Mailing 5/2012 vom 13.02.2012

Literaturhinweis

Reptile Biodiversity - Standard Methods for Inventory and Monitoring

Standardmethoden für Erfassung und Monitoring von Reptilien

Inventarisierung, Bewertung und Monitoring von Reptilienpopulationen erlangen weltweit im Kontext des Artenrückgangs und des Naturschutzes immer größere Bedeutung. Vor allem, um Bestandsveränderungen im Rahmen von Monitoringprojekten bewerten zu können oder Untersuchungen in verschiedenen Gebieten zu vergleichen, sind standardisierte Methoden, die über einen längeren Zeitraum angewandt werden können und vom Beobachter weitgehend unabhängig sind, notwendig. Es ist das Anliegen der Autoren und Herausgeber des Buches „Reptile Biodiversity, Standard Methods for Inventory and Monitoring“ derartige Standardmethoden aufzuzeigen und ihre Anwendung zu propagieren. Die Vielfalt in Körpergröße, Körperform und Lebensweise sowie die Mannigfaltigkeit der Lebensräume der Reptilien bedingen, dass es nicht eine Standardtechnik geben kann, mit der alle Arten gleich erfolgreich festgestellt werden können. In dem Buch wird unter Mitwirkung von 70 Spezialisten versucht Methoden vorzustellen, die für die verschiedenen Reptilien von Krokodilen, Riesenschlangen, Land-, Wasser- und Meeresschildkröten bis zu baumlebenden Agamen, Geckos, Eidechsen oder grabenden Schlangen und Skinken geeignet sind. Dabei wird sowohl die Planung von Untersuchungen, als auch die Erfassung der Tiere und die Auswertung der gewonnen Daten berücksichtigt.
Nach einer Einführung über die Diversität der Reptilien beschäftigt sich der erste Teil des Buches mit den Grundlagen zur Planung von Freilandstudien zur Reptiliendiversität. Wichtige Themen sind hier die Handhabung lebender Reptilien, Alters- und Geschlechtsbestimmung, Markierung, Belegexemplare, die Integration von Umweltdaten oder die Anwendung von GIS.
Der zweite Teil des Buches ist den Methoden der Datenaufnahme und -auswertung gewidmet. Hier werden eine Vielzahl von Erfassungsmethoden in den unterschiedlichen Lebensräumen aufgezeigt. Dabei werden verschiedene Fallentypen, künstliche Versteckplätze und visuelle Beobachtungstechniken vorgestellt und ihre Eignung für die unterschiedlichen Ziele der Reptilienuntersuchungen diskutiert. In ausführlichen Tabellen werden publizierte Beispiele für Untersuchungen, in denen diese Methoden angewandt wurden, aufgelistet. Leider scheint den Autoren nicht englischsprachige Literatur jedoch völlig unbekannt zu sein. Über die Anwendung künstlicher Versteckplätze liegen beispielsweise eine Reihe umfassender Untersuchungen aus Deutschland vor, in der Tabelle sind sie alle nicht zitiert. Auf die Vorstellung der Erfassungsmethoden folgen Abschnitte über die Datenanalyse und über die Abschätzung von Populationsgrößen und Modelle zur Demografie.
Als Fazit bietet das Buch einen sehr ausführlichen Überblick über alle methodischen Aspekte der Erforschung der Reptiliendiversität. Gemäß der Verbreitung der Reptilien werden viele Methoden vorgestellt, die Artengruppen oder Lebensräume betreffen, die im palaearkischen Gebiet keine Relevanz haben. Dennoch gibt das Buch wertvolle Hinweise und Anregungen auch für Reptilienerfassungen in Europa. Ein derart umfangreiches Werk zu diesem Thema gab es bisher nicht.

Roy W. McDiarmid, Mercedes S. Foster, Craig Guyer, J. Whitfield Gibbons, Neil Chernoff (Eds.): Reptile Biodiversity Standard Methods for Inventory and Monitoring
Hardcover, 22 x 28,5 cm, 424 Seiten - ISBN: 9780520266711
California Unversity Press, Berkeley CA, London, Januar 2012

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