Amphibien- und Reptilienschutz aktuell


Überleben im Verborgenen - 10 Jahre Schutzprojekt Sumpfschildkröte in
Nordost-Deutschland

Tagung
des Landesumweltamt Brandenburg, Naturschutzstation Rhinluch,
der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz, AGENA e.V.
und des NABU Landesverband Brandenburg e.V.

Freitag 17. bis Sonntag 19. September 2004 in Boitzenburg/Uckermark

Tagungsprogramm

Samstag 18.09.2004

9.00

Begrüßung

9.15

Uwe Fritz: Diversität der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und Implikationen für Schutzmaßnahmen Zusammenfassung

9.45

Martina Meeske: Status und Verbreitung der Europäischen Sumpfschildkröte in Litauen Zusammenfassung

10.15

Andrzej Jablonski: Zur Situation der Europäischen Sumpfschildkröte in Polen Zusammenfassung

11.15

Marek Maciantowicz & Mariusz Rybacki: Occurence and protection of European pond turtle in West Poland Zusammenfassung

11.45

Uwe Fritz, Daniela Guicking, Peter Lenk, Ulrich Joger & Michael Wink: Was uns die Verbreitung von Sumpfschildkröten über die deutsch-deutsche Geschichte erzählen kann Zusammenfassung

12.15

Hartmut Breu: Emys orbicularis im Landkreis Mecklenburg-Strelitz - ein Situationsbericht und Ausblick Zusammenfassung

12.45

Norbert Schneeweiß: Demographie der Europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg Zusammenfassung

14.30

Christoph Steinhauer: Wandel eines Sumpfschildkrötenlebensraumes in einer Brandenburger Kulturlandschaft Zusammenfassung

15.00

Regina Paul: Gefährdungsanalyse und Konsequenzen am Beispiel einer Emys orbicularis-Population in Brandenburg Zusammenfassung

15.30

Heidrun Koch: Schildkröten, Naturschützer und Förster - ein Praxisbericht aus Nordbrandenburg Zusammenfassung

16.30

Regina Paul: Saisonale Raumnutzung einer Sumpfschildkrötenpopulation in Brandenburg Zusammenfassung

17.00

Tom Kirschey: Flächeneigentumssicherung als Beitrag zum Sumpfschildkrötenschutz in Brandenburg Zusammenfassung

17.30

Martin Tesch: Die Sumpfschildkröte im Wappen - eine Verpflichtung für Grünheide Zusammenfassung

18.00

Norbert Schneeweiß: 10 Jahre Schutzprojekt Sumpfschildkröte in Branden-burg: Resümee und Ausblick
Zusammenfassung

20.00

Ausstellungseröffnung
Zusammenfassung



 

 

Posterpräsentationen:

Sabine Prange & Frank Mutschmann: Parasitosen bei Emys orbicularis in Brandenburg Zusammenfassung

Denis Mosimann: Natürliches Wachstum bei Emys orbicularis in der Schweiz

Hans Peter Schaffner & Markus Kutzli: Das Weiherprojekt

Regina Paul: Daten zur Populationsökologie einer Emys orbicularis-Population in Nordbrandenburg Zusammenfassung

Norbert Schneeweiß: Altersstruktur von Sumpfschildkrötenpopulationen in Brandenburg

Norbert Schneeweiß: Verletzungen und Anomalien bei einheimischen Sumpfschildkröten

 

Sonntag 19.09.2004

9.00

Sibylle Winkel & Matthias Kuprian: Die Rückkehr der Sumpfschildkröte nach Hessen - Stand des Wiederansiedlungsprojektes Zusammenfassung

9.30

Hans Peter Schaffner & Markus Kutzli: Sumpfschildkröten in der Schweiz: Von der Historie bis zur Wiederansiedlung Zusammenfassung

10.00

Denis Mosimann: Das Emys-Projekt Schweiz
Zusammenfassung

11.30

Hartmut Breu: Exkursion ins Sumpfschildkrötenland im Naturpark Feldberger Seenlandschaft Zusammenfassung

Zusammenfassungen

Diversität der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und Implikationen für Schutzmaßnahmen

Uwe Fritz

Emys orbicularis besiedelt ein gewaltiges Verbreitungsgebiet, das sich von Nordafrika über Europa und Anatolien bis zum Aralsee in Mittelasien erstreckt. Es handelt sich bei der Europäischen Sumpfschildkröte um eine stark polytypische Art mit zahlreichen Unterarten und Lokalformen, über die im Vortrag ein kurzer Überblick geboten wird. Diese beachtliche Diversität erfordert differenzierte Schutzmaßnahmen und -strategien. Unterarten und Lokalformen mit kleinen Verbreitungsgebieten sollte die höchste Schutzpriorität eingeräumt werden. Die Vorkommen in Brandenburg und Südost-Mecklenburg stellen Arealrandpopulationen dar, die sich genetisch von anderen Vorkommen leicht unterscheiden lassen. Sie stellen daher eine endemische Lokalform dar, die sich innerhalb der letzten Jahrtausende differenziert hat. Dem Erhalt dieser Vorkommen und ihrer genetischen Identität kommt daher eine große naturschützerische Bedeutung zu.

Uwe Fritz
Staatliches Museum für Tierkunde, Königsbrücker Landstraße 159, 01109 Dresden
Programm

Status und Verbreitung der Europäischen Sumpfschildkröte in Litauen

Martina Meeske

Ursprünglich war die Sumpfschildkröte in Litauen weit verbreitet. 1976 wurde die Art in die Rote Liste Litauens eingetragen, und drei Schutzgebiete wurden im Süden des Landes eingerichtet. Bis zu Beginn der 90iger Jahre galten die Vorkommen der Sumpfschildkröte in Litauen als stark ausgedünnt, überaltert und vom Aussterben bedroht. Die heute 30 bekannten Vorkommen liegen überwiegend im Süden des Landes. Seit Ende der 90iger Jahre wurden Untersuchungen an einem Vorkommen in Kuculishkes durchgeführt. Mit Schutzmaßnahmen bei einem weiteren Vorkommen und Recherchen anhand von Bevölkerungsumfragen liegen heute erstmals genauere Kenntnisse zur Situation der Sumpfschildkröten im südlichen Litauen vor.
Die Situation der Gewässer ist allgemein als kritisch zu betrachten. Jungtierfänge in verschiedenen Gebieten belegen einen Fortpflanzungserfolg in einzelnen Jahren der 90iger.

Martina Anne-Claire Meeske
Zentrum für Naturschutz, Universität Göttingen, Von-Siebold-Str. 2, 37075 Göttingen
Programm

Zur Situation der Europäischen Sumpfschildkröte in Polen

Andrzej Jablonsky

Der Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte in Polen begann schon Mitte des 20. Jahrhunderts. Infolge tiefgreifender Veränderungen der Lebensräume gingen die Bestände schon zu dieser Zeit drastisch zurück. 1987 entstand in Ost-Polen mit ca. 1.000 ha das größte Naturschutzgebiet für Emys orbicularis - die sogenannten "Schildkröten Sümpfe" - und drei Jahre später der Poleski National Park, wo noch weitere Kolonien der ostpolnischen Sumpfschildkrötenpopulation leben. Im Jahr 1995 wurde das "Programm zum aktiven Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte in Polen" gestartet. Bis heute wird es in Ost-Polen und im Oder-Gebiet umgesetzt. Die Privatisierung von Grund und Boden, die weitere Intensivierung der Landwirtschaft und oft mangelndes Naturschutz-Interesse kommunaler Behörden stehen den Schutzbemühungen zunehmend entgegen. So ist ein anhaltender Schwund der Lebensräume von Sumpfschildkröten zu beklagen. Es besteht jedoch die Hoffnung, zum Beispiel die immer noch in ihren Individuenzahlen bedeutende Population Ost-Polens und die Reliktpopulationen im Oder-Tal zu retten.

Andrzej Jablonsky
Muzeum Przyrodnicze Uniwersytetu Wroclawskiego, ul Sienkiewicza 21, PL-50-335 Wroclaw
Programm

Occurence and protection of the European pond turtle in western Poland

Marek Maciantowicz & Mariusz Rybacki

Distribution of the European pond turtle Emys orbicularis was studied in three provinces of western Poland: Zachodniopomorskie (ZP- Szczecin district), Lubuskie (LB - Zielona Gora district) and Wielkopolskie Province (WP - Poznan district) (Fig. 1). The main rivers of this region are Odra, Warta, Notec, Obra and Drawa. Lubuskie Province has the highest participation of forest (50%) in Poland (mean 28%).
Data concerning E. orbicularis distribution were collected since end of 80. XX century. Most data from iterviews refer to observations of single turtles.
Up to now we have been gathered information about 156 localities in three provinces, existed after 1945 (Tab. 1). On the map (Fig. 1) are shown squares (10 x 10 km), where these localities are situated. Most of them (68) are distributed in Lubuskie Province. At 11 localities presence of E. orbicularis was confirmed by us or by our co-workers. Number of all known localities (present and historical) of this species in Poland in 2002 amounted 353.
Most localities are situated in valleys of bigger rivers (Odra, Notec, Drawa, Obra) and smaller ones (Kosa, Pliszka, Ilanka). In some cases this species still inhabited some areas where was present in the past (before Second World War). Such examples are rivers Drawa, Notec and Ilanka. At present we know only one population where number of turtles exceed 40 and next 5 where live more than 10 individuals. Reproduction success (hatching of juveniles) was reported from three localities. Moreover in 7 other places nests were found.


The pond turtle in the Lubuskie Province live mostly in lakes (34%) and forest swamps (21%). This animal was observed also in old riverbeds, gravel- and sand-pits, small rivers and fish ponds. The main threats identified on the researched territory are habitat degradation, overgrowing of breeding sites and predators damaging eggs. Some E. orbicularis localities are situated in the protected areas: national parks or reserves, but only one reserve was created especially for protection of this species. It is one of the oldest turtle reserve in Poland (existed since 1974) near Drzeczkowo village, in Wielkopolska Province. When Poland joined European Union its biggest populations were included in Natura 2000 areas. In 80. XX century our team joined to the Program for Protection of the European Pond Turtle in Poland. Our protection activities are focused mainly on restoration of breeding sites and increasing the breeding success. The restoration of breeding sites consists mostly in cutting of trees and bushes. If the breeding sites are located on the areas owned by the State Agency for Forest Areas the cooperation may consist in the co-ordination of the protection of the biotopes of the pond turtle with the Retention Programmes carried out by local forest inspectorates. Last year a new project named Active Preservation of the Swamp Areas in Western Poland was implemented in the co-operation with an independent organisation The Lubuski Naturalist Club from Swiebodzin. Its main objective is to recover degraded localities of the pond turtle. The idea is to install simple and cheap gates at many localities.

To increase breeding success of E. orbicularis in the Lubuskie Province, where the most numerous populations live, such activities are undertaken: protection of nests against predators, raising of juveniles in captivity and releasing them in next spring. Since 1999 eggs are dug out and incubated in laboratory conditions by dr Bartlomiej Najbar (Zielona Gora University). After hatching young turtles are raised and following spring released into natural habitats (over last four years about 100 individuals). In the future small turtles will be released at other localities, which are located in ecological corridors of the pond turtle - in river valleys, where this species is most often observed. These sites include mainly wild, overgrown reservoirs of stagnant water located in forest areas, old riverbeds, shallow lakes and

Marek Maciantowicz & Mariusz Rybacki
1: Zielona Góra
2: Institute of Biology and Environmental Protection, Bydgoszcz University
Programm

Was uns die Verbreitung von Sumpfschildkröten über die deutsch-deutsche Geschichte erzählen kannÖsterreich

Uwe Fritz, Daniela Guicking, Peter Lenk, Ulrich Joger & Michael Wink

Für 75 in Deutschland gefangene Europäische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) wurde ein ca. 1.000 Basenpaare langes Fragment des mitochondrialen Cytochrom b-Gens sequenziert. Es fanden sich 11 Haplotypen aus sechs Verwandtschaftsgruppen. Nur Schildkröten mit einem im Wesentlichen im Odergebiet endemischen Haplotyp werden als autochthon eingestuft. Die meisten deutschen Sumpfschildkröten besitzen jedoch Haplotypen aus ganz verschiedenen Teilen des Verbreitungsgebietes der Art. Die Haplotypenverbreitung spiegelt in Deutschland interessanterweise den Verlauf der früheren deutsch-deutschen Grenze wider. In der Ex-DDR treten vor allem Haplotypen aus ehemaligen Ostblockländern auf, während sich in Westdeutschland eine wesentlich größere Variabilität findet. Diese Situation ist zweifellos auf den größeren Einzugsbereich des westdeutschen Tierhandels sowie auf die unterschiedlichen Reisemöglichkeiten und -ziele zahlloser west- und ostdeutscher Touristen zurückzuführen.

Uwe Fritz
Staatliches Museum für Tierkunde, Königsbrücker Landstraße 159, 01109 Dresden
Programm

Emys orbicularis im Landkreis Mecklenburg-Strelitz - ein Situationsbericht und Ausblick

Hartmut Breu

Der Kreis Mecklenburg-Strelitz gilt bereits seit historischen Zeiten als sicheres Verbreitungsgebiet autochthoner Sumpfschildkröten. Dies hat sich bis in die jüngste Vergangenheit hinein bestätigt. Für die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts konnten insgesamt 33 Sumpfschildkröten-Nachweise im Landkreis Mecklenburg-Strelitz registriert werden, meistens Einzelexemplare ohne Hinweis auf die Herkunft.
Drei Individuen konnten jedoch eindeutig als autochthon bestimmt werden. Zur Zeit ist keine Population im Land Mecklenburg-Vorpommern mehr bekannt. Die bereits 1910 erwähnte Population aus dem Raum Lichtenberg-Wrechen, gilt seit Mitte der 1990er Jahre als erloschen. Das wahrscheinlich letzte Tier dieser Population wurde 2003 gefangen und in den Zuchtbestand der Naturschutzstation Linum im Land Brandenburg überführt.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist mit autochthonen Vorkommen von Sumpfschildkröten nur noch in den Landkreisen Waren (Ostufer Müritz) und Mecklenburg-Strelitz südlich einer Linie der Städte Waren - Mirow -Neustrelitz -Woldegk zu rechnen. Nordwestlich des Landkreises Waren kam es bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zu umfangreichen Aussetzungen allochthoner Sumpfschildkröten.
In Anlehnung an das Brandenburger Schutzprojekt "Sumpfschildkröte" wurde 2000 in enger Zusammenarbeit der Naturschutzstation Rhinluch (Landesumweltamt Brandenburg), dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie sowie dem Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern die Erarbeitung eines Artenhilfsprogrammes initiiert. Das Projekt - vorerst für eine Laufzeit von fünf Jahren geplant - wird nunmehr verlängert. So wird derzeit wiederum gemeinsam mit den Brandenburger Kollegen (Naturschutzstation Rhinluch) ein Wiederbesiedelungsvorhaben im Feldberger Raum vorbereitet. Gegenwärtig finden bereits umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen und Flächensicherungen statt. An potentiellen Eiablageplätzen erfolgen Temperaturmessungen, um bereits im Vorfeld die klimatische Eignung dieser Standorte einzuschätzen.

Hartmut Breu
Staatliches Amt für Umwelt- und Naturschutz Neubrandenburg,
Abteilung Naturschutz, Helmut Just Str. 8, 17036 Neubrandenburg
Programm

Demographie der Europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg

Norbert Schneeweiß

Insgesamt wurden 422 E. orbicularis-Nachweise aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgewertet. Auf dieser Basis erfolgten aktuelle Untersuchungen im Freiland. Die Europäische Sumpfschildkröte lebt in Brandenburg bis heute an einigen Stellen in kleinen Reliktpopulationen. Die Mehrzahl der noch vor wenigen Jahrzehnten bekannten Vorkommen (PAEPKE 1977) ist jedoch erloschen. Vorhandene Populationen sind individuenarm und überaltert. Vor allem in den gewässerreichen Jungmoränen Nordostbrandenburgs besiedeln sie stark strukturierte Verlandungszonen von Flachseen und Kleingewässern.
Sechs autochthone Populationen wurden individuell erfasst. Die Individuenzahl pro Vorkommen variierte zwischen 3 und 14. Das Geschlechterverhältnis schwankte zwischen 1:3 bis 1:5. Abgesehen von Schlüpflingen an gesicherten Nistplätzen wurden in den 1990er Jahren keine Jungtiere gefunden. Seit 2001 nehmen die Nachweise juveniler und subadulter Tiere zu. Es handelt sich hierbei um Nachkommen, die künstlich inkubierten Gelegen oder geschützten Nistplätzen der Population zuzuorden waren.
Die untersuchten autochthonen Individuen gehörten morphologisch zur Subspezies E. o. orbicularis und genetisch zum Haplotyp IIb (nach LENK). Im Umfeld von Städten, insbesondere von Berlin, dominieren unter den Fundtieren allochthone Sumpfschildkröten (vor allem E. o. hellenica) und Exoten.

Norbert Schneeweiß
Landesumweltamt Brandenburg, Naturschutzstation Rhinluch, Nauener Straße 68, 16833 Linum
Programm

Wandel eines Sumpfschildkrötenlebensraumes in einer Brandenburger Kulturlandschaft

Christoph Steinhauer

Ein aktueller Sumpfschildkrötenlebensraum wurde anhand von Karten und Luftbildern auf Veränderungen in der Biotopstruktur über einen Zeitraum von 200 Jahren untersucht.
Es wurde für den Zeitraum vor 1940 die Schmettausche Karte von 1780 und das Ur-Messtischblatt von 1840 ausgewertet. Ab 1940 wurden Luftbilder in unterschiedlichen Maßstäben verwendet. Zur Normierung der statistischen Auswertung wurde eine 301,5 ha große Fläche ausgewählt, die in allen Luftbildern zur Analyse des Landschaftswandels rund um den betreffenden See zur Verfügung stand.
Die Seefläche nahm bis 1966 kontinuierlich ab. Ab 1975 begann ein leichter Anstieg, der 1992 wieder endete. Die Gelegezone des Sees kann erst ab 1944 eingeschätzt werden. Hier hat eine Verringerung um 77 % von 1945 bis 1980 stattgefunden. Seit 1980 ist die Fläche unverändert. Bis 1840 gab es so gut wie keinen Bruchwald um den See herum. Dieser bildete sich in der Zeit von 1840 bis 1945 heraus. Besonders stark ist die Veränderung in dieser Zeit bei der Wald-, Wiesen- und Ackerverteilung im Gebiet. Von 1840 bis 1945 haben die Ackerflächen um 30 ha abgenommen. Danach blieben sie weitgehend konstant. Noch drastischer war der Rückgang der Wiesenflächen. Doch im Gegensatz zu den Äckern reduzierte sich der Wiesenanteil bis 1992 weiter. Von einst ca. 73 ha Wiese sind heute noch 19,2 ha übrig. Dies liegt vor allem in der Auflassung der Moore, die früher alle stark entwässert und als Weide genutzt wurden. Der Waldanteil wurde auch durch Aufforstung ehemaliger Ackerbereiche erhöht. Im Vergleich zu 1840 nahm der Waldanteil im betrachteten Gebiet um ein Drittel der Gesamtgebietsgröße (100 ha) zu. Außerdem wurde die Waldzusammensetzung zu Gunsten der Kiefer verändert. Heute sind nur noch winzige Reste eines Buchen- und ein kleiner Eichenbestand vorhanden. Nach 1945 begann die intensive Waldnutzung durch Kahlschlagwirtschaft. Außerhalb der Brüche war kaum eine Waldfläche nicht mindestens einmal durch einen Kahlschlag betroffen.

Christoph Steinhauer
Dorfstraße 17, 14728 Görne
Programm

Gefährdungsanalyse und Konsequenzen am Beispiel einer Emys orbicularis-Population in Brandenburg

Regina Paul

Das langfristige Ziel von Schutzmaßnahmen für die Europäische Sumpfschildkröte ist ein selbständiges Überleben der Vorkommen. Demographische und genetische Zufallsprozesse, zufällige Änderungen der Umweltbedingungen sowie katastrophale Umweltereignisse wirken destabilisierend auf Populationen ein. Bei zu geringer Populationsgröße können sich diese Prozesse durch Rückkopplung verstärken und das Aussterben der Population nach sich ziehen. Für Emys orbicularis in NO-Deutschland ist es nicht möglich, populationsdynamische Prozesse allein auf der Basis von Felddaten zu untersuchen. Die Schildkröten können sehr alt werden, die Geschlechtsreife tritt frühestens mit ca. 10 Jahren ein und die Weibchen reproduzieren noch im hohen Alter. Um ausschlaggebende Faktoren für die Populationsentwicklung herauszuarbeiten, wurde das computergestützte Simulationsmodell EMYS-I entwickelt. Unter Modellbedingungen konnten verschiedene Faktoren variiert und deren Einfluss auf die Populationsentwicklung untersucht werden.
Aus ökonomischen Gründen müssen Naturschutzmaßnahmen effektiv gestaltet werden und sich auf Aspekte konzentrieren, die für die Populationsdynamik entscheidend sind. Im Rahmen von Simulationen ist es möglich, den Einfluss von Naturschutzmaßnahmen unter den Annahmen des Modells und der Limitation des aktuellen Wissensstandes zu testen, bevor diese im Freiland umgesetzt werden. In einem zweiten Schritt wurde daher mit Hilfe des Modells die Effizienz von Schutzmaßnahmen untersucht. Im Vortrag wird das Modell erklärt und die Ergebnisse der Analyse präsentiert.

Regina Paul
Universität Hamburg
Programm

Schildkröten, Naturschützer und Förster - ein Praxisbericht aus Nordbrandenburg

Heidrun Koch

Menschen für eine Spezies zu sensibilisieren - das bedeutet: durch Information um Verständnis werben, somit Verbündete gewinnen und damit Handlungsweisen beeinflussen.

Wasserrückhaltung - wichtigste ökologische Maßnahme im Wald
Nach den großem Entwässerungsmaßnahmen der vorangegangenen Jahrhunderte ist der Wasserrückhalt im Wald die wichtigste Maßnahme zum Erhalt bedrohter Tierarten. Häufig sind dieses einfache Maßnahmen mit großer Wirkung. Seit 1990 ist der Wasserrückhalt ständiges Bemühen vieler Förster vor Ort. Bündelung aller Fachkompetenz auf der Fläche Erfolgreich Projekte gestalten bedeutet die Notwendigkeit der Bündelung aller Fachkompetenzen (Naturschutz-, Forst-, Wasserbehörde, Landwirtschaft, ...) unter Einbeziehung des Landnutzers zu erkennen und alle materiellen und finanziellen Quellen auszuschöpfen.

Verbesserung der Kommunikation
Wesentlich für den Erfolg ist die Abstimmung aller Maßnahmen auf der Fläche; das betrifft sowohl die wirtschaftlichen als auch die naturschutzfachlichen Maßnahmen. Voraussetzung ist die gegenseitige Anerkennung der Zuständigkeiten und der fachlichen Kompetenz im Speziellen, die vertrauensbildend zwischen den Beteiligten wirken.
Hand in Hand - gemeinsam das Ziel erreichen

An den vier im Bereich des Amtes für Forstwirtschaft Templin bekannten Vorkommen wurde dargestellt, mit welchen Maßnahmen Naturschützer und Förster erfolgreich im Artenschutz zusammenarbeiten. Dabei wurde deutlich, dass bei der zwingend notwendigen Einbeziehung aller Landschaftsnutzer der örtlich zuständige Förster ein wichtiges Bindeglied zwischen Artenspezialist und Landnutzern ist.
Die gezeigten Beispiele belegen, dass ohne wesentliche wirtschaftlichen Einbußen und Mehrkosten Artenförderung erfolgreich betrieben werden kann. Ferner wird deutlich, dass in unserer anthropogen beeinflussten Umwelt nicht nur auf eine Selbstregulation vertraut werden kann, sondern auch technische Hilfsmaßnahmen notwendig werden können, um Populationen hochgradig gefährdeter Arten zu erhalten. In Zeiten leerer Kassen erlangt der Schulterschluss aller Beteiligten eine neue Qualität.
Die aufgezeigten Beispiele belegen, dass der Förster vor Ort heute seiner "primären Rohstoffversorgungsfunktion vergangener Zeiten" entwachsen und sich seiner Gesamtverantwortung für das Waldökosystem bewusst ist.

Heidrun Koch
Amt für Forstwirtschaft Templin Programm

Saisonale Raumnutzung einer Schildkrötenpopulation in NO-Deutschland

Regina Paul

Die Grundvoraussetzung für den langfristigen Schutz der untersuchten Population 'Kleinseenkette' ist eine ausreichend große Fläche, in der alle Lebensansprüche der Schildkröten erfüllt werden können. Den Einfluss des Lebensraumes (Habitat) auf eine Population lässt sich in die Habitatquantität und die Habitatqualität unterteilen. Die Gewässer des Untersuchungsgebietes wurden anhand verschiedener Kriterien als optimales Sumpfschildkrötenhabitat eingestuft. Geeignete Eiablageplätze sind ebenfalls vorhanden.
Die Untersuchungen konzentrierten sich daher auf die Habitatquantität, um Hinweise auf die notwendige Mindestfläche für die Population zu erhalten. Eine Möglichkeit den Flächenanspruch der Tiere zu untersuchen, bietet die Bestimmung von Streifgebieten ('home ranges'). Die Definition umfaßt keine Verteidigung gegen Artgenossen, so dass sich 'home ranges' im Gegensatz zu Territorien auch überschneiden können. Ihre Größe und Lage ist von der Verteilung der genutzten Ressourcen, wie z.B. Nahrung, Eiablageplätze oder Paarungspartner, beeinflusst. Es ist daher zu erwarten, dass sich die 'home ranges' der Schildkröten im Jahresverlauf verändern und geschlechtsspezifische Unterschiede auftreten.
Um die Lebens-ansprüche der untersuchten Population sichern zu können, wurden untersucht, wie groß die von den Schildkröten genutzten Flächen sind und welche saisonalen sowie individuellen Unterschiede auftreten. Hierfür wurden von September 1999 bis März 2001 insgesamt sechs adulte Schildkröten mit Sendern versehen und radiotelemetrisch verfolgt.

Regina Paul
Universität Hamburg
Programm

Flächeneigentumssicherung als Beitrag zum Sumpfschildkrötenschutz in Brandenburg

Tom Kirschey

Der gesellschaftliche und rechtliche Stellenwert von Grundeigentum ist in Deutschland besonders hoch. Durch eine Vielzahl von Beispielen ist belegt, dass ordnungsrechtlicher Naturschutz stets versagt, sobald er den Interessen des jeweiligen Eigentümers zuwiderläuft. Starke Vollzugsdefizite führen dazu, dass Rechtsverordnungen und gesetzliche Regelungen auch in Schutzgebieten unwirksam sind, sobald kein eigentumsrechtlicher Zugriff auf die Fläche besteht. Aufgrund dieses Umstandes und der seit Beginn der 90er Jahre kontinuierlichen Privatisierungsarbeit von Landes- (BBG) und Bundesgesellschaften (BVVG, TLG) in Brandenburg hat sich das Augenmerk des in Stiftungen und Vereinen organisierten privaten Naturschutz auf den Erwerb und die Übernahme von Flächen gerichtet. Hierdurch wird, konkrete und verbindliche Festlegungen vorausgesetzt, eine dauerhafte Sicherstellung von Naturschutzzielen gewährleistet. Auch staatliche und öffentlich-rechtliche Träger des Naturschutzes beteiligen sich hierbei. Es soll ein Überblick der derzeit in Brandenburg agierenden Organisationen und ihrer Schwerpunkte gegeben werden. Des weiteren soll das Instrument des Vorkaufsrechtes (gilt nicht in FFH-Gebieten mit Emys-Vorkommen, die vor März 2001 nicht bereits Naturschutzgebiete oder Kernzonen von Biosphärenreservaten oder Nationalparken waren) in seiner praktischen Anwendung anhand von Beispielen und die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen von Flächenerwerb dargestellt werden. Der NABU betätigt sich in Brandenburg in unterschiedlichen Rechtsformen am Flächenerwerb. So engagieren sich ein großer Teil der Kreis- und Regionalverbände (e.V.), der Landesverband (e.V.), der Bundesverband (e.V.) und die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe (private selbstständige Stiftung) am Flächenerwerb. In zwei Naturschutzgebieten in den Naturparken Märkische Schweiz (Kreis MOL) und Stechlin-Ruppiner Land (Kreis OHV) engagieren sich die jeweiligen Kreisverbände und der Landesverband gezielt zum Schutz der Sumpfschildkröte. Neben dem Erwerb der Wohngewässer sollen perspektivisch möglichst große Teile des terrestrischen Areals sowie Gelegeplätze gesichert werden. Letztere sollen durch Pflege in ihrer Habitatqualität erhalten und verbessert werden, die übrigen Flächen sollen, sofern landschaftsökologische oder besondere Artenschutzprobleme dem nicht entgegenstehen, sich selbst überlassen und die Nutzungseinflüsse zurückgeführt und minimiert werden. Die Notwendigkeit zielgerichteten weiteren Flächenerwerbs für die Sumpfschildkröte ergibt sich aus verschiedenen Faktoren: demographischer Wandel, EU-Agrarreform, Zunahme und Verlagerung des Wasser- und Angelsports und nicht zuletzt der Freisetzung einiger der letzten Sumpfschildkrötenlebensräume auf dem Flächenmarkt durch Fortsetzung des Privatisierungsauftrages durch BVVG und BBG, oder die unmittelbar bevorstehende Privatisierung von Bundeswaldflächen bzw. die Aufhebung des so genannten "Preußenwaldmoratoriums" im Jahr 2005. Hierfür bedarf es des Engagements unterschiedlicher Träger des Naturschutzes. Auf die zielgerichtete Spendenwerbung und den Flächenerwerb als ein Baustein eines möglichen umfassenden Artenschutzprogramms für die Sumpfschildkröte in Nordostdeutschland wird ebenfalls eingegangen.

Tom Kirschey
Fürstenberger Str. 6, 16775 Menz
Programm

Die Sumpfschildkröte im Wappen - eine Verpflichtung für Grünheide

Martin Tesch

Seit 1934 hat Grünheide das Recht ein Wappen zu führen. Die Gemeinde begründete das Wappentier Sumpfschildkröte in einem Antrag mit einem starken Schildkrötenvorkommen im Werlsee. Dies wäre eine Besonderheit gegenüber anderen Ortschaften. Das Innenministerium stimmte dem Antrag zwar zu, jedoch mit der Bemerkung, dass Sumpfschildkröten eigentlich keine Wappentiere seien. Emys orbicularis gilt heute im Raum Grünheide als verschollen. 1903 berichtete der Fischer Ernst Krüger, dass er im Bereich der Löcknitz im Monat Mai 29 Stück gefangen hat, wobei das größte Tier 8 Pfund schwer war.
Der Verein "Freundeskreis Wappentier - Grünheide (Mark) e.V." wurde im Jahr 2003 gegründet. Ihm gehören bislang 44 Mitglieder an. Ziele des Vereins sind das Forschen nach verschollenen Tieren, der Bau und Betrieb eines Freigeheges, der Schutz der Gewässer im Großraum Grünheide und das Sammeln von Geldern für den Erhalt der Europäischen Sumpfschildkröte. Seit 1999 sucht der Freundeskreis Wappentier in der Region nach der "verschollenen Art". Trotz starker Unterstützung der Presse (2003 = 13 Beiträge) meldeten Tierfreunde nur eine einzige Sumpfschildkröte im Dämeritzsee. Dieser Fund hat den Freundeskreis in seiner Arbeit bestärkt. Ein Höhepunkt der Vereinsarbeit war die Einweihung des Freigeheges unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit am 28.08.2004. Dank Unterstützung eines Züchters (R. Kunert) kann der Verein bereits auf einen Bestand von 12 Tieren für das Freigehege aufbauen.

Martin Tesch
Aristoteles Str. 6, 10318 Berlin
Programm

10 Jahre Schutzprojekt Sumpfschildkröte in Brandenburg: Resümee und Ausblick

Norbert Schneeweiß

Schon seit den 1970er Jahren engagieren sich Naturfreunde für den Schutz der Sumpfschildkröte in Ostdeutschland. Jedoch schränkten Staatsjagd und Militär bis 1990 den Zugang zu einigen wichtigen Gebieten ein. Auch ließ die zunehmend intensive Land- und Forstwirtschaft für Schutzmaßnahmen in der Fläche kaum Freiraum. Auf diese Weise fielen zahlreiche besiedelte Gewässer bis in die 1980er Jahre der Melioration zum Opfer. Eiablageplätze wurden aufgeforstet oder intensiv ackerbaulich bewirtschaftet.
Anfang der 1990er Jahre stellte sich die Frage, ob in Deutschland über-haupt noch autochthone Sumpfschildkröten-Populationen existierten. Erklärtes Ziel des 1993 begonnenen Projektes "Sumpfschildkröte" war, die Bestandssituation und Gefährdungsfaktoren im Land zu erkunden. Unverzüglich sollten Maßnahmen zum Schutz möglicher Restbestände eingeleitet werden. Nach nunmehr 10-jährigen Untersuchungen im Freiland sind sechs Reliktpopulationen bekannt. Ihre Lebensräume wurden in Naturschutzgebiete sowie in das europäische Schutzgebietssystem "NATURA 2000" integriert. Mit Maßnahmen des Wasserrückhalts und der Landschaftspflege konnte die Verlandung der Wohngewässer in drei Gebieten verhindert werden. Mit Hilfe von Vertragsnaturschutz, Landkauf und Pflegemaßnahmen wurden die neun wichtigsten Nistplätze gesichert. In klimatisch günstigen Jahren reproduzieren die Populationen heute wieder erfolgreich im Freiland. Gefährdete Gelege - z.B. auf Ackerflächen - werden geborgen und künstlich erbrütet. Das Management der Nistplätze und Gelege bewirkt allmählich eine Verjüngung der Populationen.
In der Zukunft wird sich das Sumpfschildkrötenprojekt neben Fortsetzung der bisherigen Vorhaben sowie der Suche nach weiteren Reliktpopulationen auch der Wiederansiedlung autochthoner Sumpfschildkröten in günstigen Lebensräumen des rezenten Verbreitungsgebietes widmen.

Norbert Schneeweiß
Landesumweltamt Brandenburg, Naturschutzstation Rhinluch, Nauener Straße 68, 16833 Linum
Programm

Die Rückkehr der Sumpfschildkröte nach Hessen - Stand des Wiederansiedlungsprojektes

Sibylle Winkel & Matthias Kuprian

Das seit 1999 bestehende Artenschutzprojekt Europäische Sumpfschildkröte in Hessen besteht aus folgenden Bausteinen:
· Statusanalyse (landesweite Erfassung aller Tiere, Dokumentation, Recherche) · Nachzuchtprogramm (Koordination Zoo FFM) · Ermittlung geeigneter Standorte zur Wiederansiedlung der Art in Hessen (Fachgutachten) · Vorbereitung und Betreuung der Standorte (Pflege- und Entwicklungsplanungen und Umsetzung) · Wissenschaftliche Begleitkontrolle und Monitoring (z.Zt. Promotion Uni FFM, künftig ehrenamtliches Betreuernetz) · Öffentlichkeitsarbeit (alle erreichbaren Medien lokal, regional, überregional)
Die AG-Sumpfschildkröte, die das ehrenamtlich konzipierte Projekt betreibt, setzt sich aus Experten des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes zusammen und hat zahlreiche Unterstützer und Kooperationspartner.

Sibylle Winkel1 & Matthias Kuprian
1: Pommernstr. 7, 63069 Offenbach am Main
Programm

Sumpfschildkröten in der Schweiz: Von der Historie bis zur Wiederansiedlung

Hans Peter Schaffner & Markus Kutzli

In der Schweiz sind bei Ausgrabungen in verschiedenen Seeufersiedlungen aus der Jungsteinzeit Panzerfragmente und Knochen der Europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis gefunden worden. Dies beweist, dass sie in historischer Zeit in der Schweiz heimisch war. Es bleibt offen, ob Emys orbicularis heute in der Schweiz nahezu oder vollständig ausgestorben ist.
Als mögliche Gründe für ein Aussterben wurden unter anderem das ungünstige Klima und das verschwinden der Lebensräume durch die Trockenlegung von Sümpfen diskutiert.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für eine mögliche Wiederansiedlung von Emys orbicularis werden:
- Die Bodentemperaturen von potentiellen Nistplätzen getestet und mit dem Modell der Temperatursummenberechnungen, wie es in Brandenburg entwickelt wurde, verglichen. - Mit Hilfe von molekulargenetischen Untersuchungen von im Kanton Aargau gefundenen Tieren wird deren Unterartzugehörigkeit bestimmt. - Anhand der Resultate werden Strategien für ein Zuchtprogramm und mögliche Bestandesverstärkungen oder Wiederansiedlungen ausgearbeitet.

Hans Peter Schaffner1 & Markus Kutzli2
1: Liestaler Str. 40, CH-4145 Gempen
2: Emys Group Switzerland, Wuestländestraße 2, CH-5737 Menziken
Programm

Das Emys-Projekt Schweiz

Denis Mosimann

Das Emys-Projekt Schweiz ist im Jahre 1999 unter der Schirmherrschaft von PRT (Protection et Récupération des Tortues) in Chavornay / Schweiz gegründet worden. Die Gruppe um das Emys-Projekt Schweiz wird vorgestellt. Ebenso ihre Aktivitäten, im Gelände, bei Fangaktionen und der Populationsbeobachtung. Auch Vorkommen und potenzielle Lebensräume werden untersucht. Die Resultate werden in Protokollen zu möglichen Bestandesverstärkungen und Wiederansiedlungen von Emys orbicularis orbicularis (Haplotyp IIa) in der Schweiz festgehalten.

Denis Mosimann
Protection et Récupération des Tortues, Projet Emys, Grand Pâquier, CH-1373 Chavornay
Programm

Parasitosen bei Emys orbicularis in Brandenburg

Sabine Prange & Frank Mutschmann

Der häufigste Parasit bei einheimischen Emys orbicularis ist der streng wirtsspezifische Einzeller Eimeria delagei. Er parasitiert im Darm, so dass man ihn durch Oozysten im Fäzes nachweisen kann. Massenbefall zerstört Darmepithelzellen und führt so zur Enteritis. Ein weiterer einzelliger Parasit ist der Flagellat Hexamita parva. Er ist durch sechs frontale und zwei distale Geißeln gekennzeichnet. Bei Wirten mit starkem Befall kann die Niere geschädigt werden, weil die Hexamiten über den Darm in die Niere einwandern können.
Sumpfschildkröten können auch von Ektoparasiten wie Haementeria costata befallen werden. Da die Blutegel Zwischenwirte für Blutparasiten sein können, werden diese dann während der Blutmahlzeit übertragen. Haemogregarina stepanowi befällt Erytrozyten und vermehrt sich darin. Durch das seltene Vorkommen des Schildkrötenegels ist seine
pathologische Bedeutung für Sumpfschildkröten der Brandenburger Reliktpopulationen allerdings gering.
Bei drei adulten Emys orbicularis fanden sich reliefartige Läsionen, die wir als Zerkarien (Trematoden) -Fraßspuren deuten.

Sabine Prange1 & Frank Mutschmann2
1: Naturschutzstation Rhinluch, Landesumweltamt Brandenburg, Nauener Str. 68, 16833 Linum
2: Institut exomed, Am Tierpark 64, 10319 Berlin
Programm

Acht Jahre im Leben einer Sumpfschildkrötenpopulation in NO-Brandenburg

Regina Paul

Eine Grundvoraussetzung für den Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte ist die möglichst umfangreiche Kenntnis populationsdynamischer Prozesse. Schildkröten sind extrem langlebige Tiere, die spät geschlechtsreif werden und über einen sehr großen Zeitraum reproduktiv sind. In diesem Zusammenhang sind Langzeitstudien von grundlegender Bedeutung. Untersuchungen müssen an möglichst vielen Populationen sowohl in benachbarten Gebieten als auch in geographisch und klimatisch unterschiedlichen Regionen durchgeführt werden, um einen Eindruck von Anpassungsstrategien bei Schildkröten zu bekommen. Das Poster präsentiert grundlegende populationsbiologische Daten, die von 1994 bis 2001 an der Population 'Kleinseenkette' erhoben wurden. Dargestellt sind die Erkenntnisse über Unterartzugehörigkeit, Geschlechterverhältnis, Reproduktion und die Mortalität adulter Tiere sowie das geschätzte Alter der Schildkröten. Diese Ergebnisse bildeten die Grundlage für ein computergestütztes Simulationsmodell.

Regina Paul
Universität Hamburg Programm

Ausstellung "Zeugen der Urzeit - Emys orbicularis

Anlässlich 10 Jahre Artenschutzprojekt Sumpfschildkröte in Nordost-Deutschland wurde von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Artenschutz (AGENA e.V.) am 18.10.2004 im Schloß Boitzenburg eine Ausstellung eröffnet. Die interessante und spannende Thematik zeugt vom Engagement ehrenamtlicher Naturschützer, Wildbiologen und Forstleuten. Erklärtes Ziel ist es, auch "Außenstehende" und vor allem Kinder und Jugendliche für den Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte zu begeistern. Inhaltlich widmet sich die Ausstellung den zum Teil abenteuerlichen Fangaktionen, Freilandstudien und Entdeckungen der längst vergessenen oder verschollenen Reliktpopulationen. Für die Besucher erstaunlich: das Schildkrötenprojekt spielt sich nicht in ferner tropischer Wildnis sondern in der vertrauten heimischen Natur ab.

Mit der Ausstellung wird auf die Sensibilität der letzten Sumpfschildkrötenvorkommen am Arealrand aufmerksam gemacht. Zukünftig hängt der Erfolg des Schutzprojektes immer mehr vom Verständnis der Bewohner und Besucher der Naturlandschaften in Nordostdeutschland ab, denn hier stabilisieren sich die Reliktpopulationen gegenwärtig wieder - dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen!
Problematisch ist zum Beispiel der Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum (Straßen und Wege) und dadurch bedingte Verkehrsopfer, das Aussetzen exotischer Sumpfschildkröten (Konkurrenzbeziehungen und Tierkrankheiten) oder der illegale Tierfang.

Schildkröten wecken dank ihres Aussehens und urtümlichen Wesens bei vielen Betrachtern große Sympathien. Aufgrund ihrer Seltenheit und verborgenen Lebensweise sind sie jedoch in freier Wildbahn kaum einmal zu beobachten. Kernpunkt der Ausstellung bilden daher zwei sogenannte biologische Gruppen, welche die Tiere zum einen in ihrem natürlichen Lebensraum - einem Gewässer - zeigen, zum anderen aber den sensiblen Vorgang der Eiablage und des Schlupfes demonstrieren. Darüber hinaus wird in einem Stellwandsystem aus Kiefernholz mittels Fotos, Grafiken und Texten anschaulich über die Biologie, Gefährdung der Art und das Schutzprojekt berichtet.

Die Ausstellung wurde von der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg, der Heinz Sielmann Stiftung und der Klara Samariter Stiftung gefördert.
Programm


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