Artportrait Mauereidechse
Allgemeines
Name:
Mauereidechse
wissenschaftl. Name:
Podarcis muralis
entdeckt:
1768 Laurenti
Status
Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste ( V )
FFH-Richtlinie: Anhang IV - streng zu schützende Art
BNatSchG: streng geschützte Art
Merkmale
Die Mauereidechse erreicht eine Gesamtlänge von 20cm, in Ausnahmefällen auch 22 bis 25cm, wovon der Schwanzteil etwa zwei Drittel der Gesamtlänge darstellt. Der Körper ist schlank und abgeflacht mit kräftigen Beinen und langen Zehen. Das Halsband ist gewöhnlich glattrandig, die Rückenschuppen leicht gekielt. Die Rückenfärbung ist hell- bis mittelbraun oder grau, mitunter auch grünlich. Auffallend ist eine unregelmäßige schwärzliche Fleckung, die manchmal ein Netzmuster bildet. Die Unterseite ist sehr variabel gefärbt, von weißlich über gelblich bis rot und von ungefleckt bis stark gefleckt oder getüpfelt. Je nach Herkunft können die Tiere in Körperfärbung und Zeichnungsmuster stark variieren. im südöstlichen Verbreitungsgebiet existieren zahlreiche Unterarten. Die Lebenserwartung beträgt 4-6 Jahre, in Ausnahmefällen wurden Tiere mit einem Alter von bis zu 10 Jahren festgestellt.
adulte Mauereidechse (Podarcis muralis)
Lebensraum
Die Mauereidechse besiedelt ein breites Biotopspektrum. Es werden vor allem trockene Gebiete bevorzugt. Als typischer Kulturfolger ist die Mauereidechse in Weinbergen, Abbaugebieten, an Bahn- und Straßenböschungen sowie an Mauern und Gebäuden in Siedlungen und Städten anzutreffen. Natürliche Habitate stellen naturnahe Flusstäler mit Abbruchkanten und Schotterbänken sowie Felsen, Block- und Rosselhalden dar. Wichtig bei den Lebensräumen sind u.a. die Exposition (süd-, südwest- und südostexponierte Lage), geeignete Winterquartiere, sonnenexponierte offene Stellen und angrenzende vegetationsreiche Abschnitte als Jagdrevier.
Alte Trockenmauern mit vielen Spalten bieten einen optimalen Sonnenplatz und gleichzeitiges Winterquartier
Alte Burgen und Ruinen stellen durch ihre sonnenexponierten Standorte aus Gestein und Trockenmauern mit vielen Versteckmöglichkeiten einen optimalen Lebensraum dar.
Nahrung
Als Nahrung dienen verschiedenste Insekten wie beispielsweise Zweiflügler, Tausendfüßer und Schmetterlinge sowie Spinnentieren. Die Nahrung wird unter starkem Züngeln aktiv im Revier mehrmals täglich aufgesucht.
Auch die Mauereidechse dient anderen Reptilien als Nahrung. So beispielsweise der Glattnatter. Durch geruchliche Wahrnehmung kann die Mauereidechse die Anwesendheit der Schlingnatter feststellen und darüber hinaus zwischen für sie gefährlichen und ungefährlichen Schlangenarten unterscheiden.
Fortpflanzung
Die Geschlechtsreife erreichen Mauereidechsen mit 2 Jahren nach der zweiten Überwinterung. Die Paarungszeit findet zwischen März und Juli statt. Aufgrund optischer und geruchlicher Signale wählt das Weibchen ein Männchen aus und verpaart sich mit diesem.
Ein Monat nach der Paarung sucht das Weibchen zur Eiablage (2-10 Eier) vegetationsarme, sonnenexponierte Stellen, wie beispielsweise Schuttflächen, auf. In günstigen Fällen können bis zu dreimal jährlich Parrungen mit Eiablage stattfinden.
Nach 6-11 Wochen (meist Mitte Juli bis Mitte August) schlüpfen die ersten Jungtiere, dies ist temperaturabhängig und reguliert so den Schlupferfolg und die Entwicklungszeit. In klimatisch ungünstigen Jahren mit kühlem, verregneten Sommer verzögert sich der Schlupf. Die Jungtiere müssen sich genügend Reservern für die Überwinterung anlegen, so ist die Chance bei einem fühen Schlupf generell größer den Winter zu überleben.
Verbreitung
Das Verbreitungsareal reicht von Nord-, Nordost- und Mittel-Spanien ostwärts über Mitteleuropa und die Balkanländer bis zur Westküste des Schwarzen Meeres verbreitet. Die natürliche Verbreitungsgrenze im Norden wird auf den Kanal-Inseln, in Nordfrankreich, Südbelgien und im Süden der Niederlande erreicht. In Deutschland kommt die Art schwerpunktmäßig im Südwesten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor. Dabei werden klimatisch begünstigte Hanglagen an Rhein, Neckar, Mosel, Nahe, Lahn, Rur und Ahr bevorzugt. Weitere Vorkommen existieren in Hessen und im Saarland. In Nordrhein-Westfalen kommt die Art natürlicherweise im Rheintal bei Bonn und in der Eifel vor.
In der Vergangenheit gab es viele Verschleppungen und Einbürgerungen dieser Art innerhalb aber auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiet. So gibt es beispielsweise "gebietsfremde" Populationen in Duisburg, Düsseldorf, Bochum, Bonn, Bielefeld, Frankfurt/Main, Österreich (Linz, Schärding, Klosterneuburg), Kanada (Voctoria, Vancouver Island), Großbritannien (Portland, Bournemouth, Ventnor), USA (Ohio, Kentucky, Clarksville)
Gefährdung
Als Gefährdungsursachen gelten u.a. Rebflurbereinigungen, Bodenverdichtung und Errosion an Kletterfelsen, Rekultivierung von Abbaugebieten (in Form von unsachgemäßer Auffüllung), Entfernung und Sanierung von Trockenmauern, Ruinen und Burgen, Verschattung durch Verbuschung und Aufforstung.
Schutzmaßnahmen
Erhalt und langfristige Sicherung/Pflege von:
- alten Trockenmauern und Steinriegeln
- lichten Laubwäldern mit Felsbildungen
- Block-, Geröll- und Schutthalden
- gerölldurchsetzte Trockenrasen
Erhalt und Pflege brachliegender Sekundärstandorte, beispielsweise Abbaugebiete, Bahndämme, Wald-, Straßen- und Wegränder sowie Weinbaugebiete
Natürliche Fließgewässerdynamik, durch Abtrag und Auflandung entstehen wertvolle Lebensräume in Form von Abbruchkanten und Schotterbänken.
Einsatz von umweltschonenden Herbiziden, beispielsweise an Güterbahnhöfen
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