommen des Teichmolches in Gartenteichen aus 74 Kleingartenanlagen ein.
Exemplarisch wurde die Entwicklung einer Teichmolchpopulation in einem Gartenteich in Berlin-Köpenick (OT Späthsfelde) untersucht. Es handelte sich dabei um einen 1998 angelegten Folienteich in einer Kleingartensiedlung mit einer Wasserfläche von ca. 21 m², einer max. Tiefe von 1,2 m und weitgehend natürlicher Bepflanzung. Die Frühjahrswanderung von Amphibien wurde von 2003-10 durch Totalabschrankung des Gewässers verfolgt. Anzahl, Alter und Körpermasse der Tiere sowie die Richtung der Anwanderung wurden erfasst. Die Größe der Population erreichte 2004 ihr Maximum mit 258 Tieren und schrumpfte bis 2010 auf ihr bisheriges Minimum von 101 Tieren. Das Geschlechterverhältnis lag mit geringfügigen Schwankungen immer bei etwa 1:1,3, was einem leichten Überschuss an weiblichen Tieren entspricht. Die mittlere Körperlänge der Männchen schwankte jährlich zwischen 72,9 77,4 mm, die der Weibchen zwischen 70,6 73,9 mm. Insbesondere bei den männlichen Tieren zeichnet sich eine Tendenz zur Abnahme der Körperlänge ab. Der Altersaufbau besaß in beiden Geschlechtern fast durchgängig Pyramidenform. Darüber hinaus wurden Winterquartiere und phänologische Daten zur Frühjahrswanderung erfasst. Als Ursachen für die auffällige Abnahme der Populationsgröße werden Sukzessionserscheinungen am Laichgewässer und Veränderungen in den Landlebensräumen (Verdichtung der Bausubstanz, Umwandlung von Nutz- in Erholungsgärten) diskutiert.
KLAUS-DETLEF KÜHNEL, Am Horst 4, D-15741 Bestensee; e-mail: k-d.kuehnel@online.de
ROLF SCHNEIDER, Institut für Biologie der HU, AG Vergleichende Zoologie, Naturschutzprojekte, Philippstr. 13, D-12437 Berlin; e-mail: rolf.schneider@rz.hu-berlin.de
Verbreitung und Schutz des Teichmolchs (Lissotriton vulgaris) in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
HUBERT LAUFER
Der Teichmolch ist in Rheinland-Pfalz (RP) und Baden-Württemberg (BW) weit verbreitet und fehlt nur in den höheren Lagen des Hunsrücks und Schwarzwaldes und weitgehend auf der gewässerarmen Albhochfläche. Der Teichmolch nimmt mit einer Präsenz auf der Basis der TK-Quadranten von 66 % (RP) und 56% (BW) in beiden Bundesländern den zweiten Platz unter den Wassermolchen ein. Das Hauptverbreitungsgebiet befindet sich in der Oberrheinebene. Hier besiedelt er vor allem die rheinnahen Wälder (aktuelle und ehemalige Rheinaue), in diesem Lebensraum kann er eine beachtliche Stetigkeit erreichen, er hat hier aber keine großen Populationen. In Rheinland-Pfalz kommt er außerdem noch im Saar-Nahr-Bergland und im Westerwald häufiger vor. Größere Verbreitungslücken scheinen besonders in den westlichen Landesteilen, Gutland, Westeifel und Moseltal, zu sein. In Baden-Württemberg kommt er neben der Oberrheinebene auch im mittleren Neckargebiet häufiger vor. In beiden Bundesländern werden bei den ehrenamtlich erhobenen Kartierungen nur kleine Bestände gemeldet. In den Feuchtgebietskomplexen auf der Niederterrasse (z. B. Kinzig-Murg-Rinne) mit Übergang zur Vorbergzone ist er zwar lückiger verbreitet als entlang des Rheins, er kann hier aber größere Populationen haben. So konnte z. B. südlich von Karlsruhe an einem Fangzaun ein Bestand von über 1000 Individuen registriert werden. Auch an weiteren Fangzäunen konnten größere Fangzahlen registriert werden. Dies deutet darauf hin, dass die Bestände größer sind, als es die Zufallsbeobachtungen widerspiegeln.
In beiden Bundesländern bevorzugt der Teichmolch die Lagen unter 500 m ü. NN. In Rheinland-Pfalz kommt er bis 600 m ü. NN vor, in Baden-Württemberg bis 800 m ü. NN, nur ein Vorkommen befindet sich in einer Höhe von 950 m ü. NN. 84% aller festgestellten Vorkommen liegen in BW in einer Spanne von 100600 m ü. NN, wobei der Schwerpunkt (38%) in den Höhenlagen von 300500 m ü. NN liegt. Alle hoch gelegenen Fundorte sind voll besonnt, die höchstgelegenen stammen von der Schwäbischen Alb aus einem Naturraum mit weitgehend waldfreien Hochlagen.
Der Teichmolch besiedelt vor allem kleine bis mittelgroße, fischfreie Gewässer mit reichlich Vegetation, ausgedehnten Flachwasserzonen und guter Besonnung außerhalb des Waldes. Vorteilhaft ist eine Gehölzstruktur im Umkreis von maximal 200 m. In Rheinland-Pfalz kommt er mit Abstand am häufigsten in Tümpeln vor, auch in Baden-Württemberg bevorzugt er Kleingewässer. Er bewohnt überwiegend die halboffene bis offene Landschaft, fehlt jedoch in geschlossenen Waldgebieten nicht völlig, zumindest in den unteren Lagen. Im Landlebensraum wurde er in beiden Bundesländern vor allem in Uferbereichen, Nass- und Feuchtwiesen sowie Brachen festgestellt.
Die Bestandsentwicklung ist in Baden-Württemberg stark rückläufig. Ein Großteil der Populationen außerhalb des Waldes ist durch Wegfall der Laichgewässer, intensive Landbewirtschaftung und Fischbesatz bedroht.
HUBERT LAUFER, Büro für Landschaftsökologie LAUFER, Kuhläger 20, D-77654 Offenburg; e-mail: bfl.laufer@t-online.de
Verbreitung, Ökologie und Gefährdung des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) in Österreich
ANDREAS MALETZKY
In Österreich bestehen in allen neun Bundesländern Vorkommen der Nominatform des Teichmolches. Deutliche Verbreitungsschwerpunkte liegen im Flach- und Hügelland des Nordens, Ostens und Südens. Zentral- und Westösterreich sind nur spärlich bis gar nicht besiedelt. Einzig entlang der inneralpinen Täler bestehen in Gunstlagen auch in der montanen Stufe Vorkommen. Das Bild einer lückigen Verteilung des Teichmolches in weiten Teilen des Bundesgebietes spiegelt in manchen Regionen weitgehend die tatsächliche Situation wider, in vielen Regionen bestehen noch starke Kartierungsdefizite. Seit 2001 ist im Wienerwald, südöstlich der Stadt Wien, ein auf aktive Aussetzung zurückzuführendes allochthones Vorkommen des Griechischen Teichmolches (Lissotriton v. graecus) bekannt.
Nachweise des Teichmolches sind aus Seehöhen zwischen 115 m und 2.150 m dokumentiert. In Höhen über 1.200 m sind Nachweise vergleichsweise selten, unter 700 m sind überdurchschnittliche Dominanzwerte zu verzeichnen. Die seltenen montanen Vorkommen können sehr große Populationen beherbergen. So sind etwa im Bundesland Salzburg zwei isolierte Vorkommen mit jeweils mehreren tausend Individuen in mehr als 1.100 m Seehöhe bekannt.
Der Teichmolch nutzt verschiedene Arten von naturnahen, meist permanenten und fischfreien Stillgewässern mit einem ausgewogenen Verhältnis von submerser Vegetation und freien Schwimmflächen, sowie meist halbschattiger bis gut besonnter Lage. Er ist auch vergleichsweise häufig in Garten- und Schwimmteichen anzutreffen. In der Wahl des Landlebensraumes ist er eine eher plastische Art der Kulturlandschaft, der Auen und anderer waldreicher Gebiete. Laubwälder oder Laub-Nadel-Mischwälder, Feuchtwiesen, aber auch Gärten und Parks werden bevorzugt.
Am häufigsten kommen Teichmolche syntop mit Taxa des Kammmolch-Artenkreises (Triturus cristatus superspecies) vor. Auch der Springfrosch (Rana dalmatina) und Wasserfrösche (Pelophylax spp.) sind häufig gemeinsam mit dem Teichmolch zu finden.
Der Teichmolch ist in allen Bundesländern Österreichs gesetzlich geschützt. In der aktuellen Roten Liste der Amphibien und Reptilien Österreichs aus dem Jahr 2007 ist der Teichmolch als „Near Threatened“ (NT) eingestuft.
Konkrete Gefährdungsursachen sind der Verlust bzw. die Manipulation (z.B. Fischbesatz) naturnaher Laichgewässer Grundsätzlich sind Feuchtlebensräume stark zurückgegangen.
Literatur:
CABELA , A., H. GRILLITSCH & F. TIEDEMANN (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt (Wien), 880 S.
CABELA, A., H. GRILLITSCH, G. SCHULTSCHIK & F. TIEDEMANN (2005): On the presence of a southeastern European Smooth newt near Vienna (Austria). Herpetozoa 18: 84-87.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste der in Österreich gefährdeten Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia). In: ZULKA, K. P. (Ed.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Teil 2: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Grüne Reihe des Lebensministeriums14/2, Wien-Köln-Weimar (Böhlau): 37-60.
KYEK, M. & A. MALETZKY (2006): Atlas und Rote Liste der Amphibien und Reptilien Salzburgs. Naturschutz-Beiträge 33: 240 S.
MALETZKY, A., J. PESTA, R. SCHABETSBERGER, R. JEHLE, M. SZTATECSNY & A. GOLDSCHMID (2004): Age structure and size of the syntopic populations of Triturus carnifex (Laurenti, 1768), Triturus vulgaris (Linnaeus, 1758) and Triturus alpestris (Laurenti, 1768) in the lake Ameisensee (1.282 m a.s.l.). Herpetozoa 17: 75-82.
ANDREAS MALETZKY, Universität Salzburg, FB Organismische Biologie, AG Ökologie und Diversität der Tiere, Hellbrunnerstraße 34, A-5020 Salzburg; e-mail: andreas.maletzky@sbg.ac.at
„Coole Vielfalt! Teichmolch & Co. als Flaggschiffe der AURING-Schule“
UTE NÜSKEN
Die March-Thaya-Auen im Osten Österreichs weisen eine eindrucksvolle Biodiversität auf. Diese ist auf die Hochwasserdynamik zurückzuführen, von der auch die hiesige Amphibienfauna profitiert. Mit der Begradigung und Abdämmung von March und Thaya ging jedoch Lebensraum der unregulierten Tieflandflüsse mit ihrer Vielfalt an Feuchtstandorten verloren, was zur Bildung von Ersatzhabitaten wie den „vogel.schau.plätzen Hohenau Ringelsdorf“ führte. Um die Pflege nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten und Sicherung dieses 63 ha großen „Second hand“ - Feuchtgebietes kümmert sich der Verein AURING.
Forschung und Naturschutzaktivitäten bilden die Basis für die Öffentlichkeitsarbeit und die AURING-Schule und damit letztendlich auch für den Erhalt dieser als besonders artenreich bekannten Region.
Der nachhaltigen Umweltbildung mit und für Molch & Co. kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. Durch altersadäquate Spiele, praktisches Erforschen, Beobachten und hautnahes Erleben bei Workshops und Exkursionen wird Klein und Groß die Welt der Amphibien näher gebracht. Im Mittelpunkt der Aktionen steht der Lurch des Jahres, also aktuell der Teichmolch. So wurden Rätsel und Arbeitsblätter entwickelt, die über einen Schulbuchverlag online abgerufen werden können. In Mitteilungen an Schulen machte das AURING-Team auf den Teichmolch(film) aufmerksam, und ein Comic-Zeichenwettbewerb lud zum Mitmachen ein. Besonders gut angekommen sind unsere selbst entworfenen Molchkostüme; einmal in die Haut eines Lurchs geschlüpft, gehen die Kinder viel bewusster mit der Umwelt um. Im Rahmen der österreichweiten Kampagne „vielfaltleben“ fand Ende April 2010 beim AUING ein Froschfest für die ganze Familie statt, das bei den vielen Gästen große Begeisterung hervorgerufen hat.
Mit dem Zukunftsprojekt „Sprint“ setzt das das Land Niederösterreich eine Maßnahme in Schulen, um das Interesse junger Menschen an der Naturwissenschaft und Technik zu heben. Lebendige Forschung - der AURING erarbeitet mit zwei siebten Klassen das Thema Amphibienschutz an Straßen, inklusive zum Beispiel einer Umfrage zur Akzeptanz für derartige Maßnahmen. Auch in diesem Zusammenhang wurde dem Teichmolch besondere Beachtung geschenkt.
Diese und weitere Aktionen werden im Rahmen des Vortrags näher erläutert.
Das Ziel aller Veranstaltungen rund um den Lurch des Jahres ist, Kindern und Erwachsenen einen emotionalen Zugang zu diesen faszinierenden Lebewesen zu ermöglichen. Molche sind offensichtlich heutzutage relativ unbekannt, aber Teilnehmer an AURING-Projekten haben die Gelegenheit, durch das sprichwörtliche Be-greifen einen Bezug zu diesen Tieren zu entwickeln. „Cool!“ - erfüllt von persönlichen Erlebnissen, geweckter Neugierde und dem neu erworbenen Wissen um den Teichmolch in den eigenen Händen steigt das Verständnis für das lebensnotwendige Mosaik einer Vielfalt von Arten und Lebensräumen. Und nur so kann eine nachhaltige Wirkung erzielt werden!
Selbstverständlich wird immer auf die Naturschutzbestimmungen hingewiesen! Dem AURING liegt eine entsprechende Fangerlaubnis seitens der Behörde vor.
UTE NÜSKEN, Verein AURING e.V., Schulstraße 21, A-2275 Bernhardsthal; e.mail: ute.nuesken@aon.at
Der Teichmolch ein Unterrichtsprojekt des Gymnasiums Marienschule Hildesheim zum „Lurch des Jahres 2010“
JUTTA PODLOUCKY
Der Teichmolch als „Lurch des Jahres 2010“ war eine gute Gelegenheit, das Thema Ökologie im Biologieunterricht der 6. Klasse mit einem aktuellen, praktischen Bezug zu unterrichten. Durch die Beobachtung von lebenden Teichmolchen sollten die Schüler das Aussehen und die verschiedenen Verhaltensweisen beobachten, notieren und in Form eines Heftes und Bildes ausarbeiten. Dazu wurde in der Schule von den Schülern ein Aquarium für die Teichmolche eingerichtet und mit zwei Teichmolchpärchen besetzt. Über einen Zeitraum von vier Wochen (Dauer der Ausnahmegenehmigung) konnten die Schüler nun ihre Beobachtungen machen. Die hierbei entstandenen Hefte zum Verhalten des Teichmolches bzw. Bilder zur Ökologie des Teichmolches wurden im Unterricht vorgestellt, von den Schülern prämiert und sind auf dem Poster zu sehen.
JUTTA PODLOUCKY, Gymnasium Marienschule Hildesheim, Brühl 1-3, D-31134 Hildesheim; e-mail: podloucky@marienschule-hildesheim.de
Verbreitung und Bestandssituation des Teichmolches (Lissotriton vulgaris) und Aktionen zum Lurch des Jahres in Niedersachsen
RICHARD PODLOUCKY
Der Teichmolch ist in Niedersachsen eine, insbesondere im Tiefland, weit verbreitete Art. Nach der Erdkröte und dem Grasfrosch handelt es sich um die dritthäufigste Amphibien- und gleichzeitig häufigste Molchart. Die Art wurde in allen naturräumlichen Regionen Niedersachsens nachgewiesen. Natürliche Verbreitungslücken treten besonders in den Küstenmarschen, auf den Ostfriesischen Inseln und in den höheren Lagen des Harzes auf. Die Rasterfrequenz für den Zeitraum 1981 bis 2010 beträgt 54,9 %.
Der als ausgesprochen anpassungsfähig geltende Teichmolch zeigt dennoch im Vergleich zu Berg- und Fadenmolch eine Vorliebe für halbschattige bis besonnte Laichgewässer mit submerser Vegetation in offener Landschaft. Als Laichgewässer werden die verschiedensten Stillgewässertypen, aber auch Gräben, Bodenabbaugewässer und Gartenteiche genutzt. Im Tiefland handelt es sich häufig um Grünlandweiher (ehemalige Viehtränken), in denen die Art häufig mit dem Kammmolch vergesellschaftet ist, im Bergland häufig um tiefere Fahrspuren. Laub- und Laub-Mischwälder, Gehölze, Hecken in der näheren Umgebung der Gewässer stellen die Sommer- besonders aber auch Winterlebensräume dar.
Obwohl Untersuchungen zur Bestandsgröße fehlen, geben die Fangzahlen einiger Amphibienfangzauneinrichtungen einen Hinweis auf extrem große Populationen (bis zu 6.157 Ex.). Der überwiegende Teil der Populationen liegt aber deutlich darunter.
Örtliche Bestandseinbußen sind durch die Beeinträchtigung oder Zerstörung der Laichgewässer (z. B. Verfüllung, Nährstoff bedingte Verlandung, Fischbesatz, intensive Bewirtschaftungsformen in Teichwirtschaften) zu verzeichnen. Die Beseitigung von Feldgehölzen, Saumbiotopen oder Kleinstrukturen sowie der Bau von Straßen und hohe Verluste bei zunehmendem Straßenverkehr haben zusätzlich zur Beeinträchtigung von Populationen und deren Isolierung geführt. In Niedersachsen wird von einem mäßigen Bestandsrückgang ausgegangen. Von daher wird die Art derzeit in der Roten Liste in die Kategorie „ungefährdet“ eingestuft.
Obwohl spezielle Schutzmaßnahmen für den Teichmolch nur in den seltensten Fällen durchgeführt werden, profitiert diese Art von den Artenschutz- und Hilfsprogrammen für stärker gefährdete Amphibienarten und bedarf derzeit auch keiner gezielten Förderung. Im Anschluss wird kurz auf einige Aktivitäten in Niedersachsen eingegangen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der DGHT-Aktion „Lurch des Jahres 2010“ stehen.
RICHARD PODLOUCKY, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), GB Naturschutz, Göttinger Chaussee 76 A, D-30453 Hannover, e-mail: richard.podloucky@nlwkn-h.niedersachsen.de
300 Teiche für Niedersachsen das LIFE-Projekt AMPHIKULT
MARKUS RICHTER
Der NABU Niedersachsen führt im Zeitraum 01.01.2010 bis 31.12.2014 das Projekt „Management und Vernetzung von Amphibien in der Kulturlandschaft Niedersachsens LIFE-AMPHIKULT“ durch. Das Projekt wird zu 50% von der Europäischen Union aus dem Programm LIFE gefördert, Kofinanzierer sind das Land Niedersachsen, die Landkreise Diepholz, Schaumburg und Vechta, die Region Hannover sowie der NABU. Das Gesamtbudget beträgt 1,068 Mio €. In 15 Gebieten in Niedersachsen sollen mindestens 300 Klein- und Kleinstgewässer als Laichgewässer für Amphibien neu angelegt oder saniert werden. Zielarten sind Moorfrosch Rana arvalis, Laubfrosch Hyla arborea, Kleiner Wasserfrosch Pelophylax lessonae, Kreuzkröte Bufo calamita und Knoblauchkröte Pelobates fuscus, zahlreiche weitere Arten wie Teich- Lissotriton vulgaris und Kammmolch Triturus cristatus oder Gelbbauchunke Bombina variegata werden von den Maßnahmen profitieren. Die Projektgebiete erstrecken sich über die vier naturräumlichen Regionen westliches und östliches Tiefland, Börden und Bergland. Es handelt sich um die Niederungen von Fließgewässern und der Seen Dümmer und Steinhuder Meer, um die Randbereiche von Hochmooren, einen ehemaligen Steinbruch und andere. Die Maßnahmen werden sowohl in Gebieten des Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 als auch außerhalb durchgeführt. Neben den fachlichen Hintergründen des Projektes werden auch praktische Aspekte wie Flächenbeschaffung, Genehmigungsverfahren, Umsetzung der Maßnahmen im Gelände und Effizienzkontrolle dargestellt.
MARKUS RICHTER, NABU Niedersachsen, Alleestraße 36, D-30167 Hannover; e-mail: Markus.Richter@NABU-Niedersachsen.de
Der Teichmolch in NRW Verbreitung, Habitatbindung und Vergesellschaftung nach Daten des landesweiten Kartierungsprojektes „Herpetofauna NRW“
KLAUS WEDDELING, BURKHARD THIESMEIER & LUTZ DALBECK
Der Teichmolch ist die häufigste Schwanzlurchart in NRW und durch seine große ökologische Anpassungsfähigkeit in einer Vielzahl von Gewässertypen zu finden. Der Anteil der Teichmolchnachweise an allen Amphibien-Fundmeldungen beträgt 13 %. Die Rasterfrequenz beträgt 89 %. Damit ist der Teichmolch nach Grasfrosch und Erdkröte die dritthäufigste Amphibienart in NRW. Der Teichmolch ist in NRW in allen Landesteilen verbreitet und häufig. Er zeigt aber eine deutliche Präferenz für das Tiefland. Ab 300 m NN sind nur noch relativ wenige Fundorte verzeichnet, oberhalb 400 m Höhe wird die Art deutlich seltener.
Grünland und Laubwald sind die mit Abstand am häufigsten genannten Umgebungshabitate von Teichmolchfunden. Deutlich dahinter folgen Acker/Ackerrand, Waldrand, Ruderalfläche sowie Garten/Siedlung. Etwa 65 % aller Angaben zu Laichplätzen des Teichmolchs beziehen sich auf Kleinweiher und periodische Tümpel. Jeweils etwa 10 % der Nennungen umfassen Lachen, Pfützen und Wegerinnen bzw. ablassbare Teiche. Am stärksten gemieden werden Bäche und mit Quellwasser in unmittelbarer Verbindung stehende Gewässer. Darin unterscheidet er sich deutlich vom Fadenmolch.
Es gibt keine Art, mit der der Teichmolch nicht gemeinsam vorkommen kann. Abgesehen vom Feuersalamander, mit dem gemeinsame Vorkommen unterrepräsentiert sind, kommt er mit allen andern in NRW heimischen Amphibienarten häufiger gemeinsam vor als zu erwarten wäre. Sehr typisch ist der hohe Vergesellschaftungsgrad des Teichmolchs mit dem Kammmolch, der im gesamten Land sehr ausgeprägt ist. Teich- und Kammmolch sind die beiden „Charakterarten“ der Kleingewässer in den Tieflandbereichen NRWs.
Kontakt: KLAUS WEDDELING, AK Amphibien und Reptilien NRW, Rödderstraße 2, D-53123 Bonn; e-mail: kweddeling@aol.com
Teichmolche in einer Agrarlandschaft: Bestandsentwicklung, Reproduktionserfolg und Konnektivität an fünf Gewässern im Drachenfelser Ländchen bei Bonn
KLAUS WEDDELING, MONIKA HACHTEL, MEIKE THOMAS, ULRICH SANDER, PETER SCHMIDT & DAVID TARKNISHVILLI
Im Rahmen einer Langzeitstudie von Amphibienpopulationen in einer kollinen Agrarlandschaft im südlichen Rheinland wurde Teichmolchbestände an fünf Kleingewässern über einen Zeitraum von 15 Jahren mittels Fangzäunen/Reusen und Fang-Wiederfang erfasst. Alle fünf Gewässer wurden - durchgehend und mit Laichpopulationen von zeitweise mehr als 3000 Individuen - von der Art besiedelt. Adultbestände und Reproduktionserfolg schwankten sehr stark, um mehrere Größenordnungen. In einem Gewässer konnte nach dem Erlöschen von Fischvorkommen und parallel zu einem Rückgang der Erdkröte ein starker Populationsanstieg beobachtet werden. Dichteabhängige Körpergrößen der Jungmolche bei der Metamorphose lassen daneben auf Dichteeffekte als weiteres Regulativ der Bestandsgröße schließen.
Sowohl direkte Fang-Wiederfang-Daten (temp. Markierung per Phalangenamputation) als auch populationsgenetische Daten (Allozymmarker) weisen auf einen erheblichen Individuenaustausch bzw. Genfluss zwischen den bis 1800 m von einander entfernt gelegenen Gewässern hin, zu dem neben adulten Molchen („breeding dispersal“) vermutlich v.a. Jungtiere („natal dispersal“) beitragen.
Laichbereite Teichmolche im Untersuchungsgebiet waren im Mittel 3,5 (min. 2- max. 6) Jahre alt. Die anhand der Fang-Wiederfang-Daten abgeschätzte (Mindest-)Überlebensrate bzw. Wiederkehrrate betrug nur 11 %, ist aber vermutlich methodenbedingt (Phalangen-Regeneration!) systematisch unterschätzt.
Die Ergebnisse der Studie sind publiziert in:
HACHTEL, M., K. WEDDDELING, P. SCHMIDT, U. SANDER, D. TARKHNISHVILI & W. BÖHME (2006): Dynamik und Struktur von Amphibienpopulationen in der Zivilisationslandschaft - Eine mehrjährige Untersuchung an Kleingewässern im Drachenfelser Ländchen bei Bonn - Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung zum E+E-Vorhaben "Entwicklung von Amphibienlebensräumen in der Zivilisationslandschaft". - Naturschutz und Biologische Vielfalt 30: 420 S.
Kontakt: KLAUS WEDDELING, Rödderstraße 2, D-53123 Bonn; e-mail: kweddeling@aol.com
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