„Waren wir zu Beginn des E+E-Projektes noch ratlos, wie viele Schlangen, Zauneidechsen und Blindschleichen im Lechtal zwischen Klosterlechfeld und Rain leben“, so DVL-Geschäftsführer Wolfram Güthler, „so haben die zweijährigen Untersuchungen nun aussagekräftige und bundesweit einmalige Zahlen gebracht. Damit können wir nun Umweltminister Trittin zeigen, wie seine im neuen Bundesnaturschutzgesetz gemachten Aussagen zum Aufbau eines bundesweiten Biotopverbundsystems fachlich qualifiziert am Beispiel der Schlangen im Lechtal umgesetzt werden können.“
Südlich von Augsburg sind entlang des Lechs in den vergangenen zwei Jahren nahezu einhundert Schlingnattern und Kreuzottern nachgewiesen worden. Sie wurden gewogen, gemessen und ihre Zeichnung fotographisch festgehalten, damit bei einem Wiederfang eine Aussage über das Wanderverhalten einzelner Tiere möglich ist. Um den Aufenthalt der Tiere orten zu können, wurde die Telemetrie eingesetzt. Zwei Doktoranden der Uni Bayreuth ließen die Tiere sehr kleine von Hand gebaute Sender schlucken. So konnten sie über mehrere Wochen den Schlangen auf der Fährte bleiben. Der wissenschaftliche Betreuer der Doktorranden, Dr. Wolfgang Völkl von der Universität Bayreuth konnte so feststellen, dass Kreuzottern und Schlingnattern wesentlich größere Entfernungen zurücklegen, als bisher angenommen. Ein Tier beispielsweise wurde sechs Kilometer lechabwärts aufgespürt, so Niels Baumann, einer der Forscher im Lechtal. Selbst der Lech mit seinen breiten Staustufen wurde von mehreren Schlingnattern überquert. Beste Ausgangsbedingungen also, um die verinselten Vorkommen von Schlangen über einen Biotopverbund wieder zu vernetzen.
Die zwingende Notwendigkeit für einen Biotopverbund zeigten auf dem Symposium aktuelle Forschungsergebnisse aus den Niederlanden auf: „Nur wo sich Populationen austauschen kommt es zu keiner genetischen Verarmung und der Fortbestand ist dauerhaft gesichert“, so Dr. Ingo Janssen aus Amsterdam. Jannsen untersucht seit vielen Jahren die Ringelnattervorkommen am Standrand von Amsterdam und konnte so fundierte Dateien zur genetischer Verarmung isolierter Schlangenpopulationen liefern.
Einen breiten Raum bei der Veranstaltung nahmen Vorträge der Projekt-Partner im Lechtal aus der Forst- und Landwirtschaft sowie der Energieversorgung ein. So sind nach der Zerstörung der Primärlebensräume in der Wildflusslandschaft des Lechtals nun die Lechdämme der zentrale Lebensraum für Reptilien. Bernhard Kalusa, Werkleiter von E.ON Wasserkraft am Lech stellte denn auch fest: „Ohne unsere Staustufen und die kilometerlangen Dämme wäre der Lebensraum für Reptilien deutlich eingeschränkt“. Dies wird der DVL aufgreifen, um in Kooperation mit der Werkleitung und den zuständigen Naturschutzbehörden eine optimierte reptiliengerechte Pflege dieser Standorte zu entwickeln. „Damit soll das Lechtal eine Pilotfunktion übernehmen, wie in Zusammenarbeit mit Nutzern und Schützern auch in dicht besiedelten Regionen ein Biotopverbund aufgebaut werden kann“, so Güthler.
Der DVL plant eine Zusammenstellung aller Beiträge des Symposiums im Frühjahr 2002 zu veröffentlichen, um die Ergebnisse der Tagung auf breiterer Ebene bekannt zu machen und einen Austausch zum Thema Reptilienschutz und Biotopverbund auch über die Fachdisziplinen hinaus anzuregen.
Quelle: Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V., www.lpv.de