Amphibien- und Reptilienschutz aktuell

 

Ökologie und Schutz der Kreuzotter

Internationale Tagung
der DGHT-AG Feldherpetologie und der
AG Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen (AGAR)

Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2002 in Darmstadt

Leitung: Dr. Ulrich Joger

Vom 24. bis 25. November 2002 fand die inzwischen traditionelle feldherpetologische Herbsttagung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt statt. Die Tagung stand unter dem Thema „Ökologie, Verbreitung und Schutz der Kreuzotter“ und wurde von der DGHT-AG Feldherpetologie in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Amphibien und Reptilienschutz in Hessen e.V. (AGAR) organisiert. Mit insgesamt 100 Teilnehmern aus fünf europäischen Ländern war die Tagung sehr gut besucht.
Am ersten Tag der Tagung stand die Verbreitung und Gefährdung der Kreuzotter in den einzelnen Bundesländern sowie in den Niederlanden und der Schweiz im Vordergrund. Durch den großflächigen Verlust von Heiden und Mooren in vielen Ländern um mehr als 90 % innerhalb der letzten 100 Jahre sind die heutigen Vorkommen in vielen Gebieten auf Restvorkommen geschrumpft und fragmentiert. Aber auch aktuell sind die Restvorkommen durch Lebensraumverlust infolge der Intensivierung der Landwirtschaft, Aufforstungen sowie den Straßenverkehr bedroht. Die Kreuzotter ist deshalb in den Roten Listen der Länder als „stark gefährdet“ und „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Nur in Niedersachsen gilt die Kreuzotter als gefährdet.
Am zweiten Tagungstag standen Vorträge zur Untersuchung Ökologie und zur Raum-Zeit-Einbindung von Kreuzotter-Populationen im Vordergrund.
Ein geselliges Beisammensein am Samstagabend rundete die sehr gut organisierte Tagung ab und gab ausreichend Gelegenheit für intensive Fachgespräche.

Tagungsprogramm

Samstag 23.11.2002

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter

9.15

S. Kalyabina, S, Schweiger, U. Joger, W. Mayer, N. Orlov & M. Wink: Phylogenie und Systematik der Kreuzotter Zusammenfassung

9.45

A. Klinge & C. Winkler: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Schleswig-Holstein und dem Norden von Hamburg Zusammenfassung

10.00

R. Podloucky: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Niedersachsen Zusammenfassung

10.15

H.-D. Bast: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Mecklenburg-Vorpommern Zusammenfassung

11.00

M. Wolf: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Brandenburg und Berlin Zusammenfassung

11.15

A. Geiger, W. Möller & M. Schwartze: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Nordrhein-Westfalen Zusammenfassung

11.30

U. Joger, H. Nicolay & R. Wollesen: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Hessen Zusammenfassung

11.45

A. Nöllert: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Thüringen Zusammenfassung

12.00

U. Prokoph & S. Teufert: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Sachsen Zusammenfassung

12.15

H.-J. Gruber: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Bayern 

14.00

K. Fritz & H. Laufer: Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Baden-Württemberg Zusammenfassung

14.15

H. Laufer: Die Kreuzotter des Grindenschwarzwaldes – Habitatnutzung und Schutzmanagement: eine Zwischenbilanz Zusammenfassung

14.35

P. Janssen: The status of adder research in the Netherlands Zusammenfassung

15.00

A. Mayer & J.-C. Monney: Verbreitung, Biologie und Schutz von Vipera berus in der Schweiz Zusammenfassung

16.00

S. Ursenbacher: Studie einer Kreuzotter-Population im Schweizer Jura - Populationsgröße und Aussterbegefahr Zusammenfassung

16.30

T. Phelps: Population structure and social behaviour of Vipera berus in south Dorset Zusammenfassung

17.00

M. Schrack: Erfahrungen beim Schutz der Kreuzotter in der Radeburger und Laußnitzer Heide (Freistaat Sachsen) Zusammenfassung

17.35

 

 

Posterpräsentationen:

A. Bakiev: Ökologie und Schutz der Kreuzotter in der mittleren Wolgaregion Zusammenfassung

A. Cabela & H. Grillitsch: Vipera berus in Österreich: Verbreitung und Ökologie Zusammenfassung

B. Thomas: Die Kreuzotter im Toten Meer in der Region Hannover Zusammenfassung

V. Zavadil: Vipera berus in der Tschechischen Republik

O. I. Zinenko:New data about hybridisation beween Vipera niklolskii Vedmederya, Grubant & Rudaeva, 1986 and Vipera berus berus Linnaeus, 1758 Zusammenfassung

 

Sonntag 24.11.2002

Ökologie und Schutz der Kreuzotter

9.00

R. Wollesen & M. Schwartze: Vorläufiger Vergleich zweier linearer Kreuzotter- Habitate in der norddeutschen Tiefebene Zusammenfassung

9.30

R. Podloucky: Zur Lebensgeschichte einer Kreuzotter-Population am Rande einer Großstadt: Historie, Lebensraumveränderung, Bestandsentwicklung und Schutz Zusammenfassung

10.00

D. Glandt & T. Mutz: Künstliche Versteckplätze als Hilfsmittel der Freilandforschung an Reptilien, unter besonderer Berücksichtigung von Kreuzotter und Schlingnatter Zusammenfassung

10.30

D. Käsewieter & N. Baumann: Populationsstruktur und Raumnutzung der Kreuzotter im Lechtal: Ist ein Biotopverbundkonzept für die Kreuzotter realisierbar? Zusammenfassung

11.30

W. Völkl & P. Kornacker: Die traditionelle Nutzung von Schlüsselhabitaten bei der Kreuzotter: Konsequenzen von verhaltensökologischen Untersuchungen für Schutzkonzeptionen Zusammenfassung

12.00

A. Werstermann: Kreuzotterbeobachtungen in einem Frühjahrsquartier im Nordharz-Vorland Zusammenfassung

12.30

K. Weinmann, C. Beck, J. Penner, P. Sound, R. Wollesen & U. Joger: Zur Ökologie und Raum-Zeit-Einbindung einer Kreuzotter-Population im hessischen Spessart Zusammenfassung

13.00

S. Teufert: Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen eines Schutzprojektes für die Kreuzotter im Fichtelberggebiet (Erzgebirge) Zusammenfassung

Zusammenfassungen

Ökologie und Schutz der Kreuzotter in der mittleren Wolgaregion

Andrey Bakiev

Das Wolgabassin besiedeln zwei Unterarten der Kreuzotter Vipera berus: V. b.berus und V. b. nikolskii. Die südliche Grenze des Areales von V. berus und die Verbreitung der Unterarten in der mittleren Wolga-Region (am Territorium zwischen 52° und 55° der nördlichen Breite und 45° und 53° der östlichen Länge) werden präzisiert.
V. b. nikolskii werden Daten zur Ökologie, z.B. der Populationsdichte, der Fortpflanzung, dem Ernährungszustand und zu Endoparasiten, wie Helminthen, präsentiert. Im Fall der lokalen Frühlings-Ansammlungen im Nationalpark "Samarskaja Luka" wurde eine maximale Dichte von bis zu 40-50 adulten Exemplare pro Hektar für V. b. nikolskii ermittelt. Ein Weibchen gebiert jährlich oder einmal in zwei Jahren 5 bis 19 Jungtiere. Die Nahrung (Analyse des Inhaltes von 28 Mägen) besteht aus: Säugetieren (71,4 %), Vögeln (3,6 %), Reptilien (14,3 %), Amphibien (10,7 %). Die saisonalen Veränderungen des Helminthen-Bestandes der Kreuzottern aus dem Stadtpark von Samara werden dargestellt.
Die Kreuzotter ist in der Roten Liste der Republik Tatarstan als Art, deren Bestandszahlen in Folge anthropogener Einwirkung zurückgeht, verzeichnet. Sie ist in Naturschutzgebieten (Volzhsko-Kamskij, Zhigulievskij, Prisurskij, "Privolzhskaja Lesostep") und in anderen besonders geschützten Gebieten in der mittleren Wolga-Region geschützt.

Andrey Bakiev
Institut der Ökologie des Wolgabassins der Russischen Akademie der Wissenschaften
Komzin Straße, 10
445003, Togliatti, Rußland
e-mail: krylov@infopac.ru
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Mecklenburg-Vorpommern

Hans-Dieter O.G. Bast

Die Hauptvorkommen der Kreuzotter in MV befinden sich im Ostseeküstengebiet östlich von Rostock, den großen Waldgebieten des nordöstlichen Flachlandes sowie im Bereich des Höhenrückens und der mecklenburgischen Seenplatte (insbesondere Großseenlandschaft). Im Rückland der Seenplatte kommt sie nur zerstreut vor. Sie fehlt völlig im Nordwesten des Landes (Klützer Winkel).
Das besiedelte Biotopspektrum umfasst neben den landestypischen Küstenbiotopen (Grau- und Braundünen) auch Niedermoore, Hochmoore und Waldbiotope unterschiedlichster Ausprägung.
Die Flächenverbreitung hat seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert um mindestens 20 % abgenommen. Hinsichtlich der Bestandsgrößen liegen leider kaum belastbare Vergleichswerte vor. Sehr wahrscheinlich sind die Rückgänge diesbezüglich jedoch weitaus drastischer.
In der Roten Liste des Landes wird die Kreuzotter daher in die Kategorie A 2 (stark gefährdet) eingeordnet. Gefährdungsursachen sind vor allem die intensiven Meliorationsmaßnahmen (Entwässerung zahlreicher Moore) im 19. Jahrhundert, die infolge der Großflächen- bewirtschaftung erfolgte Verinselung sowie verkehrsbedingte Landschaftszerschneidungen.

Hans-Dieter O.G. Bast
Segelmacherweg 7, D-18109 Rostock, e-mail: hdog.bast@t-online.de
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in den Ländern Brandenburg und Berlin

Manfred Wolf

In beiden Ländern ist ein deutlicher Rückgang dieser Art in den letzten Jahrzehnten zu registrieren. Für das Land Berlin gilt die Kreuzotter als ausgestorben. Die ehemals bedeutenden Populationen im Umland der Städte Berlin und Potsdam gelten ebenfalls als erloschen. Im Havelland ist ein dramatischer Rückgang festzustellen. Seit 1960 ist ein Verbreitungsrückgang um ca. 50% für Brandenburg zu registrieren. Hauptsächliche Gründe dafür waren zu früheren Zeiten der Tierfang zur kommerziellen Nutzung. Schwerwiegende aktuelle Gefährdungen stellt der bedeutende Verlust von Lebensräumen dar. Das betrifft zum einen das Trockenfallen feuchter Habitate und die fortschreitende Sukzession offener und halboffener Lebensräume. Verbreitungsschwerpunkte existieren in der Prignitz, im Elbe-Elster-Gebiet und der Niederlausitz. Darüber hinaus sind individuenarme kleine Reliktpopulationen in der Uckermark und dem Westhavelland bekannt.

Manfred Wolf
Naturschutzstation Rhinluch, Nauener Str. 68, D-16833 Linum
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Baden-Württemberg

Klemens Fritz & Hubert Laufer

Die Kreuzotter besiedelt in Baden-Württemberg die höhergelegenen, kühleren Lagen der Mittelgebirge sowie die Moorgebiete des westlichen Voralpengebiets. Im Nordschwarzwald ist sie vor allem in den Buntsandsteinbereichen des Grindenschwarzwalds mit seinen vernässten Hochlagen, Moorflächen und blockreichen Hängen anzutreffen, im Mittleren Schwarzwald dominieren Lebensräume an Waldrändern und in Niederwald-Relikten, im Südschwarzwald findet man sie überwiegend auf extensiven Weideflächen mit einem Mosaik aus Feldgehölzen, Feuchtwiesen und Steinhaufen sowie in lichten, blockreichen Wäldern. Im Kalkgebirge der Schwäbischen Alb herrschen Fundorte auf Wacholderheiden und Magerrasen, an Waldrändern und in Heckenbiotopen vor. Die Lebensräume im Allgäu und in Oberschwaben beschränken sich auf Moore und lichte Moorwälder. Seltener sind Fundorte an Bahndämmen und in Steinbrüchen.
Das Verbreitungsgebiet der Kreuzotter deckt sich mit den klimatisch kühlen Zonen Baden-Württembergs (Jahresdurchschnitt unterhalb 7 Grad Celsius). Als zusätzliche Komponente weisen die Lebensräume meistens feuchte Böden auf, wie man sie z.B. in Gebieten mit Niederschlagsüberschuss (Hochlagen) und auf Moorflächen vorfindet.
Vergleiche historischer Fundangaben aus der Literatur mit dem heutigen aktuellen Datenbestand belegen einen Rückgang des Verbreitungsgebiets (z.B. Südschwarzwald, Baar, Nordrand der Schwäbischen Alb). Außerdem hat sie in allen Naturräumen in den letzten 20 Jahren Bestandsrückgänge. Lediglich im Nordschwarzwald besitzt sie noch zusammenhängende Vorkommen. Aufgrund der negativen Bestandsentwicklung und der Tendenz zur Verinselung wird sie in der Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft.
Ungestörte Lebensräume geringer Nutzungsintensität (extensiv land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen) und Brachen werden bevorzugt, insbesondere wenn sie mit geeigneten Sonnenplätzen wie Steinhaufen, Böschungen und Totholz ausgestattet sind und ein Mosaik aus feuchter und trockener Standorte auf engem Raum aufweisen. Der Verlust solcher Lebensräume stellt die Hauptgefährdungsursache für die Art dar.
Viele Kreuzotterlebensräume sind durch die Beseitigung von Feldgehölze und das Entfernen von Lesesteinwälle beeinträchtigt oder zerstört worden. Die Intensivierung der Grünlandnutzung und der Saumvegetation entlang der Waldränder hat die Kreuzotterhabitate negativ verändert; durch mangelnde oder ausbleibende Pflege und damit durch Sukzession sind zahlreiche Standorte verloren gegangen. Viele Habitate sind durch Aufforstungen verschwunden. Bei Waldhabitaten sind die Umwandlung von Nieder- in Hochwald, der Rückgang der Kahlschlagsflächen und der zunehmende Dichtschluss ehemals lichter Wälder als Gefährdungsfaktoren zu nennen.

Klemens Fritz
Tennenbach 6, D-79348 Freiamt

Hubert Laufer
Büro für Landschaftsökologie, Friedensstr. 28, D-77654 Offenburg
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter - Vipera berus (Linnaeus, 1758) in Nordrhein-Westfalen

Arno Geiger, Wolfgang Richard Müller & Michael Schwartze für den Arbeitskreis Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalen

Die aktuelle Verbreitung der Kreuzotter zeigt in NRW eine deutliche Beschränkung der Art auf ihre Restareale im atlantisch getönten Norden und Nordwesten des Landes. In den Heide- und Moorgebieten der Westfälischen Bucht, im Westfälischen Tiefland, sowie in den bewaldeten Binnendünengebieten des Niederrheinischen Tieflandes kommt die Kreuzotter nur noch kleinräumig und in geringen Individuendichten vor. Von West nach Nordost geordnet liegen Funde in folgenden naturräumlichen Untereinheiten vor: Schwalm-Nette-Platten, Niederrheinische Höhen- und Sandplatten, Westmünsterland, Plantlüner Sandebene, Rhaden-Diepenauer Geest und der Diepenauer Moorniederrung Weiter nach Norden schließen sich im benachbarten Niedersachsen die Vorkommen in den Moor- und Heidegebieten des Ems-Hunte-Geest und der Dümmer-Moorniederrung an. Bis in die jüngere Zeit (1950er Jahre) ist die Kreuzotter noch im südlichen Münsterland und im Ruhrgebiet vorgekommen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts sind Nachweise in Mühlheim a. d. R., bei Ratingen und bei Düsseldorf belegt.
Das eigentliche Rheinische Schiefergebirge, zu dem das Süderbergland zählt, mit Eifel, Rheinland-Pfalz, Saarland, Odenwald, Neckar-Tauberland, ist dagegen in weiten Teilen vollkommen fundfrei oder ist dort, wie im Weserbergland, nur sporadisch besiedelt, wobei die Ursachen für diese Verbreitungslücke bis heute nicht sicher bekannt sind.
Die im Bereich des Naturraumes „Niederrheinsches Tiefland“ tatsächlich festgestellten Tiere, die innerhalb der letzten 10 Jahre beobachtet werden konnten liegt bei ca. 70 Ex., die relative Gesamtpopulationsgröße wird bei ca. unter 230 Individuen liegen.
Die im Bereich des Naturraumes Westfälische Bucht tatsächlich festgestellten Tiere, die innerhalb der letzten 10 Jahre beobachtet werden konnten, liegt bei ca. 90 Ex., die relative Gesamtpopulationsgröße wird bei unter ca. 350 Individuen liegen.
Die im Bereich des Naturraumes Westfälisches Tiefland tatsächlich festgestellten Tiere, die innerhalb der letzten 10 Jahre beobachtet werden konnten, liegt bei 8 Ex., die Gesamtpopulationsgröße wird bei ca. unter 20 Individuen liegen. (Dieser Wert bezieht sich allerdings nur auf ein Moorrandgebiet an der Landesgrenze. Die Population der Kreuzotter in diesem Moorkomplex ist aber wesentlich größer!)
Die Kreuzotter ist deshalb in der Roten Liste der gefährdeten Reptilienarten (Stand 1998) auf der Ebene des Landes in der Kategorie „1“ vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Zwei Biotoptypen mit ihren Misch- und Übergangsformen werden von der Kreuzotter hauptsächlich besiedelt: die Moor- und Heidekomplexe, sowie die Innen- und Außenränder von lichten Mischwäldern, die an dieses Moor- und Heidelandschaften anschließen. Die Populationen, die in den Waldgebieten im Tiefland leben, besiedeln bevorzugt feuchte bis mittelfeuchte Ränder von Eichen-Birkenwäldern oder auch die Randbereiche von lichten Kiefernwäldern, an die sich extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesenbereiche oder/und Heideflächen innerhalb des Waldes oder im Waldaußenbereich anschließen. Inmitten ausgedehnter Heideflächen, am Rande von Mooren und auf Binnendünen liegen weitere Artnachweise vor. Allerdings müssen die Sandflächen der Binnendünen mit Wacholder, Ginster, Eiche oder der Besenheide bewachsen sein, denn deckungsarme Dünen werden in unseren Binnendünenlandschaften gemieden. Die Tiere bevorzugen bei den oben genannten Lebensstätten i. d. R. geschützt liegende, ungestörte Sommerstandorte, wie Pfeifengrasbulten, Adlerfarnhorste, Brombeergestrüpp, Baumstubbenareal mit liegendem Astholz, vegetationsreiche, wenig gestörte Blocksteinschüttungen, Bahnschotterkörper etc. Diese Örtlichkeiten liegen meist windgeschützt und sonnenexponiert und weisen Unterschlupfmöglichkeiten (Erdspalten, klüftiges Gestein, ehemalige Kleinsäugerbauten, ausgefaulte Baumstubben) auf, in die sich die Tiere bei Gefahr schnell zurückziehen können. Wahrscheinlich dienen diese unterirdischen Verstecke, wenn sie tief genug und somit frostfrei sind auch als Winterquartiere.

Arno Geiger
Andreasstr.39, D-45661 Recklinghausen, e-mail: arno.geiger@loebf.nrw.de
Programm

Künstliche Versteckplätze als Hilfsmittel der Freilandforschung an Reptilien, unter besonderer Berücksichtigung von Kreuzotter und Schlingnatter

Dieter Glandt & Thomas Mutz

Bei dieser Untersuchung wurden in ausgewählten Naturschutzgebieten des westlichen Münsterlandes (Nordrhein-Westfalen) und in einem Moorgebiet des angrenzenden südwestlichen Niedersachsens künstliche Verstecke für Reptilien ausgelegt. Dabei wurden zur Hälfte Schalbretter verwendet, die auf der Oberseite mit Farbe geschwärzt sind und an der Unterseite eine kleine Leiste besitzen, die für einen sehr geringen Abstand zum Boden sorgt. Die andere Hälfte sind Profilbleche, deren Oberseite ebenfalls schwarz ist. Alle Objekte sind 0,5 m breit und 1 m lang. Auf der Oberseite befindet sich bei allen Objekten ein Griff zum Anheben und eine kleine Tafel, die den Verwendungszweck erklärt. In den Untersuchungsgebieten kommen insgesamt vier Reptilienarten vor: Waldeidechse, Blindschleiche, Schlingnatter und Kreuzotter. Alle Arten konnten unter den künstlichen Verstecken nachgewiesen werden. Insgesamt konnten in vier Untersuchungsjahren 420 Reptiliennachweise mit den Brettern und Blechen geführt werden. Neben 60 Waldeidechsen- und 62 Blindschleichenfunden sind die hohen Fundraten von 62 Kreuzotter- und 236 Schlingnatternachweisen besonders hervorzuheben. Die Temperaturmessungen in den Verstecken ergaben, dass die Bretter und Bleche hauptsächlich wegen ihres günstigen Mikroklimas und weniger wegen ihrer Versteckfunktion von den Tieren aufgesucht werden. Die Temperaturen lagen unter den Objekten im Schnitt um 4,3°C höher als die Außentemperatur. Leichte Unterschiede in den Vorzugstemperaturen konnten bei den vier Reptilienarten nachgewiesen werden. Bei zunehmender Erfahrung mit dieser Methode wurden die Kontrollen nur noch an Tagen mit eher kühlem Wetter und bedecktem Himmel durchgeführt, weil dann aufgrund des günstigen Mikroklimas verstärkt Tiere in den Verstecken zu finden waren. Mit einer längeren Liegezeit der künstlichen Verstecke steigen die Fundzahlen besonders bei den beiden Schlangenarten deutlich. So wurden die höchsten Nachweiszahlen in allen Gebieten immer im zweiten oder sogar erst im dritten Jahr der Untersuchung erreicht. Wie neuere Untersuchungen mit Schlingnattern zeigen, die durch Fotos individuell wiedererkannt werden, kann die Ortstreue der Tiere recht hoch sein, so dass sie mehrfach und über einen längeren Zeitraum unter den Verstecken angetroffen werden können. Auch Schlingnattergeburten unter den Brettern und Blechen ließen sich schon nachweisen.
Nach vier Untersuchungsjahren lässt sich feststellen, dass auf Dauer die Bleche höhere Fundergebnisse bringen, da die Bretter nach einigen Jahren leicht verwittern und zunehmend für Ameisen attraktiv werden. Insgesamt ist diese Methode zum Nachweis und zur Untersuchung ökologischer Fragestellungen von Reptilien sehr gut geeignet. Besonders in flächigen Gebieten ohne lineare Strukturen sind die Bretter und Bleche eine große Hilfe beim Auffinden von Reptilien. In Gebieten mit einem hohen Besucherverkehr können die künstlichen Verstecke allerdings nicht eingesetzt werden, da sie an solchen Stellen zu oft angehoben und zur Seite gerückt werden.

Dieter Glandt
Biologisches Institut Metelen e.V., Samberg 65, D-48629 Metelen
e-mail: BIM.Glandt@t-online.de

Thomas Mutz
Merschkamp 17, D-48155 Münster
Programm

Vipera berus (Linnaeus, 1758) in Österreich: Verbreitung und Ökologie

Heinz Grillitsch & Antonia Cabela

Basierend auf der Auswertung von 1968 Datensätzen aus der Herpetofaunistischen Datenbank Österreichs am Naturhistorischen Museum in Wien werden Angaben zu Status, Verbreitung und Ökologie (Vergesellschaftung, Phänologie, Lebensraum) der Kreuzotter, Vipera berus Linnaeus, 1758) in Österreich gemacht.
Präferenzanalysen zeigen, dass die Kreuzotter in Österreich Höhenlagen zwischen 800 und 1.800/1.900 m bzw. die Lagen von der mittelmontanen bis zur hochsubalpinen Zone klar bevorzugt. Sie bevorzugt deutlich nass-ozeanisch sommerkühl/kaltes Klima und besiedelt vorzugsweise Gebiete mit mittleren Jahresniederschlägen zwischen 1.400 mm und 2.400 mm und mittleren Jahreswärmesummen (Berechnung siehe KAMPER 2001) von 40 – 90°C. Klare Präferenzen zeigen sich für landwirtschaftlich heterogen genutzte Gebiete, Wälder, Bereiche von Felsen und für über der Waldgrenze gelegene Rasenflächen.

KAMPER, S. (2001): Kartendarstellungen. – In: CABELA et al.: Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Wien (Umweltbundesamt): 127-129.

Heinz Grillitsch, Antonia Cabela
Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, A – 1014 Wien
e-mail: antonia.cabela@nhm-wien.ac.at
Programm

The status on Adder-research in the Netherlands

Pedro Janssen

In the year 2000 the Working party Adder-research Netherlands (WAN) was founded and became part of RAVON (Reptiles, Amphibians, Pisces Research Netherlands). The target of this working party is: Research on the adder and its habitat for a long lasting preservation of the adder in the Netherlands. The WAN detected that some adder populations are endangered, while others aren’t. In order to get good results on protection and habitat-management, population research is necessary on different living areas.
The WAN finds its origin in the research project of the “Meinweggebied”, a National Park in the south of our country. Its population survey dates back for more then 25 years. This region used to be one of the major living areas. In recent years the adder population has been decreasing fast. Adders are now only seen in fragmented habitats. There was a growing need for an adder protection plan in the “Meinweggebied”. In the meantime this plan is being written with subsidy of the province.
Similar population surveys as the one from the “Meinweggebied” are being performed at 8 different living areas in the Netherlands. The results of the first 2½ years are satisfying.
Another large research project is “Meetnet”. 450 Routes are monitored on Reptiles and Amphibians. On 90 Routes adders have been encountered. When the data are analyzed, trends are calculated. The adder is slightly decreasing, but is stable. Nevertheless one has to watch for too great optimism. Habitat fragmentation is one of the greatest dangers.
The WAN has participated on several other research projects. Telemetric studies, Vegetation research, Morphological comparison of populations, study on adder decrease and a national adder bite investigation. The newest research project is about genetic diversity with the AFLP technique for DNA-analysis. This will gain an insight into the influence of habitat fragmentation and inbreeding on the adder population of the Netherlands.
The WAN wants to cooperate with foreign researchers and/or organizations on the projects mentioned above.

Pedro Janssen
Working party Adder-research Netherlands, Pavanestraat 15, NL - 5802 LJ Venray
Tel: 0478-514805, 077-3205246 (work), e-mail: pedro@plex.nl
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Hessen

Ulrich Joger, Harald Nicolay & Ralf Wollesen

In der Roten Liste für Hessen ist die Kreuzotter als „stark gefährdet“ eingestuft (Joger 1996). Die Vorkommen der Kreuzotter beschränken sich auf ehemals zusammenhängende Gebiete in Osthessen. Nennenswerte Bestände sind nur noch an wenigen Stellen im Spessart, dem Fuldaer Land, der Kuppen-Rhön sowie dem Schlitzer Land anzutreffen. Winzige Reliktpopulationen überleben ferner am Hohen Meißner, an der westlichen Peripherie des Eschweger Beckens, der Hohen Rhön und im Raum Heringen. Die Kreuzotter ist auf sonnenexponierte, deckungsreiche Biotope mit einer halboffenen Waldlandschaft angewiesen. Derartige Bedingungen finden sich heute in Hessen nur punktuell in Schonungen, Wildäsungsflächen, entlang von Wegböschungen und Waldrändern. Durch die sukzessive Umstellung von Kahlschlagwirtschaft auf naturnahe Waldwirtschaft mit Einzelstammentnahme verschwinden große Teile der geeigneten Lebensräume.

Ulrich Joger, Harald Nicolay & Ralf Wollesen
Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen (AGAR)
Hessisches Landesmuseum, Friedensplatz 1, D-64283 Darmstadt
e-mail. agarhessen@aol.com
Programm

Populationsstruktur und Raumnutzung der Kreuzotter im Lechtal: Ist ein Biotopverbundkonzept für die Kreuzotter realisierbar?

Daniel Käsewieter & Niels Baumann

Alpine Flussauen, wie das Lechtal auf bayerischer Seite, stellten Schlangen wie die Kreuzotter seit jeher vor besondere Herausforderungen. Waren es jahrhundertelang vor allem die Hochwasserereignisse, die die Landschaft immer wieder drastisch veränderten und die Etablierung einer Lebensweise, die an traditionelle Plätze gebunden ist, weitgehend verhinderten, so waren es in jüngerer Vergangenheit die Eingriffe des Menschen, die die ursprünglichen Habitate weitgehend zerstörten. Dennoch kann die Kreuzotter in dieser Flussaue noch an vielen Stellen regelmäßig angetroffen werden. Sie besiedelt wie auch die übrigen Reptilien heute vor allem Ersatzlebensräume. Die wichtigsten Habitate sind Hecken und Heiden entlang der Hochwasserdämme und die Kiefernwälder im Hinterland. Auch moorige Stellen im Hinterland werden bevorzugt besiedelt, sofern sie "Offenlandcharakter zeigen.
Die Größenstruktur der Population und die zahlenmäßig geringen Beobachtungen von subadulten Tieren deuten jedoch auf eine Überalterung der Population und auf ungünstige Nahrungsbedingungen für die Jungtiere hin. In den drei wichtigsten Untersuchungsgebieten erreichen die Ottern Individuendichten von 0,4- 4,1 pro Hektar.
Für den Schutz der Kreuzotter wurden im Lechtal vor allem folgende Maßnahmen vorgeschlagen: Anlage von Kleingewässern zur Förderung der Amphibiendichte als wichtigste Maßnahme um die Überlebensrate der Jungtiere zu erhöhen. Die Gesamtpopulationen würden am meisten von einer Vergrößerung der Offenflächen in den dichten Wäldern, einem geschickten Waldrandmanagement und einer Vernetzung der Teillebensräume profitieren. Dafür eignen sich besonders die Dämme sowie Leitungstrassen. In einigen Teilen des Lechtals sind die Restpopulationen aber bereits so isoliert und geschrumpft, dass hier ein intensives Management jedes einzelnen Fundpunktes nötig erscheint.

Daniel Käsewieter, Niels Baumann
Lehrstuhl für Tierökologie I, Universität Bayreuth, D-95440 Bayreuth
e-mail: kaesewieter@bionetworx.de
Programm

Phylogenie und Systematik der Kreuzottern (Vipera berus-Komplex)

Svetlana Kalyabina, Silke Schweiger, Ulrich Joger, Werner Mayer
Nicolay Orlov & Michael Wink

Die Einbeziehung molekularer Merkmale hat es in den letzten Jahren ermöglicht, Licht in die ungeklärte Phylogenie der Viperiden zu bringen. Die Vorstellung, dass die Vipera-Arten mit unvollständig geteilten Kopfschildern (V. ursinii-kaznakovi-Komplex und V. berus-Komplex) einem ganz ursprünglichen Ast der Viperinae angehören, wurde widerlegt. Statt dessen bilden sie, gemeinsam mit dem V. aspis-ammodytes-Komplex, als „Vipera sensu strictu“ eine von drei monophyletischen Untergruppen der Gattungsgruppe „Vipera sensu latu“ (Die anderen beiden Untergruppen bestehen aus den Gattungen Daboia, Macrovipera, der Untergattung Montivipera [Bergottern] sowie „Vipera palaestinae“). Die Schwestergruppe von „Vipera sensu latu“ ist der Eristicophis-Pseudocerastes-Komplex (Lenk et al. 2001).
Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb des V. berus-Komplexes wurden mit Hilfe mitochondrialer Gensequenzen (Cytochrom b, ribosomale 12S- und 16S-Sequenzen) analysiert. V. berus bildet gemeinsam mit V. nikolskii und V. barani aus der Schwarzmeerregion eine monophyletische Gruppe, deren Schwesterart V. seoanei aus den Pyrenäen darstellt. Die untersuchten Genmerkmale stimmen weiterhin darin überein, dass fünf Evolutionslinien abgrenzbar sind:

- die nord-mitteleuropäischen und asiatischen Kreuzottern (einschließlich V. b. sachalinensis  und einigen als V. nikolskii bestimmten Populationen);
- die alpinen Kreuzottern (genaue geographische Abgrenzung noch zu ziehen);
- die Balkankreuzotter (V. b. bosniensis);
- „typische“ V. nikolskii (auch hier geographische Abgrenzung noch unklar);
- V. barani einschließlich „V. pontica“.

Es ist noch zu früh, aus dieser phylogeographischen Aufspaltung taxonomische Konsequenzen zu ziehen. Morphologische Daten sprechen dafür, dass zwischen benachbarten Populationen der mitochondrialen Haplotypengruppen noch relativ rezent Genfluss stattfand (außer bei der geographisch isolierten V. barani). Alle fünf Populationsgruppen (einschließlich der bisher zur Nominat-Unterart V. b. berus gezählten alpinen Gruppe) verdienen allerdings zumindest Unterartrang.

Svetlana Kalyabina, Michael Wink
Institut für Pharmazeutische Biologie, Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 364, D-69120 Heidelberg, e-mail: kalyabina@hotmail.com

Silke Schweiger, Werner Mayer
Naturhistorisches Museum Wien, Chemosystematik, e-mail: werner.mayer@nhm-wien.ac.at

Ulrich Joger
Hessisches Landesmuseum Darmstadt, e-mail: u.joger@hlmd.de

Nicolay Orlov
Zoologisches Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften, St.Petersburg
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter (Vipera berus) in Schleswig-Holstein und im nördlichen Teil Hamburgs

Andreas Klinge & Christian Winkler

Die Verbreitung der Kreuzotter nördlich der Elbe wird dargestellt. Sie besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Geest. Ein Vorkommen auf der Geestinsel Sylt konnte bislang nicht sicher belegt werden. Im Östlichen Hügelland tritt sie eher verstreut auf, wobei sie in größeren Bereichen wie z.B. der Insel Fehmarn offensichtlich ganz fehlt. In der Marsch sind bis heute nur drei Vorkommen aus den Räumen Husum, Heide und Elmshorn bekannt geworden, die sich nahe der Geestkante befinden. In Schleswig-Holstein besiedelt die Kreuzotter vorwiegend Hoch- und Übergangsmoore bzw. deren Degenerationsstadien. Aus Sandheiden und Trockenrasen liegen aktuell nur wenige Nachweise vor. Viele dieser Standorte sind inzwischen aufgeforstet worden. Wälder und Forste werden offensichtlich nur selten besiedelt. Dabei handelt es sich vielfach um alte Sandheidestandorte. Darüber hinaus existieren eine Reihe von Vorkommen in Ruderalfluren an Gleisanlagen oder Bahndämmen, an Kanalböschungen und in Abbaugruben. Zu Bestandsgrößen sind nur wenige Zahlen vorhanden, die dargestellt und diskutiert werden. Angaben zur landesweiten Bestandsentwicklung liegen bislang nicht vor, doch ist angesichts der Zerstörung zahlreicher Habitate von einem erheblichen Bestandsrückgang der Kreuzotter in den letzten 100 Jahren auszugehen. Wesentliche Gefährdungsfaktoren sind die Entwässerung bzw. Kultivierung von Mooren, die Aufforstung von Sandheiden und Trockenrasen, die Sukzession der Moorrandbereiche und Ruderalfluren, die Fragmentierung von Habitaten sowie die Isolierung von Populationen.

Andreas Klinge
Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft e.V., AK Wirbeltiere, Ökologie-Zentrum
Schauenburger Str. 112, D-24118 Kiel, e-mail: klinge@ecology.uni-kiel.de

Christian Winkler
Wilhelminenstraße 35, D-24103 Kiel, e-mail: Chr.-Winkler@web.de
Programm

Die Kreuzotter des Grindenschwarzwaldes – Habitatnutzung und Schutzmanagement – eine Zwischenbilanz

Hubert Laufer

Das Untersuchungsgebiet befindet sich im LIFE-Projekt Grindenschwarzwald. Die Grinden sind das Ergebnis der lokalen Klimabedingungen mit langen schneereichen Wintern und sehr hohen Jahresniederschlägen (> 2.000 mm) sowie des menschlichen Einflusses: sie wurden vom 15. bis 18. Jahrhundert als Viehweiden genutzt. Charakteristisch sind heute die Feuchtheiden (u.a. Rasenbinse, Heidekraut, Pfeifengras) mit Berg-Kiefern. Die Höhenlage reicht von 1164 m ü. NN (Hornisgrinde) bis ca. 900 m ü. NN.
Die Kreuzotter ist im Grindengebiet flächig verbreitet, allerdings in unterschiedlicher Häufigkeit. In den durch die Berg-Kiefer dominierenden Bereichen ist die Kreuzotter auf Freiflächen angewiesen, die mehr als 25 m2 groß sind. Hier sonnt sie sich überwiegend in oder am Rande von Zwergsträucher (v. a. Heidelbeere) oder auf Totholz. In den offenen Feuchtheiden kommt sie i.d.R. am Rande von Berg-Kiefer-Inseln vor, die größer als 250 m2 sind. Hier sonnt sie sich überwiegend, je nach Temperatur, in oder auf Altgras (Pfeifengras) am Rande vom Zwergsträuchern (v.a. Heidelbeere, Erika, Rauschbeere) in einer max. Entfernung von 50 cm. Wichtig sind hier auch windgeschützte Buchten zwischen den Berg-Kiefern.
In einer Weidefläche (14 ha, Standweide) die seit fünf Jahren mit Kühen beweidet wurde, konnte im Frühjahr wie im Herbst keine Kreuzotter nachgewiesen werden. Aus der Zeit vor der Beweidung liegt ein Zufallsfund vor. Im Herbst konnte nicht weit außerhalb der Weide ein Weibchen nachgewiesen werden. Auf einer geplanten Viehweide (15 ha) konnten im Frühjahr 3 ♂♂,  1 ♀, 2 adulte und 2 subadulte Tiere beobachtet werden. Im Herbst nachdem mit Kühen (Hinterwäldler) beweidet wurde, konnten auf dieser Fläche keine Kreuzotter nachgewiesen werden. Ob die Rinderbeweidung tatsächlich negative Auswirkungen hat, soll in den nächsten Jahren geklärt werden. Auf einer Schafweide (8 ha, Koppelhaltung) konnten im Sommer 1 ♀ und 4 subadulte Tiere gezählt werden.
Im Sommer und Herbst 2002 wurden die ersten Pflegemaßnahmen durchgeführt: Entfernen von Fichten in Berg-Kiefer-Beständen, Entfernen von Fichtenwald, um Verbindungen zwischen Grindenflächen herzustellen und Einschlagen von Buchten in Berg-Kieferbeständen um windgeschützte Sonnenplätze zu erhalten.

Hubert Laufer
Friedenstraße 28, D-77654 Offenburg, e-mail: bfl.laufer@t-online.de
Programm

Verbreitung, Biologie und Schutz der Kreuzotter in der Schweiz

Andreas Meyer & Jean-Claude Monney

Mit Ausnahme der Westlichen Zentralalpen (Wallis) ist die Kreuzotter in allen biogeografischen Regionen der Schweiz verbreitet. Allerdings ist sie bis auf die Östlichen Zentralalpen (Graubünden) nirgends häufig. Im Schweizer Mittelland existiert nur eine einzige Population in einem Hochmoor des Kantons Zürich. Im Juragebirge lebt sie nur in den Kantonen Vaud und Neuchâtel, wo sie drei unterschiedliche Lebensräume bewohnt : Torfmoore, steinige Weiden sowie lichte Laub- und Nadelwälder auf Karst. In den Alpen lebt die Kreuzotter vor allem in Geröllhalden und Zwergstrauchheiden oberhalb der Waldgrenze, aber auch in lichten und feuchten Wäldern unterhalb derselben. Im Westen der Schweiz steht die Kreuzotter in Konkurrenz mit der Aspisviper. Gemäss einer Karte potentieller Lebensräume, welche mit einem „Generalisierten Linearen Modell“ errechnet wurde, könnte die Kreuzotter in Aspisviperhabitaten leben. Studien in einem Kontaktareal der beiden Arten im Berner Oberland zeigen aber, dass klimatische Faktoren eine weitere Verbreitung der Aspisviper verhindern, während die Verbreitung der Kreuzotter durch die Präsenz der Aspisviper limitiert wird.
Der Anteil melanistischer Kreuzottern variiert von Region zu Region, aber auch von Population zu Population innerhalb einer Region. Es scheint, dass der Melanismus bei dieser Art eher bei Populationen auftritt, die Waldgebiete bewohnen.
Der annuelle Aktivitätszyklus und die Nahrungsökologie der Kreuzotter in der Schweiz unterscheiden sich kaum von anderen untersuchten Populationen. Die Bestandesdichte pro Hektare variiert lokal beträchtlich (0,4 bis 3 Adulte / ha), ähnlich verhält es sich mit den Domänen einzelner Tiere (0,01 bis 7,9 ha). Die Größe der Metapopulationen bewegt sich zwischen 50 bis 100 Adulten im Juragebirge bis zu weit über 1000 im Kanton Graubünden.
Die Kreuzotter ist aus Teilen des Schweizer Mittellandes und des Juragebirges verschwunden, im Alpenraum sind die Bestände abnehmend. Nicht zuletzt deshalb ist sie Zielart mehrerer Schutzprogramme wie Populationsmonitoring, Habitataufwertungen, Ausweisung verschiedener Biotope als Lebensraum von nationaler Bedeutung und kontinuierliche Aktualisierung ihres Status auf der Roten Liste der Schweiz. Zusätzlich laufen derzeit genetische Studien, um die Effekte der Isolation bestimmter Populationen abzuklären.

Andreas Meyer, Jean-Claude Monney
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH)
Naturhistorisches Museum, Bernastrasse 15, CH – 3005 Bern, e-mail: Andreas.Meyer@cscf.unine.ch
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter, Vipera b. berus, (Linnaeus, 1758) im Freistaat Thüringen

Andreas Nöllert

Als Basis für die Darstellung der Verbreitung der Kreuzotter in Thüringen diente die Arten-Datenbank der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Jena, in der 602 Nachweise seit 1960 vorliegen.
Die Vorkommen in Thüringen und im östlichen Hessen repräsentieren den westlichen Zipfel eines nahezu geschlossenen Verbreitungsgebietes, welches sich vom Bayerischen Wald im Südosten über das Fichtelgebirge bis in die Ober- und Niederlausitz im Osten erstreckt.
Die Kreuzotter besiedelt vor allem die Thüringer Mittelgebirge sowie die Buntsandstein-Hügelländer Ost- und Südwest-Thüringens. Demgegenüber existieren nur wenige Nachweise von den Muschelkalk-Platten und -Bergländern (mit Konzentration in Meininger Kalkplatten) sowie aus den Ackerhügelländern (v. a. Altenburger Lößgebiet).
Im Mittelgebirgsraum liegen die Verbreitungsschwerpunkte im Mittleren Thüringer Wald, im westlichen Teil des Schwarza-Sormitz-Gebietes und im Südosten des Ostthüringer Schiefergebirges-Vogtland.
In den Buntsandstein-Hügelländern gibt es Nachweishäufungen auf der nördlichen Saale-Sandsteinplatte, im Paulinzellaer Buntsandstein-Waldland und im nordwestlichen Abschnitt des Südthüringer Buntsandstein-Waldlandes.
71 % der Funde liegen auf Höhenstufen zwischen 300 und 500 m ü. NN. Der höchste Nachweis gelang auf 900 m ü. NN (Gr. Eisenberg bei Schmiedefeld/Mittl. Thür. Wald) und der niedrigste Fundort befindet sich auf 135 m ü. NN in der Helme-Unstrut-Niederung.
Von der Kreuzotter werden vor allem mit Nadelwald bestockte Gebiete besiedelt. Deutlich weniger Fundorte sind aus Laub- bzw. Mischwäldern bekannt (z. B. Nordwestl. Thüringer Wald, Meininger Kalkplatten, Altenburger Lößgebiet).
Relativ individuenreiche Vorkommen kennen wir von Bergstöcken des Mittleren Thüringer Waldes (Kickelhahn-Lindenberg-Langer Berg), den Hängen des Schwarzatales, der Saale-Sandsteinplatte (Thüringer Holzland u. Raum um Neustadt/Orla) sowie aus dem Thüringer Vogtland (Zeulenroda - Greiz). Es gibt keine durch mathematische Methoden gestützte Bestandsschätzungen.
Bestandsrückgänge basieren vor allem auf veränderten Methoden des Waldbaues und der damit zusammenhängenden zunehmenden Beschattung z. B. von Waldwegen und -schneisen.
Die Kreuzotter ist im Freistaat Thüringen als stark gefährdete Art eingestuft. Zu ihrem Schutz wurde das Naturschutzgebiet „Weißacker“ im südlichen Teil der Saale-Sandsteinplatte eingerichtet.

Andreas Nöllert
Keßlerstr. 7, D-07745 Jena, e-mail: noellert@gmx.de
Programm

Population structure and social behaviour of Vipera berus
(Serpentes: Viperidae) in southern Dorset England

Tony Phelps

The adder, Vipera berus, has the widest distribution of any terrestrial snake and has been stated as being the commonest snake in Britain (Smith, 1973) althought it is more recently described as having a patchy distribution in England, Scotland, and Wales and is most abundant in southern England (Beebee & Griffiths, 2000).
A long term study of V. berus spanning thirty years was undertaken in south east Dorset, England, of a number of populations for which the results of two are presented here. The duration of the study has allowed detailed recording of the general population and subpopulations, (groupings), resulting in known life histories of individual snakes. The emphasis has been on structure and life cycles of subpopulations in relation to the general population embracing the aspects of reproduction, hierarchy, longevity, seasonal movement, site fidelity, and population stability.
Results are compared with those from other parts of the adder´s range and comparisons are also made with the life cycles and behaviour of some other viperids from temperate regions. The implications for appropiate conservation measures for Vipera berus are discussed.

Tony Phelps
Reptile Research & Imagery, 2 Grosvenor Road, Swanage, Dorset, BH19 2DD, UK
e-mail: TonyPandDianeM@aol.com
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter (Vipera berus) in Niedersachsen unter Berücksichtigung von Bremen und dem südlichen Hamburg

Richard Podloucky

Es wird die historische und aktuelle Verbreitung der Kreuzotter in Niedersachsen dargestellt und um einige Hinweise zu ihrem Vorkommen in Bremen und im südlichen Hamburg ergänzt. Aufgrund seiner ehemals vorhandenen ausgedehnten Moor- und Heidegebiete zwischen Elbe und Weser, in der Lüneburger Heide sowie im Weser-Aller-Flachland bildet das atlantisch geprägte niedersächsische Tiefland auch heute noch einen Verbreitungsschwerpunkt der Kreuzotter in Deutschland. Wesentlich zerstreuter liegen die Vorkommen in den Restmooren zwischen Weser und niederländischer Grenze. Auf den Ostfriesischen Inseln und in den Marschen fehlt die Kreuzotter, während sie im Weser- und Leinebergland sowie im Harz natürlicherweise selten ist. Die Höhenverbreitung reicht von 3 m üNN im Oldenburger Raum bis auf Höhen von etwa 820 m üNN im Harz. Auf Bremer Gebiet ist die Kreuzotter ausgestorben und auch an der südlichen Landesgrenze Hamburgs kommt die Art nur noch in ein bis zwei Gebieten vor.
Als Bewohner sogenannter "Wald‑Heide‑Moor‑Komplexe" besiedelt die Kreuzotter in Niedersachsen besonders Hochmoore und deren entwässerte und teilabgetorfte Degenerationsstadien, Heiden, lichte Wälder und ähnliche Magerbiotope.
Insgesamt sind die Bestände der Kreuzotter in den letzten 100 Jahren stark rückläufig, wofür neben der früheren systematischen Verfolgung insbesondere die Zerstörung der Hauptlebensräume verantwortlich ist. Mehr als 90 % der Hochmoore und mehr als 99 % der ursprünglichen Heiden wurden durch Abtorfung sowie Nutzung durch Land- und Forstwirtschaft vernichtet. Zusätzlich haben Straßen- und Siedlungsbau sowie Naherholung zu einer zunehmenden Verinselung noch existierender Vorkommen geführt. Auch natürliche Sukzessionsprozesse wie Verbuschung und Bewaldung halboffener Biotope tragen zum Rückgang bei. Infolgedessen wird die Art in der niedersächsischen Roten Liste der gefährdeten Reptilienarten als „gefährdet“, in Hamburg als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Richard Podloucky
Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Abt. Naturschutz
Am Flugplatz 14, D-31137 Hildesheim; e-mail: richard.podloucky@nloe.niedersachsen.de
Programm

Zur Lebensgeschichte einer Kreuzotter-Population am Rande der Großstadt Hannover: Historie, Lebensraumveränderung, Bestandsentwicklung und Schutz

Richard Podloucky

Unmittelbar vor den Toren der Hannovers liegt am Südrand des niedersächsischen Tieflandes das Altwarmbüchener Moor, ein Gebiet, in dem das Vorkommen der Kreuzotter bereits seit mehr als 100 Jahren dokumentiert ist (Blum 1888). Wie nahezu alle Moore in Niedersachsen wurde auch das Altwarmbüchener Moor bereits vor vielen Jahrhunderten durch Entwässerungsmaßnahmen, Abtorfung sowie folgende land- und forstwirtschaftliche Nutzung maßgeblich verändert. Zusätzlich durchschneiden heute 3 Autobahnen das Moor. Großflächige Baugebiete, eine mitten im Moor errichtete Mülldeponie der Stadt Hannover sowie die Nutzung von Teilbereichen als Naherholungsgebiet mit Wassersport- und Badeseen haben zu einer weiteren Zerstörung, insbesondere aber zu einer Verinselung des Lebensraumes der hier lebenden Kreuzotter-Population geführt. Lediglich randliche Strukturen sowie Hochmoor-Degenerationsstadien sind als inselartige Restlebensräume verblieben.
Seit mehr als 10 Jahren wird die Kreuzotter-Population im Hinblick auf ihre Raumnutzung, Veränderungen ihrer Lebensräume sowie ihres Bestandes durch das Niedersächsische Landesamt für Ökologie (NLÖ) im Rahmen unregelmäßiger Begehungen beobachtet und dokumentiert. Eine gezielte Untersuchung zur Raum-Zeit-Einbindung der Kreuzotter führte Schwarz (1994) in einem isolierten Teilgebiet in den Jahren 1993/94 im Auftrag des NLÖ durch, sodass für dieses Gebiet und diesen Zeitpunkt konkrete Zahlen über die Raumnutzung und Populationsgröße vorliegen. Aufgrund der zunehmenden Verbuschung und Bewaldung des verbliebenen Lebensraumes und einer offensichtlichen Bestandsabnahme der Kreuzotter wurden in den vergangenen Jahren kleinflächige Pflegemaßnahmen wie die Beseitigung des Busch- und Baumbestandes sowie Waldrandgestaltungen durchgeführt und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit für die Kreuzotter geprüft. Parallel dazu wurde Einfluss auf die regelmäßig durchgeführte Mahd von Wegrändern und Streuwiesen genommen, um Verluste von Kreuzottern zu vermeiden. Nebenbei wurden Erkenntnisse zum zwangsläufig auftretenden Konflikt „Mensch - Kreuzotter“ (Kreuzotterbisse, Störanfälligkeit, Verhalten der Menschen) gesammelt.

Richard Podloucky
Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Abt. Naturschutz
Am Flugplatz 14, D-31137 Hildesheim; e-mail: richard.podloucky@nloe.niedersachsen.de
Programm

Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter in Sachsen

Uwe Prokoph & Steffen Teufert

In Sachsen sind mehr als 50 Prozent der Messtischblatt-Quadranten von der Kreuzotter besiedelt. Damit kommt diesem Bundesland eine große Bedeutung für den Arterhalt zu. Zwei große Hauptverbreitungsgebiete können unterschieden werden; einmal die waldreiche Mittelgebirgsregion entlang der deutsch-tschechischen Grenze, mit bundesweiter Bedeutung und dann die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. In letztgenanntem Areal besiedelt die Art vorrangig erhalten gebliebende natürliche Habitate, nicht selten syntop mit Schling- und Ringelnatter. Dagegen ist sie im Gebirge vor allem in anthropogen entstandenen Habitaten vorzufinden.
Obwohl in den beiden Hauptverbreitungsgebieten noch stabile Populationen existieren, ist in Sachsen wie auch überall in Mitteleuropa ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Uwe Prokoph
Corinthstr. 33, D-01217 Dresden

Steffen Teufert
H.-Mann-Str. 21, D-01877 Bischofswerda, e-mail: Naturschutz.Oberl-Bergland@t-online.de
Programm

Erfahrungen beim Schutz der Kreuzotter (Vipera berus (L., 1758)) in der Radeburger und Laußnitzer Heide (Freistaat Sachsen)

Matthias Schrack

Nördlich der Landeshauptstadt Dresden erreicht die in Sachsen als „stark gefährdet“ geltende Kreuzotter ihre südwestliche Verbreitungsgrenze im Tiefland des Regierungsbezirkes Dresden. Ein zwischen zwei vielbefahrenen Asphaltstraßen eingebettetes, ungefähr 10 km² großes und weitgehend unzerschnittenes Waldgebiet in der Radeburger und Laußnitzer Heide ist Teil des großräumigen Reproduktionsgebietes einer individuenreichen Kreuzotterpopulation im Naturraum „Königsbrück-Ruhlander Heiden“. Während auf den von alten Elbeläufen abgelagerten Kieshochflächen trockenwarme Wälder (Kiefern-Halbforste) stocken, haben sich in feucht-kühlen Senken an den Hangfüßen der Kiesrücken Zwischenmoore und Tieflagen-Fichtenwälder entwickelt. Diese beiden Lebensraumtypen erreichen im Raum Radeburg – Großdittmannsdorf – Medingen ihre südwestliche Verbreitungsgrenze.
Zahlreiche Tiere und Pflanzen besitzen hier tier- bzw. pflanzengeografische Grenzstandorte.
Sommerjagdgebiete der Kreuzotter sind mesotroph-saure Zwischenmoore, seggen- und binsenreiche Waldwiesen sowie lückige Tieflagen-Fichtenwälder, die die Kreuzotter u.a. gemeinsam mit Grasfrosch (Rana temporaria), Moorfrosch (Rana arvalis), Blindschleiche, Waldeidechse und Ringelnatter besiedelt. Wesentliche Teile sind als Naturschutzgebiet „Moorwald am Pechfluss bei Medingen“ (NSG seit 7/1999), „Waldmoore bei Großdittmannsdorf“ (NSG seit 12/2000) festgesetzt bzw. geplantes NSG (Töpfergrund Radeburg).
Die Sonn- und Paarungsplätze der Kreuzotter befinden sich in Moorrandbereichen auf den von Kiefern-Halbforsten geprägten und trockenwarmen Kieshochflächen entlang von süd-, südwest- bzw. südostexponierten Kiefern-Jungwüchsen (Bestandesoberhöhe 2 bis 5 m). Das Bestandsalter beträgt zum Zeitpunkt der Erstbesiedelung durch die Kreuzotter wenigstens zehn Jahre. Spätestens im Jungbestands-Alter (Stangenhölzer mit einer Bestandesoberhöhe ab 5 m bis 12 m) werden die Lebensstätten vor allem wegen der fortschreitenden Verringerung der Besonnung und zunehmenden Beschattung der Säume entwertet und von der Kreuzotter wieder aufgegeben. Die Kreuzotter bewohnt diesen Teillebensraum gemeinsam mit Ringelnatter (Natrix natrix), Glattnatter (Coronella austriaca), Blindschleiche (Anguis fragilis), Zauneidechse (Lacerta agilis) und Waldeidechse (Lacerta vivipara). Einzelne Sonn- und Paarungsplätze sowie die beiden festgesetzten NSG sind in das FFH-Meldegebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ einbezogen.
Zum Schutz eines Kreuzotter-Lebensraumes mit der seltenen Vergesellschaftung von drei in Sachsen heimischen Schlangenarten sowie der vollständigen Reptilienfauna des Naturraumes werden seit 1996 biotoperhaltende Maßnahmen zur Bewahrung und Entwicklung von Sonn- und Paarungsplätzen, Sommerjagdgebieten sowie Wander- und Ausbreitungswegen umgesetzt. Über diese Maßnahmen wird im Vortrag schwerpunktmäßig berichtet.

Matthias Schrack
Hauptstraße 48 a, D-01471 Großdittmannsdorf
Programm

Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen eines Schutzprojektes für die Kreuzotter im Fichtelberggebiet (Erzgebirge)

Steffen Teufert

Der Fichtelberg ist mit 1.214 m ü. NN die höchste Erhebung Sachsens und Ostdeutschlands. Er zeichnet sich durch zahlreiche boreale sowie arktisch-alpine Floren- und Faunenelemente aus. In der Vergangenheit nahm auch die Kreuzotter als boreales Faunenelement einen festen Platz in dieser hochmontanen Landschaft ein.
Der Fichtelberg unterliegt einem immer stärker werdenden Nutzungsdruck durch den Tourismus, einhergehend mit einer ausgebauten Infrastruktur. Gleichzeitig verstärkte sich die Vermutung, dass der Kreuzottern-Bestand zurückgeht. Spezielle Untersuchungen fanden jedoch zu keiner Zeit statt. Im Frühjahr 2002 begann eine erste systematische Erfassung, nachdem in Auswertung der vorhandenen Unterlagen die potenziell nutzbaren Lebensräume kartografisch dargestellt wurden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen die Grundlage für ein Monitoring-Programm sowie eine Schutzkonzeption unter Berücksichtigung des Tourismus liefern.

Steffen Teufert
H.-Mann-Str. 21, D-01877 Bischofswerda, e-mail: steffen.teufert@tiscalinet.de
Programm

Die Kreuzotter im Toten Moor in der Region Hannover

Britta Thomas

Im Rahmen einer Diplomarbeit und einer Untersuchung im Auftrag des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie wurde von Frühjahr 1997 bis Frühjahr 1998 eine Studie zur Raum-Zeit-Einbindung der Kreuzotter in einem Teilbereich des Toten Moores nordöstlich vom Steinhuder Meer in der Region Hannover durchgeführt. Das etwa 480 ha große Untersuchungsgebiet umfasst im Wesentlichen degenerierte Hochmoorflächen. es erfolgte eine individuelle Unterscheidung der Kreuzottern mittels Fotoidentifikation anhand von Zeichnungselementen und der Pileusbeschilderung.
Insgesamt wurden 77 adulte Kreuzottern individuell erfasst, wobei das Geschlechterverhältnis etwa 1:1 betrug. Es wurden einige bedeutsame Teilbereiche ermittelt, in denen sich die Fundorte stark konzentrierten und während der gesamten Aktivitätsperiode Kreuzottern beobachtet wurden. Zwischen saisonal genutzten Teilhabitaten konnte keine klare räumliche Trennung festgestellt werden. Soweit ohne Anwendung der Telemetrie möglich, wurden Ortsbewegungen einzelner Kreuzottern erfasst. Die größte zurückgelegte Distanz zwischen zwei Fundorten betrug 330 m bei einem Kreuzottermännchen. Für ein Weibchen wurde ein Aktionsraum von 0,7 ha, für ein Männchen ein Aktionsraum von 0,4 ha ermittelt. Als Habitat wurden Pfeifengras-Moorbereiche, Heideflächen, Waldränder und Lichtungen sowie lichte Birken-Kiefern-Moorwälder von den Kreuzottern genutzt. Für die gesamte genutzte Fläche ergab sich eine Abundanz von einem Individuum pro Hektar; für einige Teilbereiche, in denen sich die Beobachtungen konzentrierten, ergaben sich jedoch höhere Werte. Bei der Interpretation der Ergebnisse zur Bestandsgröße, Raumnutzung und Abundanz muss berücksichtigt werden, dass es sich um kein klar abgrenzbares Untersuchungsgebiet handelt. Von Wanderungen zwischen den untersuchten und angrenzenden geeigneten Flächen muss daher ausgegangen werden. Die entscheidende Gefährdungsursache für die untersuchte Teilpopulation ist die Zerstörung und Veränderung des Lebensraumes durch den Torfabbau, flächenhafte Aufforstungen, intensive landwirtschaftliche Nutzung ehemaliger Abtorfungsflächen und die zunehmende Verbuschung verbliebener Reptilienhabitate. Schutz- und Pflegemaßnahmen, vor allem für die bedeutsamen „Kernbereiche“ und umliegende Flächen, erscheinen dringend notwendig.

Britta Thomas
Wallensteinstr. 106, D-30459 Hannover
Programm

Studie über eine Kreuzotter-Population im Schweizer Jura – Populationsgröße und Aussterbegefahr

Sylvain Ursenbacher

Die Kreuzotter (Vipera berus) besitzt ein überaus großes Verbreitungsgebiet, ist aber lokal sehr gefährdet. Im Juragebirge beispielsweise existieren nicht mehr als ungefähr dreißig Populationen, im Schweizer Teil des Gebirges gilt die Art als sehr gefährdet. Eine der wichtigsten Populationen des Schweizer Juras wird seit 1997 intensiv überwacht. Nachdem eine geeignete Methode zur Schätzung der Populationsgröße ausgewählt wurde (Verwendung des Programms CAPTURE), wurde diese jährlich neu geschätzt. Die Population zeigt sich seit 5 Jahren ziemlich stabil und umfasst zwischen 50 und 60 adulte Tiere.
Dank dem intensiven Studium der Population konnte deren Überlebens- und Fortpflanzungsrate wie auch das Risiko ermittelt werden, dass die Population erlischt. Es scheint, dass sich der Bestand langfristig halten kann. Nichtsdestotrotz ist er aber sehr empfindlich gegenüber jenen Störungen, welche den Verlust von trächtigen Weibchen zur Folge haben (Erschlagen, Wegfangen, Umsiedeln usw.)

Sylvain Ursenbacher
Laboratoire de Biologie de la Conservation (LBC), Institut d’Ecologie, Bât. de Biologie
CH – 1015 Lausanne, e-mail: Sylvain.Ursenbacher@ie-zea.unil.ch
Programm

Die traditionelle Nutzung von Schlüsselhabitaten bei der Kreuzotter (Vipera berus): Konsequenzen aus verhaltens-ökologischen Untersuchungen für Schutzkonzeptionen

Wolfgang Völkl & Paul M. Kornacker

Die Kreuzotter (Vipera berus) bewohnt in den europäischen Mittelgebirgen vor allem offene Flächen (Moore, Blockschutthalden, Waldlichtungen) innerhalb von Nadelwaldarealen. In diesem fragmentierten Lebensraum stellen Winterquartiere und Paarungsplätze wichtige Schlüsselhabitate dar, deren Nutzung sowohl den Jahreszyklus als auch die langfristige Populationsdynamik beeinflusst. Unterschiedliche Teilpopulationen nutzen diese Schlüsselhabitate langfristig und zeigen eine traditionelle Bindung an bestimmte Orte. Trächtige Weibchen verbleiben in der Regel bis zur Geburt der Jungtiere am Paarungsplatz, und die Jungtiere nehmen dort vor der Überwinterung die erste Nahrung zu sich. Eine langfristige Untersuchung im Fichtelgebirge zeigte, dass die meisten Kreuzottern zur Reproduktion an ihren Geburtsort zurückkehren, womit sich die Traditionenbildung erklären lässt. Wahrscheinlich erleichtert diese Bindung an das Schlüsselhabitat „Paarungsplatz“ das Auffinden der Geschlechtspartner innerhalb des auch natürlicherweise sehr fragmentierten Lebensraumes in Waldgebieten. Allerdings birgt die Traditionalität auch Gefahren. Nach der Zerstörung eines Paarungsplatzes (z. B. durch Aufforstung) nahmen die betroffenen Teilpopulationen stark ab, da die geschlechtsreifen Tiere im Frühjahr alternative Habitate nur dann als Paarungsplatz annahmen, wenn diese in unmittelbarer Nähe des alten Schlüsselhabitates lagen. Eine langfristige Schutzstrategie für die Kreuzotter muss deshalb prioritär auf den Erhalt der Paarungsplätze abzielen.

Wolfgang Völkl
Lehrstuhl für Tierökologie, Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth, e-mail: wolfgang.voelkl@uni-bayreuth.de

Paul M. Kornacker
Bundesamt für Naturschutz, Konstantinstrasse 110, D-53117 Bonn
e-mail: paul.kornacker@bfn.de
Programm

Zur Ökologie und Raum-Zeit-Einbindung einer Kreuzotterpopulation im Hessischen Spessart

Karin Weinmann, Christian Beck, Johannes Penner, Peter Sound, Ralf Wollesen & Ulrich Joger

Seit 1999 wird eine Population der Kreuzotter (Vipera b. berus L.) in einem 250 ha umfassenden Areal in der Gemeinde Jossgrund im Hessischen Spessart intensiv untersucht. Das Ziel hierbei ist, Daten über den Status der Population und deren Raumnutzung zu erlangen, um ein längerfristiges Schutzkonzept entwickeln zu können. Im Rahmen einer 2001 durchgeführten Diplomarbeit wurden u. a. alle bisher erfassten populationsrelevanten Daten ausgewertet. Vier Kreuzottern wurden für drei Monate telemetriert, um Informationen über individuelle Ortsbewegungen und das Thermoregulationsverhalten zu gewinnen. Entsprechende Ergebnisse hierzu werden vorgestellt.
Für die Projektjahre 1999 bis 2001 werden die Populationseckdaten wie Populationsgröße, Geschlechterverhältnis, Wiederfangraten und Abundanz dargestellt und miteinander verglichen. Das Geschlechterverhältnis stellt sich über die drei Projektjahre als annähernd ausgeglichen dar, der Altersaufbau der Population entspricht den aus verschiedenen Literaturangaben resultierenden Erwartungen.
Bei mehreren Tieren wurden größere Ortsbewegungen registriert. Die größte Strecke, die im Laufe einer Aktivitätsperiode zurückgelegt wurde, betrug 1350 m. Waldränder von jungen Fichtenschonungen waren während der gesamten Aktivitätsperiode bevorzugt genutzte Habitate.
Trotz der derzeit stabilen Situation der Kreuzotterpopulation im Jossgrund sind Gefährdungen zu erkennen. Als entscheidende Ursache wird die Veränderung des Lebensraumes angesehen. Es wird befürchtet, dass die Kreuzotterhabitate im Untersuchungsgebiet, die sich fast alle am Rand von jungen Fichtenschonungen oder auf offenen Windwurfflächen befinden, zukünftig ausgeschattet werden und damit für die Tiere nicht mehr nutzbar sind. Schutz- und Pflegemaßnahmen sollten sich daher in erster Linie auf den Biotopschutz konzentrieren.

Karin Weinmann
Leistenstr. 16, D-97082 Würzburg, e-mail: nirak_73@gmx.de
Programm

Kreuzotterbeobachtungen in einem Frühjahrsquartier im Nordharz-Vorland

Annette Westermann

Von 1991 bis 1995 wurden 13 Kreuzottern in ihrem Frühjahrsquartier beobachtet. Das Untersuchungsgebiet lieget am Nordharzrand (etwa 405 m ü.NN), zwischen Thale und Friedrichsbrunn. Es ist der Bereich eines ca. 370m langen Waldweges, der größtenteils in West-Ost-Richtung verläuft. Zwischen 1991 und 1995 säumte eine 12 m hohe Fichtenschonung mit einzelnen offenen krautigen Stellen und größeren Findlingen das Gebiet. Der Weg wies an seiner Nordseite reichlich sonnenexponierte Plätze auf, die die Kreuzottern für ihre Sonnenbäder nutzten. Regelmäßige Kontrollen entlang des Weges wurden bei günstiger Witterung von März bis Juli jeden Jahres durchgeführt.
Beobachtungstiere waren erwachsene, geschlechtsreife Ottern, die anhand ihrer individuellen Kopfzeichnung unterschieden werden konnten. Aus den fünfjährigen Beobachtungen lassen sich folgende allgemeine Ergebnisse ableiten:
• die ersten Ottern, immer Männchen, wurden erst Anfang April gesehen;
• die ersten Weibchen erschienen 1 bis 3 Wochen später;
• während des Aufenthaltes im Frühjahrsquartier wechselten die Tiere ihre Plätze, deren Entfernung bis zu 173 m entfernt waren;
• Weibchen paaren sich mehrmals innerhalb weniger Tage mit denselben oder mit verschiedenen Partnern;
• spätestens Ende Juni konnten keine Tiere im Untersuchungsgebiet mehr beobachtet werden;
• die Anzahl der jährlich angetroffenen Tiere nahm kontinuierlich ab;
• Ende August wurden einzelne Tiere (Bekannte und Unbekannte) und Jungtiere im Ostteil des Beobachtungsgebietes angetroffen.
Die Ursache für den Rückgang der Individuen ist in der Zunahme der Baumhöhe und der damit verbundenen Verschattung des Gebietes zu sehen, da bekannte Ottern auf geeigneteren Sonnplätzen wiedergefunden wurden.

Annette Westermann
Wallstr. 20, D-06493 Ballenstedt, e-mail: adivari@t-online.de
Programm

Vorläufiger Vergleich zweier linearer Kreuzotter-Habitate in der norddeutschen Tiefebene

Ralf Wollesen & Michael Schwartze

Zwei lineare Kreuzotterstandorte, der eine am Dortmund-Ems-Kanal (DEK) in Nordrhein-Westfalen und der andere am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) in Schleswig-Holstein gelegen, werden aufgrund ihrer besonderen Lage und Situation als anthropogene Habitate vergleichend dargestellt. Gemeinsam ist beiden die südexponierte Uferlage an einer Bundeswasserstraße, die Habitatbegrenzung nach Süden und Norden durch Wasserstraße und intensiver Landschaftsnutzung, die ungewöhnlich gute Einsehbarkeit in die Habitatstrukturen und die direkte Lage an einem frequentierten Wanderweg, die den Beobachter zu einem durch die Gewöhnung wenig störenden „Umweltelement“ werden lässt.
Die zugrundeliegenden Daten stammen für das NOK-Vorkommen aus dem Jahr 1996 während die Untersuchungen für das DEK-Vorkommen aus den Jahren 2001 und 2002 zur Zeit noch nicht abgeschlossen sind.
Die Habitatmerkmale beider Standorte werden dargestellt. Verglichen werden die ökologischen Eckdaten wie Populationsgröße und –dichte, das Geschlechterverhältnis, Raum-Zeit-Verteilung der einzelnen Funktionslebensräume und Wanderverhalten sowie Vitalität der Population. Auf Gefährdungsfaktoren und Zukunftsprognosen wird ebenfalls eingegangen.
Die Referenten interessieren sich für weitere rein linear verlaufende Kreuzotterlebensräume und hoffen auf diesem Wege auch auf Hinweise und Daten aus dem Auditorium bzw. der Leserschaft.

Ralf Wollesen
Taunusstraße 60, D-63538 Großkrotzenburg, e-mail: r.wollesen@gmx.de

Michael Schwartze
Oststraße 36, D-48231 Warendorf, e-mail: MichaSchwartze@aol.com
Programm

New data about hybridization between Vipera nikolskii Vedmederya, Grubant et Rudaeva, 1986 and Vipera berus berus Linnaeus, 1758

Olexandr I. Zinenko

Vedmederya, Grubant et Rudaeva is closely related to Vipera berus Linnaeus, 1758. Many investigators express doubts in species status of Vipera nikolskii and consider it an invalid species or subspecies of V. berus. The range of distribution of this form is well defined (almost all territory of Silva-steppe zone and northern part of steppe zone presumably from Podolian height in the west to the left bank of the Volga in the east The complex of characteristics is stable in the majority of populations; venom structure and cranium osteology have high levels of originality. In order to estimate possibilities of hybridization between these species, cross-breeding in captivity was carried out. Specimens, used in an experiment, originated from north-west part of Kiev region, Ukraine (V. berus, female), and from vicinities of Kharkiv (V. nikolskii,two males). Nine hybrids have been received.
Morphologically hybrids are intermediate between parental specimens. However, numbers of ventral and subcaudal scales of hybrids are slightly more than in parental species and specimens. Among hybrids, the frequency of midbody ventral scale anomalies is increased (8 of 9 specimens). One specimen has deformed cranium bones (shortened upper jaw, broaded head) and reduced number of ventral and subcaudal scales. Like juveniles of V. nikolskii, male hybrids become darker during several moults, but still keep light elements in coloration at length between 450-500 mm and age of one year (white supralabials, dots on the edges of ventral scales, weakly pronounced zigzag dorsal band). However, in the same age female hybrids have berus-like coloration, which gets only a little darker with time.
In nature, presumably hybrid populations were discovered on the territory of Kaniv nature reserve (Cherkassy region, Ukraine), on the right and left banks on the Dnepr river. Vicinities of Kaniv are known as an edge of distribution range of V. nikolskii (from description). Closest known populations of V. berus are in the Kiev region, to the north from Kaniv, on both banks of the Dnepr. Suitable adder habitats lengthways the Dnepr connect edge populations of V. nikolskii and V. berus and make possible gene exchange between them. Adders from right bank population from Kaniv nature reserve appeared very similar to V. nikolskii. However, almost all features of external morphology differ from typical V. nikolskii and are displaced to V. berus. All adult specimens have light elements in pattern of coloration. Berus-like colored adult specimens are observed with frequency 5,9-11,2%. Morphology of specimens from left-bank population is intermediate, but more similar to V. berus. Berus-like colored adult specimens are observed with frequency 33-45,5%. In both populations, frequency of midbody anomalies of ventral scales is high (12-33%). One specimen has 27 anomalies of ventral scales.
Comparison of populations from vicinities of Kaniv with populations from another regions shows, that V. nikolskii and V. berus on the edge of their distribution range possess intermediate characteristics of pholidosis. This fact allows to suppose widespread hybridization of these two species. Further investigation of this problem appears of great interest.
Summarizing, hybridization in captivity and nature is an argument for the subspecies status of V. nikolskii. However, further investigations of hybrid populations and test on fertility of hybrids F1 and F2 can further prove this conclusion. The issue of separate interest is high level of ventral scale anomalies, as the probable evidence of divergence of these species.

Olexandr I. Zinenko
Museum of Nature at Karazin Kharkiv National University
Trinkler st., 8, Kharkiv, 61022 Ukraine, e-mail: zinenkoa@yahoo.com
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