In der Reihe "Studien und Tagungsberichte des Landesumweltamtes Brandenburg (LUA)" ist jetzt die Dissertation von Norbert Schneeweiß: "Demographie und
ökologische Situation der Arealrand-Populationen der Europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg" erschienen.
Die mehrjährigen Untersuchungen haben gezeigt, dass die Europäische Sumpfschildkröte in Brandenburg bis heute in kleinen Restpopulationen überlebt hat. Die vorhandenen Populationen sind individuenarm und überaltert. Die Individuen ließen sich morphologisch der Subspezies Emys o. orbicularis und genetisch dem Haplotyp IIb zuordnen.
Fünf autochthone Populationen mit Individuenzahlen zwischen drei und zwölf Tieren wurden individuell erfasst. Bevorzugte Habitate sind stark strukturierte Verlandungszonen von Flachseen und Kleingewässern in gewässerreichen Regionen. Die ermittelten Home ranges reichten von 700 bis 4.900 m2. Die Überwinterung erfolgte bevorzugt über schlammigem Grund in gehölzreichen Verlandungszonen der Gewässer.
Für die Eiablage suchten die Weibchen mikro-klimatisch exponierte Standorte bis in mehrere hundert Meter Entfernung vom Wohngewässer auf. Meist nutzten mehrere Weibchen den gleichen Gelegeplatz über mehrere Jahre.
Auf Grundlage einer abgeleiteten Temperatursummenformel konnte anhand der Sonnenscheindauer Aussagen über den Entwicklungsstand der Embryonen und den Schlupferfolg abgeleitet werden. Anhand der mittleren Sonnenscheindauer für Brandenburg wiesen für den Zeitraum 1960 bis 1999 45% der Jahre günstige, 28% schlechte bis mittelmäßige und 27% unzureichende klimatische Verhältnisse für eine erfolgreiche Inkubation der Eier auf. Die Schlüpflinge überwintern in den Gelegehöhlen. Sinken die Bodentemperaturen längere Zeit unter -6°C, erfrieren die Schlüpflinge. Im Zeitraum von 1994 - 2000 lagen in drei von sechs Wintern günstige Schlupfbedingungen vor. Nur durch die hohe Lebenserwartung der Schildkröten, die jährliche Eiablage (max. 21 Eier pro Gelege, Mittelwert 12,6 Eier) können langfristig klimatisch bedingte Reproduktionsausfälle kompensiert werden.
Durch den Schutz der Gelegeplätze vor Prädatoren und Bewirtschaftungsmaßnahmen konnten im Frühjahr 1995 und 2000 an jeweils einem Standort abwandernde Schlüpflinge nachgewiesen werden.
Die aktuellen Erkenntnisse über die Lebensräume, Wanderung und Reproduktion der Europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg haben die Überlebenschancen der Restpopulationen am nordwestlichen Arealrand deutlich verbessert. Die ersten Reproduktionserfolge auf gesicherten Gelegeplätzen sowie die vermehrte Beobachtung juveniler und subadulter Tiere stimmen hoffnungsvoll.
Studien und Tagungsberichte des Landesumweltamtes Brandenburg (LUA) Band 46: Schneeweiß, Norbert (2003): "Demographie und ökologische Situation der Arealrand-Populationen der Europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg", 106 S. ISSN 3-0948-0838,
Der Preis beträgt 7,- € (Schutzgebür).
Bestelladresse: Landesumweltamt Brandenburg, Berliner Straße 21-25, 14467 Potsdam.